515 Trinitatis-Kirmes

Neustadt (Hessen) feierte sein traditionsreiches Heimatfest
1504 wurde die von Junker Hans von Dörnberg erbaute Stadtpfarrkirche geweiht. Alljährlich erinnert die Kirmes (Kirchweih) an dieses Ereignis. In diesem Jahr feierten die Neustädter gemeinsam mit vielen Gästen vom 13.-17. Juni das traditionsreiche Heimatfest. In seinem Grußwort in der Festschrift hatte Bürgermeister Thomas Groll vorab darauf hingewiesen, dass die Kirmes seit über fünf Jahrhunderten für kurzweilige Unterhaltung stehe. Dabei werde der Festplatz in der Lehmkaute am Wochenende nach Pfingsten stets zu einem Treffpunkt der Generationen. So war es auch dieses Mal. Und da es das Wetter sehr gut mit den Feierfreudigen meinte und weil man in Neustadt weiß, wie Kirmes gefeiert wird, nutzten viele Einheimische und auch viele Gäste aus der Umgebung das tolle, vielfältige Angebot, bei dem für Groß und Klein und jeden Geschmack etwas dabei war.
Der Auftakt zu den fünf Kirmestagen am Donnerstagabend findet ja seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Festplatz, sondern mitten in der Altstadt statt. Da es am Mittwochmittag allerdings starke Regenschauer gab, entschied man sich kurzfristig, die Veranstaltung vom Wallgrabenpavillon auf den Marktplatz zu verlegen. „Wir hatten Sorge, dass der Rasen nicht richtig abtrocknet und unser Festwirt befürchtete, mit seinen Fahrzeugen tiefe Spuren zu hinterlassen, daher sind wir auf den gepflasterten Marktplatz gegangen. Da der Wetterbericht für Donnerstag Sonne voraussagte, wollten wir Fassanstich, Neubürgertrunk und Junker-Hans-Einführung nicht in das Festzelt verlegen, denn dort ist das Ambiente einfach nicht so wie in unserer Altstadt“, so Bürgermeister Thomas Groll zur Erklärung. Ein Glück, dass auf dem Marktplatz bereits die neue mobile Bühne für den Festgottesdienst am Sonntag stand. Die Kulisse der historischen Altstadt mit dem „Geburtstagskind“ im Hintergrund erfreute die Besucher genauso wie uns Fotografen. Die Stimmung war ganz besonders. Und so äußerte mancher den Wunsch, vielleicht auch zukünftig hier die Kirmes anzufeiern.
Der ökumenische Gottesdienst wurde von Pfarrerin Kerstin Kandziora, Pfarrer Dr. Emmanuel Ayebome, welcher derzeit Pfarrer Rhiel vertritt, und Diakon Stephan Weigand zelebriert. Für die musikalische Umrahmung sorgten auch in diesem Jahr die Trinitatisbläser und der evangelische Kirchenchor. Auf der Bühne waren eine Kirchen- und eine „Bierbank“ aufgestellt. Pfarrerin Kerstin Kandziora ließ gemeinsam mit dem Jugendarbeiter der ev. Pfarrgemeinde Herrenwald Flo Schmidt die beiden Sitzgelegenheiten in ihrer Predigt ins Gespräch kommen. Waren sich die beiden Bänke zunächst sehr fremd, veränderte sich dies im Laufe der Unterhaltung. Die Bierbank verstand, dass Kirche auch außerhalb des Gotteshauses aktiv sein kann, dass sich jeder angesprochen fühlen darf und dass Kirche auch fröhlich sein kann. Ein schönes Bild, das historische Gebäude und die Kirche in ihrer Rolle mit der ausgelassenen Feierstimmung der letzten fünf Tage zu verbinden.
Bürgermeister Thomas Groll dankte anschließend in seiner kurzen Ansprache allen am Gottesdienst Beteiligten und zeigte sich erfreut darüber, dass wieder viele Neustädter – es dürften rund 250 gewesen sein – an der Kirmeseröffnung teilnahmen. „Unsere Trinitatis-Kirmes ist das größte traditionelle Volksfest im Marburger Land. Sie ist eine Veranstaltung für alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Uns ist jeder willkommen, der mit uns feiern möchte.
Leben wir nicht nur während der Kirmestage ein friedvolles Miteinander in dieser Kommune“, so der Bürgermeister. Thomas Groll richtete in seiner kurzen Ansprache auch schon einmal den Blick auf das Jahr 2022, wenn es heißt „Neustadt750“. Ebenso wie zur Kirmes sei es für das Gelingen des Stadtjubiläums unverzichtbar, dass viele engagierte Bürgerinnen und Bürger mitmachten. Eine Kommune lebe entscheidend davon, dass sich viele aktiv in das soziale Gefüge einbringen, betonte Groll. Dies gelte aber nicht nur für festliche Höhepunkte, sondern natürlich auch für den Alltag. „Wir alle sind Neustadt – machen wir etwas daraus!“, so die treffenden Worte des Bürgermeisters.
Nachdem die „Coronas“ mit Konni Will erstmals an diesem Abend einige Takte erklingen ließen, stand der Fassanstich auf dem Programm. Dieser wurde in diesem Jahr von einem besonderen Besucher vorgenommen: von Albert-Frederick Freiherr von Dörnberg, dem Burghauptmann der Burg Herzberg und Repräsentanten der Familie von Dörnberg. Der Gast aus Bad Hersfeld, in Begleitung von Sohn, Schwiegertochter und Enkelin, dankte für diese ehrenvolle Aufgabe und versprach, die Verbindung zur Stadt Neustadt (Hessen), die vor über 500 Jahren von seinem Vorfahren Hans von Dörnberg entscheidend geprägt wurde, aufrecht zu erhalten. Gerne werde er der Bitte des Bürgermeisters nachkommen und im kommenden Jahr einen Vortrag über den Junker Hans und seine Familie halten. Nun mussten seinen Worten aber noch Taten folgen: der Fassanstich. Sagte er noch kurz vorher, dass er dies noch nie gemacht habe, so dass wir Fotografen schon in Deckung gingen, so überraschte er alle Anwesenden inkl. des Fachmanns der Brauerei. Ein kurzer, leichter Schlag, kaum hörbar, und das Fass war angestochen. Es spritzte nichts, es brauchte nicht mehrere Versuche, das erste Kirmesbier lief einfach perfekt in die ersten bereitgestellten Krüge. Selbst überrascht und hocherfreut hob der Freiherr den Hammer zum Zeichen des gelungenen Anstichs in die Höhe, erhob den Bierkrug gemeinsam mit den Honoratioren der Kommune und trank auf eine fröhliche und friedliche Kirmes.
Zum Kirmesauftakt gehört auch stets die Aufnahme von Neubürgern. Diese Aufgabe übernimmt seit vielen Jahren Thomas Schmid. Er stellt die Damen und Herren vor und verrät dabei so manches kleine Geheimnis. Unterstützt wird der „Spiritus Rektor“ der Neubürger dabei von Karla Schulze, die Weidenbrunnenwasser und Schärpe an die neu Aufgenommenen reicht. Aus den Händen von Bürgermeister Thomas Groll und Stadtverordnetenvorsteher Franz- W. Michels gibt es dann noch den Bürgerbrief, und ein Salut der Historischen Bürgerwehr rundet das feierliche Zeremoniell ab. Zunächst stellte Thomas Schmid die neue Ehren-Neubürgerin Birgit Amstätter vor. Also vorstellen musste er sie ja nicht wirklich, aber erläutern, warum sie diesen Titel verliehen bekam. Er dankte ihr für die vielen Jahre, die sie den Neubürger-Stammtisch gastfreundlich in ihrer und Rudis Kneipe aufgenommen und bewirtet hat. Gekonnt nahm Birgit auf einem der bereitgestellten Barhocker Platz. Gelernt ist eben gelernt. Hatte sie zunächst noch gehofft, dass sich das Weidebrunnenwasser vielleicht in Wacholder verwandelt hatte, so sah man ihrem Gesicht beim Austrinken des kleinen Gläschens an, dass dies wohl nicht gelungen war. Im Anschluss wurden Katharina Krebs, gebürtig aus Marburg/L., und Viktor Eckhardt aus Andrejewka in Kasachstan in die Reihen der Neubürger aufgenommen. Die 11-jährige Katharina besucht die Stiftsschule in Amöneburg und ist die Enkelin von Karla Schulze. Viktor Eckhardt arbeitet seit 2018 als Schreiner bei der Stadt Neustadt (Hessen). In seiner Freizeit geht der Vater dreier Töchter gerne auf die Jagd. Thomas Schmid appellierte an die nach Neustadt Zugezogenen, sich doch ein Beispiel an Katharina Krebs zu nehmen und als Neubürger mitzumachen, da ansonsten diese fast vierzig Jahre alte Tradition
nicht aufrecht zu erhalten sei. Diesen Aufruf kann ich nur unterstützen. Auch ich wurde in den Kreis der Neubürger in 2013 aufgenommen und fühlte mich damals geehrt. Es ist eine wunderbare Sache, dass man ein Teil der Gemeinschaft werden kann, wenn man neu hierher gezogen ist.
An diesem Abend hieß es dann auch noch für den bis dahin amtierenden Junker Hans Daniel Stumpf und seine Burgfräulein Sophie Reiche und Theresa Schmid Abschied zu nehmen von ihren repräsentativen Aufgaben, die das „Dreigestirn“ seit der letzten Trinitatis-Kirmes mit Bravour wahrgenommen hatten. Sie erinnerten an die Höhepunkte ihrer Amtszeit und dankten allen, die sie im Verlauf der letzten zwölf Monate unterstützt und eingeladen hatten.
Eskortiert von der Bürgerwehr und mit entsprechenden Klängen wurden dann ihre Nachfolger vom Weidenbrunnen zum Marktplatz geleitet. Als Junker Hans amtiert in den kommenden zwölf Monaten Julian Schratz, der 21-jährige angehende Physiotherapeut ist ebenso wie seine Eltern Jochen und Kerstin in der Historischen Bürgerwehr aktiv und sein Opa Norbert Krapp war fast zwei Jahrzehnte Vorsitzender der Festkommission. Julians großes Hobby ist der Fußball. In der Verbandsliga Mitte spielt er erfolgreich für den SV Bauerbach und ist als Trainer bei der Jugendspielgemeinschaft Stadt Neustadt tätig. Burgfräulein Hannah Geus (18) hat gerade an der Stiftsschule St. Johann in Amöneburg Abitur gemacht und jobbt im „Eiscafe am Turm“. In ihrer Freizeit läuft sie gerne und tanzt in der Prinzengarde des VfL, die u.a. von ihrer Mutter Alexandra trainiert wird. Hannahs Schwester Marie war 2017/18 Burgfräulein. Das zweite Burgfräulein Marlene Gnau hat ebenfalls gerade ihr Abitur an der Stiftsschule abgelegt. Hobbies der 18-jährigen sind Tanzen bei der Prinzengarde und Singen beim Jugendchor Langenstein. Auch sie ist wie ihre Eltern Andreas und Anja bei der Bürgerwehr aktiv. Marlenes Brüder Jakob und Michel amtierten beide bereits als Junker Hans. Julian, Hannah und Marlene bezeichnen die Symbolfigur des Junker Hans umrahmt von den Burgfräulein als eine schöne Tradition Neustadts, die man bewahren sollte. Daher hätten sie sich bereiterklärt, diese Aufgabe für ein Jahr zu übernehmen. Die drei sind im Übrigen ein gutes Beispiel dafür, dass ehrenamtliches Engagement der Eltern nicht abschreckt, sondern ganz im Gegenteil eine Motivation sein kann, sich selbst genauso gerne und aktiv einzubringen. Das Schwert bekam Julian in diesem Jahr nicht
von seinem Vorgänger, sondern natürlich stilecht von Albert-Frederick von Dörnberg überreicht. Der aufmerksame Bürgermeister wies darauf hin, dass der Knauf des Schwertes, die Krawatte des Freiherrn und ein Wappenstein im Gewölbe der Stadtpfarrkirche alle die dörnbergschen Farben gold und rot gemeinsam hatten.
Der Auftakt der 515. Trinitatis-Kirmesmit mit mehr Besuchern als in den vergangenen Jahren war erfolgreich gelungen. Festwirt Adi Ahlendorf musste sogar Bier und Bratwürstchen nachordern, um alle Wünsche erfüllen zu können.
Freitag, 14. Juni
Ab Freitag wurde die Trinitatis-Kirmes dann auf dem Festplatz in der Lehmkaute weitergefeiert. Adi und Toni Ahlendorf waren wieder für die Bewirtung des Festzeltes verantwortlich und auch der Biergarten der Familie Asmuß unter den Schatten spendenden Bäumen fand über die vier Kirmestage hinweg guten Zuspruch. Generalpächter Konrad Ruppert gelang es trotz des Hessentages in Bad Hersfeld und anderer Feste in Nordhessen, einen abwechslungsreichen Vergnügungspark zusammenzustellen. Einige der sechs Fahrgeschäfte waren sogar zum ersten Mal in Neustadt. Einen Hauch von Nostalgie verbreitete die Schiffsschaukel, auch wenn sie modern „Looping the Loop“ hieß. Auch das Angebot an Speisen und Süß
waren war wieder vielfältig. Die Zusammenarbeit mit Familie Ahlendorf und Konrad Ruppert, so Bürgermeister Thomas Groll, habe sich bewährt. Man könne sich aufeinander verlassen und trage so gemeinsam zum Fortbestand der Kirmes bei. „Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass eine Kommune von der Größe Neustadts vier Tage Kirmes mit einem großen Vergnügungspark feiern kann“, so Groll. Dies werde aber langfristig nur dann möglich sein, wenn die Angebote der Schausteller auch angenommen werden.
Ein Wort des Dankes hält der Bürgermeister in diesem Zusammenhang aber auch für Rene Spatzier von der Stadtverwaltung bereit, der seit 2010 dafür sorgt, dass während der Kirmestage alles rund laufe und im Vorfeld die Vorbereitungsarbeiten erledigt werden. Am Freitagabend war auch eine Delegation aus Ortenberg im Wetteraukreis vor Ort. Dort feiert man seit dem 13. Jahrhundert immer Ende Oktober den „Kalten Markt“, das größte Volksfest Oberhessens. In diesem Jahr wird dort erstmals die Familie Ahlendorf die Bewirtung übernehmen. Auch Bürgermeister Thomas Groll hieß die Gäste willkommen und man tauschte sich mit der Ersten Stadträtin Nina Bergmann und dem Marktmeister Erhard Zahn über die Durchführung der beiden Volksfeste aus.
Es ist wie seit vielen Jahres freitags. Der Kirmesplatz füllte sich zunächst langsam. Und zuerst im Bereich rund um den Bierpilz draußen vor dem Eingang. Das liegt am Alter! Denn traditionsgemäß gehört der Discoabend freitags natürlich der jüngeren Generation. Aber die gehen ja oft nicht vor 23 Uhr aus dem Haus. Also halten wir „Älteren“, die sich vom Feiern noch lange nicht abhalten lassen, so lange einfach die Stellung. Gegen 21.30 Uhr war der Festplatz dann auch gut gefüllt, so dass die Schausteller mit dem Kirmes-Auftakt in der „Lehmkaute“ zufrieden waren. Ab 22.00 Uhr startete DJ Christ Only im Zelt richtig durch und sorgte wie schon 2018 mit gekonnter Moderation für richtig gute Stimmung und eine volle Tanzfläche bis spät in die Nacht.
Samstag, 15. Juni
Am Samstag fand zunächst der 16. Altstadtlauf des VfL 1864/87 Neustadt statt. Erstmals wurde dieser bei der 500. Trinitatis-Kirmes im Jahre 2004 durchgeführt und hat sich im Laufe der Zeit zu einer traditionellen Veranstaltung entwickelt. Da der Altstadtlauf inzwischen zum Schwalm-Eder-Lauf-Cup gehört, werden die Termine
von den Organisatoren dieses Wettbewerbes vorgegeben. So kam es, dass wieder einmal ein Altstadtlauf zum Programm der Trinitatis-Kirmes gehörte.
Am Nachmittag und in den frühen Abendstunden drehten vornehmlich Eltern, aber auch einige Großeltern, mit ihren Kindern bzw. Enkeln so manche Runde um den Festplatz, das Kirmesgeld musste schließlich unter die Leute gebracht werden. Und hatte der Bürgermeister nicht am Eröffnungsabend gesagt, dass die Schausteller nur dann wiederkommen, wenn sie auch etwas verdienen? Im Laufe des Abends füllte sich der Platz zusehends, die Fahrgeschäfte wurden gut genutzt und in den beiden Biergärten waren alle Plätze besetzt.
Gegen 21.00 Uhr betraten die „Hessentaler“ die Bühne. Die sechs Vollblutmusiker und ihre Sängerin treten regelmäßig auf dem Canstatter Wasen in Stuttgart und bei der Züri-Wiesn, dem größten Oktoberfest in der Schweiz, auf. Sie boten dem Neustädter Publikum Best of Volxx-Hits, Party und Rock und machten ihre Sache richtig gut. Man merkte ihnen an, dass sie bei ihrem Auftritt mit viel Spaß und Engagement dabei waren.
Für das Höhenfeuerwerk sorgte auch in diesem Jahr Christoph Jarkow. Er kann eben nicht nur dirigieren (das JBO), komponieren (etwa die Amstätter-Polka) und musizieren, sondern auch mit zahlreichen Raketen einen bunten Himmel über Neustadt zaubern. Nach vielen „Ahs“ und „Ohs“ gab es verdienten Applaus. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Vibrationen der lauten Knaller noch den ein oder anderen zu Hause auf dem Sofa überrascht haben.
Sonntag, 16. Juni
Am Morgen des Dreifaltigkeits-Sonntages regnete es und so konnte das von Pfarrer Dr, Emmanuel Ayebome zelebrierte Festhochamt leider nicht auf dem Marktplatz stattfinden. Stattdessen fand der Gottesdienst in der Pfarrkirche statt. Wie gewohnt sorgten die Trinitatisbläser mit ihrem Spiel für einen feierlichen Rahmen. Eine über zwei Jahrzehnte währende Tradition ist auch die Teilnahme der Historischen Bürgerwehr und der Biedermeierdamen am Gottesdienst. Am 24. und 25. August feiert dieser rührige Verein übrigens Jubiläum – 25 Jahre die Herren, 15 Jahre die Damen. In diesem Jahr gab es keine Predigt zum Kirchweihfest, denn der erste Hirtenbrief des neuen Bischofs von Fulda, Dr. Michael Gerber, war zu verlesen. Der Bischof befasste sich darin mit der Situation der Kirche in seiner Diözese und kündigte für die kommenden Monate und Jahre tiefgreifende Veränderungen an.
Für viele ist der Festzug alljährlich „der“ Höhepunkt der Trinitatis- Kirmes. Der liebe Gott hielt zu den Neustädtern und es blieb erfreulicherweise trocken. Bei angenehmen Temperaturen sorgten ab 14.00 Uhr 45 Zugnummern für ein buntes Bild in Neustadts Straßen. Das Jugendblasorchester Neustadt mit seinen Majoretten, die Junker-Hansen-Musikanten, diesmal auf einem Tieflader unterwegs, die Blaskapelle Emsdorf, das Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Mardorf und der Spielmannszug aus Homberg/Efze waren dabei für den guten Ton verantwortlich. Die Hornberger hatten zunächst absagen müssen, dann aber doch noch kurzfristig einen Trommler gefunden. Da dieser allerdings schlecht zu Fuß war, wurde für die Gruppe kurzerhand der städtische Unimog mit Anhänger bereitgestellt, so dass der musikalischen Unterhaltung inmitten der anderen Gruppen nichts mehr im Wege stand. Wenige Stunden vor dem Festzug fand sich auf Vermittlung von Michaela Krapp sogar noch ein St. Martin. Kerstin Löchcl aus Kirchhain kam mit ihrem Pferd geradewegs von einem Reitturnier nach Neustadt.
Herzlichen Dank an die gebürtige Speckswinklerin. Sie darf im nächsten Jahr gerne wiederkommen. Das gute Wetter, die nicht mehr erwartete fünfte Kapelle und die Tatsache, dass sich doch noch ein St. Martin fand, veranlasste Bürgermeister Thomas Groll zu dem Ausspruch „Am Kirmessonntag waren aller guten Dinge drei“.
Pfarrerin Kerstin Kandziora, im Vorfeld von „Fahrschullehrer“ Klaus Groll gekonnt vorbereitet, fuhr erstmals den Traktor, welcher das Modell der evangelischen Kirche zog. Mit dabei auch die Vereinigung der Stadtallendorfer Altstadtvereine mit einem Nachbau der Barockkirche St. Katharina, die Werbung für die dortige Kirmes betrieben. Aus Gemünden waren zum wiederholten Male auch wieder die „Barbarenköpfe“ nach Neustadt gekommen.
Landrätin Kirsten Fründt, die bereits zum fünften Mal am Festzug teilnahm, zeigte sich ebenso wie Bürgermeister Thomas Groll begeistert vom Ideenreichtum der Vereine und Vereinigungen. Beim „Vorbeimarsch“ in der Niederkleiner Straße dankten die beiden den Teilnehmern für ihr tolles Engagement. Übrigens gibt es im Landkreis Marburg-Biedenkopf nur noch in Neustadt, Gladenbach und Momberg alljährlich Festzüge. Aus Momberg waren diesmal Ortsvorsteher Jörg Grasse (bei den Repräsentanten der Kommune) und der SV Borussia mit dabei. Die Jungs in lila-gelb feierten nochmals ihren Aufstieg in die Kreisoberliga. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn sich Neustädter und Momberger regelmäßig bei ihren Festzügen unterstützen würden – mit Zugnummern und als Zuschauer? Eine gute Gelegenheit bietet sich übrigens 2020, dann feiert man in Momberg zum 150. Male Kirmes.
Schön, dass sich so viele Kinder am Festzug beteiligten. Da waren die „Kolpingsternchen“, die Eis-Sticks verteilten, die „Hip de Bibbs“ auf hoher See und die „Knallfrösche“ als Geisterjäger. Die Kleinen der Kindertagesstätte „Regenbogen“ hatten das Motto „Unterwasserwelt“ und bei der KiTa „Sonnenschein“ hieß es „Bauernhof“. Mit dabei waren auch wieder die Mädchen und Jungen des Waldkindergartens.
Prächtige Stimmung herrschte auf den Wagen der VfL-Prinzengarde, der Kolpinggarde und der „roten“ Garde des Frauenvereins sowie bei den Fußballern des VfL, die zwar nicht aufgestiegen waren, aber mindestens so lautstark auf sich aufmerksam machten. Allerdings gab es beim Publikum einige kritische Worte über das Verhalten der Jungs, die von ihrem Truck sogar auf eine Bahnbrücke geklettert sein sollen. /
Auch zu verschiedenen aktuellen Themen gab es Beiträge. Der Frauenverein 1958 e.V. hatte das Thema „zu viel Plastik und Müll“ und verteilte wiederverwendbare Obst- und Gemüsebeutel. Schüler, Lehrer und Mitglieder des Fördervereins der Martin-von-Tours- Schule warben dafür, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen und der ASV Posenkiecker thematisierte die Gewässerverschmutzung. Der SSV Horrido wies auf sein 100-jähriges Vereinsjubiläum hin und St. Maria blickte auf 70 Jahre Bundesrepublik zurück. Für viele war dies der gelungenste Beitrag des Festzuges.
Mit dabei auch die Kolpingsfamilie, Dörnbergs Recken, die Volkstanz- und Trachtengruppe Speckswinkel, die Bürgerwehr mit Biedermeierdamen, die Neubürger, ein Oldtimer der Licher-Brauerei,
der Bürgerverein WIR für UNS! mit dem neuen Bürgerbus, das Prinzenpaar des VfL, das Team vom REWE, der Schäferhundeverein, der TC Weiß-Blau Neustadt, der Radfahrerverein sowie die Handballer, und auch die Patenkompanie der Bundeswehr aus Stadtallendorf marschierte mit.
Allen sei herzlich für ihr Engagement gedankt. Hoffentlich sind sie im nächsten Jahr wieder mit dabei. Die Zuschauer, die zu tausenden an der Festzugsstrecke standen, wollten sicher keinen der Beiträge missen und applaudierten reichlich. Was auch immer wieder toll ist, an wie vielen Stellen die Festzugsteilnehmer von den Zuschauern je nach Alter mit kühlem Bier oder Wasser versorgt werden. Das macht für sie das Durchhalten bis zum Festzelt deutlich leichter. Dort fand dann im Anschluss wie immer die traditionelle Musikschau statt. Nach der Begrüßung der Gäste durch Bürgermeister Thomas Groll übernahm Christoph Jarkow das Mikrofon und fand die passenden Worte zum Spielmannszug aus Homberg/Efze sowie dem Jugendblasorchester Neustadt.
Hervorragend besucht war am Sonntag der Festplatz. Die Schausteller und Imbiss-Betriebe hatten einen regen Andrang zu verzeichnen. Festwirt Adi Ahlendorf lobte im Verlauf des Nachmittags im Gespräch mit dem Bürgermeister die klasse Band vom Samstagabend („Hessentaler“), die für eine prima Stimmung und einen sehr guten Getränkeumsatz gesorgt habe. Er verpflichtete die Jungs samt Sängerin sofort für den Kalten Markt in Ortenberg. Positiv fand er auch, dass „alles ruhig“ geblieben sei. Heute, so der erfahrene Gastronom, leider keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Unentwegten konnten dann ab 18.00 Uhr mit der „Bayern- Mafia“ weiter Kirmes feiern. Das Trio war schon in Südkorea und England unterwegs und wusste auch in Neustadt zu gefallen. Leider war das Zelt nach einem langen Tag recht leer.
Montag, 17. Juni
Seit vielen Jahren heißt es (nicht zu Unrecht) „Der Kirmesmontag gehört uns Neustädtern“. Folgerichtig hatte auch der letzte Tag der 515. Trinitatis-Kirmes starken lokalen Bezug. Am Morgen fand zunächst ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen der katholischen Pfarrgemeinde in der Friedhofskapelle St. Laurentius statt. Im Anschluss versammelten sich Vorstands- und Vereinsmitglieder des VfL 1864/87 Neustadt, Bürgermeister Thomas Groll, Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg und Stadtverordnetenvorsteher Franz- W. Michels, Junker Hans Julian Schratz und Burgfräulein Marlene Gnau sowie eine Abordnung der Bürgerwehr am Grab von Manfred Schäfer zur traditionellen Totenehrung. Vereinsvorsitzender Klaus Busch würdigte das Engagement des Verstorbenen, der einst für den VfL Fußball spielte und später ein treuer Fan der Mannschaft war. Er erinnerte auch daran, dass „Manni“ Schäfer zu den treuen Kartenspielern im Vereinsheim gehörte. Karl-Joseph Lemmer sorgte für den würdevollen Abschluss der Totenehrung. Mit Musik zog man dann gemeinsam in die Lehmkaute, vorbei am kleinen Krammarkt, zum Frühschoppen. Gegen Mittag war das Zelt recht gut gefüllt und die „Rhönrebellen“ waren schon zum dritten Mal für die musikalische Unterhaltung der Besucher verantwortlich. Ihr breites Repertoire bot für jeden etwas. Unterstützung fanden die Musiker durch Sepp, den Partyrocker, der bei seinem Auftritt volkstümliche Musik mit Rock und Pop verband.
Am Nachmittag endete der wieder einmal ausgedehnte Frühschoppen, bzw. ging für viele Gäste bis in den Abend hinein einfach weiter. Auch die Kids nutzten nochmals die Gelegenheit, Karussell zu fahren, Lose zu ziehen oder Pfeile und Dosen zu werfen. Zum Kirmesausklang traten ab 19.00 Uhr die „Frankenbengel“ auf und gegen Mitternacht endete die diesjährige Neustädter Kirmes.
Im Verlauf des Nachmittags zog Bürgermeister Thomas Groll ein erstes Fazit des Heimatfestes. „2019 haben wir eine gute, stimmungsvolle und friedliche Kirmes gefeiert. Der gelungene Auftakt am Donnerstag hat sich wie ein rotes Band bis zum Montag hingezogen. Ich habe viele positive Stimmen zum Festzug, dem Musikprogramm und insbesondere dem Festplatz gehört. Herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben. Beim Bierabsatz dürften wir die „magische Grenze“ von 70 Hektoliter locker gerissen haben. Der nun gefundene Festrahmen hat sich erneut bewährt. Gleichwohl werden wir natürlich die Kirmestage betrachten und nach Optimierungsbedarf suchen. Wir müssen uns überlegen, ob wir – aufgrund der positiven Resonanz – den Kirmesauftakt auch im kommenden Jahr auf dem Marktplatz feiern werden. Auch über den Freitagabend wollen wir nachdenken. Hier gilt es zu überlegen, ob statt eines „bloßen“ DJ-Auftritts wieder einmal eine Motto-Party veranstaltet werden sollte, damit wir dem jungen Publikum auch mal etwas anderes bieten. Über den Sonntagnachmittag und -abend werden wir mit dem Festwirt und dem Generalpächter reden. Vielleicht lassen wir eine Partyband bereits im Verlauf des Nachmittags auftreten und enden dann schon um 21.00 Uhr mit dem Programm im Festzelt. Freuen wir uns schon heute gemeinsam auf die 516. Neustädter Trinitatis-Kirmes, die vom 4.-8. Juni 2020 stattfinden wird.“