AfD attackiert Groll wegen Unterbringung

Bürgermeister wehrt sich gegen Vorwürfe
von Michael Rinde
Neustadt. Heute vor einer Woche brannte ein Fachwerkhaus in der Neustädter Mauerstraße. Der 57 Jahre alte Bewohner verlor sein Hab und Gut, der Feuerwehr gelang es aber, das Übergreifen der Flammen auf Nachbarhäuser zu verhindern.
Die Stadt Neustadt brachte den Mann daraufhin in ihrer Obdachlosenunterkunft in der Kleinen Brunnenstraße unter. Am vergangenen Wochenende gab es in einer Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook massive Kritik an der Unterbringung des Mannes. Diese Gruppe „Neustädter Bürgerdialog“ setzte sich in der Vergangenheit aggressiv mit dem Neustädter Umgang mit Flüchtlingen und mit Südosteuropäern auseinander. Das Zimmer des Mannes sei extrem verdreckt, es fehlte an Toilettendeckel, Klobürste und Bettwäsche und Kochmöglichkeiten hieß es unter anderem. Gestern Nachmittag äußerte sich dann auch die AfD Marburg-Biedenkopf auf ihrer Facebookseite.
„Politik der Stadt Neustadt versagt vollkommen“, schreibt der Kreisverband unter anderem, kritisiert die Unterkunft und die Zustände dort und berichtet von privaten Hilfsaktionen für das Brandopfer. Sie berichtet, dass das Brandopfer eine Nutzungsentschädigung habe zahlen müssen. Dann stellt die AfD den Bezug zu einer Spendenaktion her, die die Stadt Neustadt im vergangenen Jahr initiierte. Das hatte zuvor auch ein Mitglied der Bürgerdialogs-Gruppe unter der Überschrift „Finde den Fehler“ getan. Beim Abbruch des der Stadt gehörenden Hauses der Begegnung war ein aus Polen stammender Mann ums Leben gekommen. Die Spendenaktion hatte die hilflose Familie des Mannes unterstützt. „Mir stößt es wirklich bitter auf, dass die AfD das nun so thematisiert“, erwidert Bürgermeister Thomas Groll (CDU) auf Nachfrage der OP.
Er erklärt, dass sich die Obdachlosenunterkunft in der Kleinen Brunnenstraße keineswegs in einem guten Zustand befindet, was auch an den ständig wechselnden Personen, die dort Unterkommen, liege. Es komme ständig zu Zerstörungen, bedauert Groll. Er räumt ein, dass es die Stadt versäumt habe, das Zimmer des Mannes zu säubern, bevor er eingezogen ist. „Das bedauern wir natürlich. Es musste allerdings alles sehr schnell gehen“, so Groll. Seit mehreren Tagen suchen die Stadt Neustadt und andere Institutionen nach einer Wohnung für den 57-Jährigen. Er bekommt ein neues Zimmer, das noch hergerichtet wird. „Der Mann hat sich mir gegenüber in mehreren Gesprächen vergangene Woche und gestern nicht unzufrieden geäußert“, betont Groll. Dabei sei immer abgestimmt worden, wie es weitergehen könnte. Ausdrücklich würdigt er die Hilfsinitiativen für den Neustädter wie auch die Leistung der Neustädter Einsatzkräfte beim Brand.