Souveräne Redner auf Stimmenpfang

Thomas Groll (CDU) und Georg A. Metz (SPD) waren beim OP-Wahltalk in Neustadt

Neustadt. Zwei souverä­ne Kandidaten äußerten sich zu klassischen Wahl­kampfthemen: Der OP-Wahltalk im Haus der Begegnung verlief ohne Meinungsverschieden­heiten – zumindest fast.

von Markus Engelhardt

Wer zu Beginn von Manfred Hoims Arbeit als Bürgermeis­ter von Neustadt geboren wur­de, ist heute volljährig. Zeit, den Chefsessel im Rathaus zu räumen, mag das Stadtober­haupt denken und macht Platz für einen jüngeren Nachfolger.

Die Kontrahenten um diese Position – so viel sei vorwegge­nommen – gaben beide ein an­sehnliches Bild ab, als sie sich während des OP-Wahltalks im Haus der Begegnung den Neu­städtern stellten. Stadtverord­netenvorsteher und CDU-Kan­didat Thomas Groll bewies ebenso wie SPD-Bewerber Ge­org August Metz, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte. Ins Stocken kam keiner der bei­den politischen Gegner -gleich, ob es um den Finanz­haushalt ihrer Heimatstadt, de­ren Zukunft oder um das The­ma Familienförderung ging.

Besonders letztgenannter Themenkomplex hatte es Metz angetan: Mehrfach betonte der Sozialdemokrat, sich als Bür­germeister insbesondere für die Belange der Familien ein­setzen zu wollen. Sein christde­mokratischer Wahlkampfgeg­ner nutzte unterdessen seine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik, verband sämtliche Ausführungen mit Beispielen aus Neustadts Ge­schicken und Geschichte.

„Wenn wir über die Innen­stadtentwicklung sprechen, müssen drei Worte genannt werden“, erklärte Groll zu ei­nem der wenigen strittigen Dis­kussionsthemen und zählte auf: „Leben, einkaufen, wohnen.“ Die Probleme des Einzelhan­dels in der Kernstadt seien kein Neustädter Phänomen, fügte der CDU-Mann hinzu. Zudem gebe es kein Patentrezept, um den Leerständen entgegenzu­wirken. Seine Ziele seien, den Einzelhandel zu stärken und das gastronomische Angebot in der Marktstraße zu verbessern.

Metz stimmte ihm zu, dass Rat von Experten zur Lösung der genannten Probleme vonnöten sei. Die ablehnende Haltung des Christdemokraten gegenüber der Ansiedelung ei­nes weiteren Lebensmittel­markts erinnere ihn jedoch an sozialistische Planwirtschaft. „Die Konzeption der Innenstadt muss der Nachfrage angepasst werden“, erklärte der SPD-Kandidat. „Vor allem müssen wir kostenlose Parkplätze schaffen.“ „Parken in Neustadt kostet nirgendwo Geld“, rea­gierte Thomas Groll. „Es sei denn, Sie parken falsch.“

Lebensmittelmärkte oder Einzelhandel

Carsten Beckmann – stellver­tretender OP-Lokalchef und mit OP-Redakteur Bodo Ganswindt der Moderator des Wahl­talks – merkte an, dass es gene­rell keine besonders deutlichen Unterschiede in den Wahlpro­grammen der beiden Kandida­ten gebe. „Herr Beckmann will Unterschiede“, meinte Groll, „dann wollen wir doch mal wel­che herausarbeiten.“ Er berich­tete, die SPD habe sich mehr­fach dafür eingesetzt, neue Le­bensmittelmärkte anzusiedeln, während er selbst auf den klassischen Einzelhandel setze. Metz antwortete, der Tod der Marktstraße sie die Folge einer nicht erfolgten Planung seitens der CDU-Mehrheit. „Es geht darum, ein Konzept zu ent­wickeln“, wiederholte der Sozi­aldemokrat. „Die Entwicklung der Neustädter Innenstadt braucht ein festes Fundament.“

Unter den Fragestellern aus dem Publikum waren auch Mandatsträger. Hans-Gerhard Gatzweiler von der SPD-Frakti­on im Stadtparlament wollte wissen, welche Erfahrungen die beiden potenziellen Bürger­meister im Werben um Investo­ren haben. „Ich kann diesbe­züglich keine Erfahrungen vor­weisen“, gab Groll zu. „Aber meine Arbeitgeber sind sehr zufrieden mit mir.“ Er traue sich zu, in den „Gelben Seiten“ zu blättern und ein Konzept zu entwickeln: „Dazu gehört Fleiß, aber sicher auch Glück.“

Was außer Glück und den „Gelben Seiten“ nötig sei, frag­te Beckmann den SPD-Kandi­daten. „Man muss Leute ken­nen“, antwortete Georg A. Metz. Es sei zudem notwendig, sich leistungsstarke Partner zu suchen. Dabei seien seine be­ruflichen Kontakte hilfreich, fügte der 46-Jährige hinzu.

Das Konkurrenzdenken zwi­schen Momberg, Mengsberg, Speckswinkel und der Kern­stadt sei weitgehend aufgelöst, konstatierte Metz, als es um den Umgang mit den Stadttei­len ging: „Dieses Wir-Gefühl muss ausgebaut werden!“

„Wir haben in der Vergangen­heit erhebliche Investitionen getätigt“, stellte Groll fest. „Die Stadtteile sind gut zusam­mengewachsen, und dieser Weg sollte fortgesetzt werden.“

Bürgerinitiative und Stadtparlament

Auch in Sachen Vereinsförde­rung herrschte traute Einigkeit auf dem Podium. Groll sprach davon, selbst in Zeiten knapper Kassen als allerletztes das Geld für die Vereine zu kürzen. Und auch Metz erklärte: „Es ist völ­lig klar, dass die Vereine das Rückgrat unserer Stadt sind.“

Um Neustadt für Familien at­traktiv zu halten, sei es wichtig, etwas für Infrastruktur und Ar­beitsplätze, für Kultur und Kin­derbetreuung zu tun – auch da­rin waren sich die Bürgermeisterkandidaten der beiden großen Volksparteien einig.

Kein Konsens herrschte allerdings, als Karl Stehl von der CDU-Fraktion den SPD-Kandi­daten darauf ansprach, in sei­nem Lebenslauf zu berichten, mit einer Bürgerinitiative zwei Änderungen der Abfall-Ge­bührenordnung möglich ge­macht zu haben. Metz stellte klar, die Arbeit der Initiative habe durchaus Druck auf die Stadtverordneten ausgeübt. „Souveräne Redner auf Stimmenpfang“ weiterlesen

Mann mit Mütze spaziert durch die kühle Morgenluft

Bürgermeisterwahl in Neustadt: Ein Tag mit CDU-Kandidat Thomas Groll

Neustadt. Vor der Bür­germeisterwahl am 14. Januar begleitet die OP die Kandidaten im Wahl­kampf – heute: Christde­mokrat Thomas Groll.

von Markus Engelhardt

„Ich will alle Stimmen haben“, stellt Thomas Groll klar. Dies ist der Grund, warum der junge Christdemokrat sich die Mühe macht, jeden Neustädter Stadt­teil zu besuchen und an jeder Haustür zu klingeln. Auf einen möglichen Vorteil durch den Umstand, dass er das Amt des Stadtverordnetenvorstehers ausübt, will sich der 36-Jährige nicht verlassen.

Und so spaziert der Mann mit der Mütze in den frühen Mor­genstunden des vorletzten Tags des Jahres durch Mengsberg. Begleitet wird der CDU-Bür­germeisterkandidat von einem Tross altgedienter Parteifreun­de, darunter der frühere Orts­vorsteher Heinrich Hasen­pflug. „Erinnern Sie sich noch, was Sie anfangs zu mir gesagt haben?“, fragt Groll den 77-Jährigen und zitiert: „Mal se­hen, was der junge Mann so kann.“ Hasenpflug erinnert sich gut und bescheinigt dem CDU-Kandidaten: „Der junge Mann hat sich gemacht.“ „Mann mit Mütze spaziert durch die kühle Morgenluft“ weiterlesen