Und wieder fließt Geld nach Neustadt

Das Land Hessen nimmt die Stadtteile als Förderschwerpunkte im Dorfentwicklungsprogramm auf

Fördertopfkönig Thomas Groll hat wieder zugeschlagen: Neustadts Bürgermeister rechnet damit, dass rund eine Million Euro in den nächsten sechs Jahren in die Stadtteile fließen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Langsam aber sicher sollte die Stadt Neustadt als fester Bestandteil in die Vordrucke in Wiesbaden aufgenommen werden. Frei nach dem Motto: „Fördermittel aus dem Programm XY gehen nach Neustadt und…“ Denn zum erneuten Mal hat die östlichste Stadt des Landkreises Marburg-Biedenkopf die Aufnahme in ein Förderprogramm geschafft: Dieses Mal sind es die Stadtteile Mengsberg, Momberg und Speckswinkel, die in den Genuss von Geldern aus dem Umweltministerium kommen werden. Bürgermeister Thomas Groll geht „vorsichtig optimistisch“ davon aus, dass in den kommenden sechs Jahren rund eine Million Euro dorthin fließen werden. Die tatsächliche Summe steht noch nicht fest. Insgesamt 24 Millionen Euro stellt die hessische Landesregierung gemeinsam mit der EU und dem Bund für das Förderprogramm „Dorfentwicklung“ zur Verfügung, wie Ministerin Priska Hinz bei der Übergabe der Förderbescheide betonte. Neu in das Programm nahm das Umweltministerium neben Neustadt noch die Gemeinde Sinn auf – Kirchhain und Amöneburg gehen somit leer aus.

Bald können und sollen sich die Bürger einbringen

Groll bezeichnete die Aufnahme als „Meilenstein“ für die zukünftige Entwicklung der Stadtteile und freute sich, dass ein großer Wunsch in Erfüllung gehe – schließlich sei in der Kommune seit dem Jahr 2014 auf die Förderung hingearbeitet worden. Ein wichtiger Faktor für ihn: Die erfolgreiche Teilnahme aller Stadtteile am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Damit hätten die Orte eine hervorragende Vorarbeit geleistet und zahlreiche gute Ideen für die kommenden Jahre entwickelt. Groll lobte in diesem Zusammenhang die Ortsvorsteher Karl Stehl (Speckswinkel), Jörg Grasse (Momberg) und Karlheinz Kurz („Golddorf“ Mengsberg), die „Motoren der Entwicklung vor Ort“ seien.

Erster Schritt ist die Erstellung eines „integrierten Handlungskonzeptes“. Dabei gilt es, die Besonderheiten der jeweiligen Stadtteile zu bewahren, aber gleichzeitig auch die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Dieser, so Groll, „inhaltlich theoretische Prozess“ soll im kommenden Jahr beginnen. Er plant, zunächst eine Auftaktveranstaltung für alle drei Stadtteile zusammen auszurichten, dann Rundgänge und „Brainstorming“ in den einzelnen Orten folgen zu lassen, um dann letztendlich Arbeitsgemeinschaften ins Leben zu rufen, die sich mit übergeordneten Themen wie Familie, Kinderbetreuung, Mobilität und vielen anderen beschäftigen. „Es ist mehr als positiv, dass das bürgerschaftliche nach der sozialen Stadt in der Kernstadt nun auch in den Dörfern gefragt ist. Ich erwarte mir vom Einsatz in kleinen Einheiten zusätzlichen Schub. Die Menschen bekommen die Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung der Zukunft ihrer Heimatorte einzubringen“, betont Groll und verweist auf das Motto der Bewerbung „Wir nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand“.

Neben dem Handlungskonzept fördert das Land zunächst „klassische Dorferneuerungsprojekte“ wie Sanierungen. Da-

bei bekommen auch Bürger von Mengsberg und Speckswinkel die Möglichkeit, Gelder für Privatprojekte abzugreifen – in Momberg ist dies nicht möglich, da der Stadtteil erst in der Dorferneuerung war.

Die Fördermöglichkeiten umfassen neben Investitionen in Gebäude und Grundversorgung auch soziale und kulturelle Vorhaben sowie Dienstleistungen für Beratung, Moderation und Marketing für Innenentwicklungsprojekte. So heißt es aus dem Ministerium. Groll jedenfalls hat bereits zahlreiche Ideen für Themen, die angegangen werden sollten: die weitergehende Nahversorgung, die Mobilität der Menschen im ländlichen Raum (Stichwort: Bürgerbus), das Wohnangebot für junge Menschen, die Stärkung des Ehrenamts, die Seniorenarbeit und vieles mehr. „Eine der Hauptfragen ist aber auch, was mit dem Anbau des ehemaligen Kindergartens Momberg passiert“, stellt er heraus, um dann die Überlegungen für ein Dorfgemeinschaftshaus in Mengsberg oder eine eventuelle Nahwärmeversorgung in Momberg oder Speckswinkel anzuregen.