Abschied aus dem „Zentrum der Macht“

Nach 49 Jahren schied Elke Trieschmann, Sekretärin von drei Bürgermeistern, aus dem Arbeitsleben aus
„Mit Ihnen tritt eine der letzten Vorzimmerdamen des alten Schlages in den Ruhestand“, sagte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll, als er Elke Trieschmann in den Ruhestand verabschiedete.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Sie hat vieles gesehen, gehört, erlebt und auch mitgetragen – und mit Sicherheit auch manches ertragen, sagte Thomas Groll über Elke Trieschmann. Und doch habe sie nie etwas davon nach außen getragen, lobte er. Er sei sich sicher, dass ihr Buch „Memoiren einer Sekretärin – Neues aus dem Vorzimmer der Macht“ reißenden Absatz finden würde. Gleichzeitig sei er sich aber auch sicher, dass sie dieses Buch nie schreiben werde, schließlich sei sie eine „Vorzimmerdame vom alten Schlag“. Zuverlässig, freundlich, loyal, engagiert, fleißig, hilfsbereit, pünktlich, charmant, besorgt, kollegial und verschwiegen waren die Adjektive, die ihm in den Sinn kamen. Doch Elke Trieschmann war für ihn weit mehr:
Sie ist zur Freundin der Familie Groll geworden und die einzige, zu der Thomas Grolls Tochter Leonie „Tante“ sagt.
Zwölf Jahre ist er Rathauschef – und stets stand ihm Elke Trieschmann zur Seite. „Hier die erfahrene, abwägende Vorzimmerdame klassischer Prägung. Da der unkonventionelle, pragmatische Bürgermeister, der manchmal drei Sachen gleichzeitig angehen möchte und für den Geduld ein Fremdwort ist“, schilderte er ihre „Beziehung“ und stellte heraus, dass das Miteinander bestens funktioniert habe: „Sie mussten sich aber bestimmt mehr umstellen als ich“, sagte er. Trieschmann hatte schließlich zuvor 18 Jahre für Bürgermeister Manfred Hoim und 10 Jahre für Fritz Mütze gearbeitet. „Wir haben uns ergänzt. Wir wussten, wie der andere tickt, kannten dessen Stärken und Schwächen. Und wir konnten uns aufeinander verlassen“, hob Groll hervor und sagte, dass das Vorzimmer des Neustädter Bürgermeisters ohne Elke Trieschmann wie Ariel ohne Clementine oder holländischer Käse ohne Frau Antje sei: Seit Juli 2007 habe sie für ihn mehr als 300 Reden und Grußworte sowie 5 000 Briefe, Vermerke, Protokolle und Pressemitteilungen in Form gebracht: „Doch bei kaum einem dieser Texte habe ich mich so schwer getan wie bei diesem“, gab er zu.
Personalratsvorsitzender Stephan Henrich und Holger Michel, der Leiter des Fachbereichs I, erinnerten sich daran, wie sie einst zur Stadt Neustadt kamen und bei Elke Trieschmann stets auf ein offenes Ohr und große Hilfsbereitschaft gestoßen seien. Zudem habe sie „die klassischen Bürotugenden an uns weitergegeben“.
Trieschmann selbst blickte voller Stolz auf 49 Jahre Arbeitsleben zurück – vor allem auf 40 Jahre im Neustädter Rathaus, dem ehemaligen Schloss Dörnberg und dann auch noch im Vorzimmer des Bürgermeisters: „Das bedeutet mir viel. Das ist etwas ganz Besonderes“, stellte sie heraus und erklärte, ihre Tätigkeiten seien sehr spannend und interessant gewesen und sie habe sie stets mit viel Freude und Spaß ausgeübt. Und das, obwohl sie natürlich auch so manches Mal Prellbock gewesen sei. Sie verlasse ihre Arbeitsstelle mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Am Ende zeigte sie dann noch, dass sie stets mit dem Herzen bei der Sache war und ihre Arbeiten bewusst ausführte. So griff sie den „kleinen Segler Neustadt“ auf, mit dem Groll so gerne seine Heimatstadt bezeichnet, und wünschte „stets viel Wasser unterm Kiel und ordentlich Wind in den Segeln“. Und ihrem Mann Ernst-Helmut i versprach sie, mehr Zeit zu haben und ihm fortan morgens den Kaffee zu kochen: „Und dann schicke ich dich aus dem Haus.“