Abriss des Backhauses kommt nicht in Frage

Momberger haben keine Idee für weitere Nutzung
Zwei Stunden lang dauerte eine Diskussion über die Zukunft des Backhauses. Am Ende war nur eines sicher: Das Landesamt für Denkmalpflege lässt weder einen Abriss noch einen Rückbau zu. von Florian Lerchbacher
Momberg. „Meinen Segen zum Abbruch bekommen Sie nicht“, lautete die eindeutige Botschaft von Dr. Bernhard Buchstab an die Momberger. Selbst ein Rückbau des Sorgenkindes des Neustädter Stadtteils kommt für den Bezirkskonservator des Landesamtes für Denkmalpflege Marburg nicht in Frage, schließlich sei das massiv in Backstein gebaute Haus etwas ganz Besonderes, das „so im Kreis und darüber hinaus nicht wiederfindbar ist“.
Buchstab betonte, vor 20 oder 30 Jahren seien zahlreiche Backhäuser abgerissen worden, inzwischen trauere man ihnen vielerorts nach. „Langendorf ist ein prägendes Beispiel. Dort wurde das Backhaus abgerissen. Während der Dorferneuerung ließen die Langendorfer dann aber ein neues errichten.“
Die wenigsten Momberger haben allerdings Interesse daran, das Backhaus in seiner ursprünglichen Funktion zu verwenden. Während der Sitzung des Arbeitskreises Dorferneuerung war der ehemalige Ortsvorsteher Reinhold Lotter jedoch der einzige, der sich für eine Sanierung und die anschließende Nutzung zum Backen aussprach.
Ortsvorsteher Artur Groß schlug vor, im Backhaus das Büro des Ortsvorstehers, das Archiv der Stadtteile und einen kleinen Raum für Treffen aller möglichen Art einzurichten Bürgermeister Thomas Groll winkte aber gleich ab, da die Stadt nicht bereit sei, sich nach dem Zollhof und dem Haus der Begegnung ein weiteres „Sorgenkind“ ans Bein zu binden und die Folgekosten zu tragen.
Die anderen Teilnehmer der Diskussionsrunde hatten keine Idee, wie sich das Gebäude nach einer Renovierung aus Geldern der Dorferneuerung nutzen ließe. Ein Dorfmuseum komme ebenso wenig in Frage wie ein Ärztehaus – nicht umsonst dauert die Diskussion seit Jahren an.
Bürgermeister Groll schlug vor, in Mombergs Mitte ähnlich wie in Speckswinkel auf das Konzept „Neues in altem Bestand“ zu setzen. Es gebe schließlich neben dem Backhaus drei weitere Leerstände sowie den angrenzenden Weg und kleinere Freiflächen. Einige Teile abzureißen und in dem übrigen alten Bestand neue Wohnräume zu schaffen, lautete die Idee Grolls: „So würden wir attraktive Wohnflächen für neue Leute schaffen. Eine Nutzung für das Backhaus finden wir kurz- oder mittelfristig nicht.“
Nachdem Buchstab sowohl dem Rückbau wie auch dem Abriss einen Riegel vorgeschoben hatte, kam Feuer in die Diskussionsrunde. Franz-Karl Pfeiffer monierte, trotz Rückbaus bleibe der Charakter des Gebäudes erhalten. Jörg Grasse kritisierte, durch sein definitives „Nein“ entscheide Buchstab über den Kopf der Momberger hinweg.
Dies veranlasste Lotter, seinen Mitbürgern „zu wenig Bereitschaft zur Eigenleistung“ zu unterstellen. Horst Helfenritter brachte zwar einige Gegenbeispiele aus Vereinen an, doch dann sprang Groll Lotter zur Seite: „Das sind Beispiele zu speziellen Fällen aus Vereinen, in denen es um konkrete Ziele ging. Lässt man den Festplatz außen vor, frage ich mich auch, wo die Begeisterung in Momberg für die Dorferneuerung ist.“ In anderen Orten hätten sich die Bürger stark engagiert, in Momberg sei der Funke aber nicht übergesprungen.
Am Ende der Diskussion hob Gerd Daubert vom Fachbereich „Ländlicher Raum“ des Kreises, der zuständig für die Dorferneuerung ist, hervor, dass bis Mitte 2011 Zeit sei, eine Entscheidung zu fällen. Sollte eine gute Idee für die Nutzung gefunden werden, stellte er auch mehr Geld als die veranschlagten 179 000 Euro in Aussicht.