Stadt lässt Hochwasserschutz prüfen

 

Land Hessen stellt 10 000 Euro zur Verfügung  Ziel ist es, mögliche Schwächen zu erkennen

„Wir hatten in den vergangenen Monaten und Jahren Glück“, sagt Bürgermeister Thomas Groll und freut sich, dass Neustadt in jüngster Vergangenheit von Überschwemmungen verschont blieb.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Millionenbeträge wollten vor einigen Jahren weder die Stadt noch die Stadtverordneten in den Schutz vor den Auswirkungen von Starkregen investieren. Nun gewährt das Land Hessen den Neustädtern 10 000 Euro für ein „kommunales Hochwasseraudit“. Will heißen: Es gibt Geld, um die Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen und sich Verbesserungsvorschläge machen zu lassen.

Gleich mehrfach hatte es in den vergangenen Jahren so heftig geregnet, dass wahre Wassermassen sich ansammelten, ins Tal liefen und die Neustädter Innenstadt fluteten – und dort teilweise erhebliche Schäden hinterließen. Danach widmete sich die Stadt intensiv den Gründen und der Vorsorge.

Eine Studie der Gießener Justus-Liebig-Universität (Fachbereich Landwirtschaft) ergab, dass Veränderungen bei der Bewirtschaftung der am Hang liegenden Felder der Hochwasserschutz verbessert werde – beispielsweise durch einen Verzicht auf Mais, durch Zwischenfrüchte mit Mulchsaat, durch quere Bewirtschaftung oder Schonstreifen. Um daraus resultierende Verluste aufzufangen, wird den Landwirten im Heidental

ein Zuschuss gewährt. Das entsprechende Förderprogramm betreut der Wasser- und Bodenverband Marburger Land.

Von der Umsetzung der Vorschläge aus einer weiteren Studie sahen die Neustädter damals indes ab: Acht Regenrückhaltebecken wären notwendig, um für einen optimalen Schutz der Stadt zu sorgen. Kostenpunkt: schlappe dreieinhalb Millionen Euro. Eine Investition, die nicht nur in Zeiten klammer Kassen fernab der Realität war. Vor allem, da es maximal alle 100 Jahre so stark regnet, wie am 5. Juni 2011, als 20 bis 69 Liter innerhalb von 30 Minuten pro Quadratmeter herunterkamen.

Doch auf Statistiken will sich Groll ohnehin nicht verlassen. Und aufs Glück auch nicht – und das habe die Stadt in der jüngsten Vergangenheit gehabt, als sie von Starkregen verschont blieb, es aber beispielsweise Homberg Ohm und Efze oder Arnshain erwischt habe.

Entsprechend freut er sich über die 10 000 Euro für das „Hochwasseraudit“ – dessen Erstellung er für sehr sinnvoll hält. Eine solche Begutachtung des Hochwasserschutzkonzeptes bietet die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall an, die dann verschiedene Dinge wie Flussläufe, Rückschnitte und vieles mehr unter die Lupe nimmt. Am Ende soll eine Bewertung der getroffenen Vorsorgemaßnahmen stehen. Zudem ist ein Ziel natürlich, Schwächen zu entdecken und Vorschläge zu unterbreiten, wie sich diese möglichst kostengünstig beheben lassen.

Ein weiterer Punkt ist aber auch, wie der Bürgermeister hervorhebt, die Unterstützung der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung gegenüber Betroffenen und Öffentlichkeit – nach den aus ungewöhnlich starkem Regen resultierenden Überschwemmungen hatte die Stadt schließlich heftig in der Kritik gestanden.