Am Jugendraum entsteht eine Parkour-Anlage

Trendsport-Angebot soll besonders für Jugendliche attraktiv sein

Möglichst elegant, aber auch effizient, wollen „Traceure“ bei der neuen Trendsportart Parkour Hindernisse überwinden. Am Jugendraum bauen sich die Neustädter derzeit eine eigene Anlage.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Fleißig werkeln Mitarbeiter der Gemeinwesenarbeit und Flüchtlinge, die in Neustadt leben, an der neuen Parkour- Anlage – einer Art Turm, dessen Hindernisse auf unterschiedliche Art und Weise überwindet werden können. Ursprünglich war geplant, mit den Mitteln aus dem Topf „Sport und Flüchtlinge“ einen Trimm-Dich-Pfad zu bauen – doch dann wurde den Neustädtern bewusst, dass es zum einen im Bürgerpark bereits ein ähnliches Angebot gibt und zum anderen eine Anlage für eine Trendsportart insbesondere für Jugendliche etwas Besonderes und noch dazu eine echte Attraktion ist. „Einen neuen Trimm-Dich-Pfad brauchen wir nicht“, sagt Bürgermeister Thomas Groll.

Eigentlich suchen sich „Traceure“ – so lautet der Fachterminus für Parkour-Sportler – in Innenstädten Routen, auf denen sie verschiedene Hindernisse überwinden müssen. Doch Neustadt bekommt eben eine eigene Anlage: Für die Fachberatung sorgt Marcel Berlin, der den Sport seit sechs Jahren betreibt, beim TSV Ockershausen in Marburg sogar einen entsprechenden Kurs anbietet und für sein Hobby schon weit durch Europa gereist ist. „Ich habe schon viele Parkour-An- lagen gesehen und genutzt und kenne viele, die welche errichtet haben. Das hier ist aber tatsächlich die erste, an der ich mitplane und -baue“, gibt er zu und ergänzt, in die Gestaltung Ansätze von anderen Anlagen aber auch eigene Ideen einzubringen. „Sie soll sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet sein“, betont der 21-Jährige, ehe er von einer Plattform auf die nächste springt: „Teils geht’s in die Höhe – man kann aber auch Hindernisse in geringer Höhe überwinden.“

Das Wichtigste sei, die eigenen Grenzen zu kennen und nur Stück für Stück zu erweitern: „Die Selbsteinschätzung ist wichtig. An sich ist Parkour nicht so gefährlich, wie es aussieht – es gibt weniger Verletzungen als beim Fußball“, sagt Marcel Berlin.

Der Bau der Anlage wird jedenfalls immer mehr zum Gemeinschaftsprojekt: Die Eichenstämme, die die Anlage tragen, stammen aus dem Neustädter Wald. Der Bauhof bohrte die entsprechenden Löcher, und fünf Eriträer unterstützten Martin Methfessel von der Gemeinwesenarbeit beim Betonieren und beim Einlassen der Stämme. Inzwischen haben er und seine Mitstreiter mit Unterstützung zahlreicher Flüchtlinge und einiger Besucher des Jugendraums dem Gerüst quasi schon eine Verkleidung verpasst. Im Juni steht der Aufbau des Bodens auf dem Programm: Zunächst kommen 36 Tonnen Schotter auf die Erde, dann folgt eine Lage Feinkies, ehe Gummimatten als Fallschutz aufgebracht werden. „Das war das teuerste am Projekt – aber es muss sein“, stellt Methfessel heraus, während Marcel Berlin ergänzt, dass die Anlage vielseitig nutzbar sei: „Man kann auch Krafttraining daran machen – zum Beispiel Dips am Barren.“

Die Einweihungsfeier ist für Anfang Juli geplant. Marcel Berlin hat auch schon angeboten, einen Einführungstag zu organisieren, um Kindern und Jugendlichen zu erklären, wie sie die Anlage korrekt nutzen.

Land Hessen setzt die Förderung mit 170000 Euro im Jahr fort

Bürgermeister Thomas Groll hofft, dass auch nach Ablauf des Förderprogramms weiter Gelder nach Neustadt fließen

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Einmal mehr gab es aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration eine gute Nachricht für die Stadt Neustadt: Das Land fördert auch in diesem Jahr die Gemeinwesenarbeit und die Koordination der Ehrenamtsarbeit in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge mit 170 000 Euro. „Die in Neustadt aufgebauten Strukturen gelten landesweit als vorbildlich. Dies bekommen wir bei verschiedenen Treffen

immer wieder zu hören“, freut sich Bürgermeister Thomas Groll und betont: „Dass es bei uns bis auf kleinere Vorfälle ruhig geblieben ist, führe ich auch auf das engagierte Arbeiten des Teams der Gemeinwesenarbeit und der Ehrenamtsbetreuung zurück.“ Zahlreiche Menschen – Hauptamtliche und Freiwillige – würden sich um die Integration der Geflüchteten kümmern: „Die Situation seit Anfang 2015 war für unsere Kommune immer wieder herausfordernd. Gemeinsam haben wir uns aber den Anforderungen gestellt und gute Lösungen gefunden“, ergänzt der Bürgermeister und lobt die Bürger für ihren großen Einsatz. „Land Hessen setzt die Förderung mit 170000 Euro im Jahr fort“ weiterlesen

Kiefer will eine „Schnittstelle“ sein

28-Jährige soll Flüchtlinge und Sportvereine zusammenbringen

Eigentlich sei der Begriff „Sportcoach“ etwas irreführend, sagt Sonja Kiefer und bezeichnet sich eher als Koordinationskraft beziehungsweise Bindeglied zwischen Flüchtlingen und Vereinen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Das Team der Menschen, die sich in Neustadt um die Bedürfnisse der Flüchtlinge kümmern, wächst weiter. Neu dabei ist Sonja Kiefer, die als „Sportcoach“ über das Projekt „Sport und Flüchtlinge“ an die Gemeinwesenarbeit angegliedert ist, aber eigentlich als Ehrenamtlerin mit Aufwandsentschädigung zur Stadt gehört.

Die 28-Jährige soll die sportlichen Bedürfnisse und die Interessen der Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge erkunden und dann den Kontakt zu Vereinen knüpfen, die den entsprechenden Sport anbieten. „Wir wollen Struktur in den Alltag der Flüchtlinge bringen“, erklärt sie und ergänzt: „Dabei ist es wichtig, ihnen nicht etwas aufzudrücken, sondern die Interessen abzufragen.“
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