Als das Kanzleramt nach Neustadt schrieb

Ausstellung zeichnet die Geschichte der Garnison nach Affäre Kießling ein Schwerpunkt
Neustadt ist eine der ältesten Garnisonsstädte der Bundeswehr. Eine Ausstellung im Historischen Rathaus zeichnet die wichtigsten Stationen in der 50-jährigen Geschichte der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne nach.
von Matthias Mayer
Neustadt. Bert Dubois hat die Ausstellung aus den Beständen der Militärgeschichtlichen Sammlung in Stadtallendorf zusammengetragen. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Neustadt der schon mehrere Ausstellungen der Stadt gestaltet hat, spannt den Bogen von den ersten Bemühungen des Magistrats in den 50er Jahren (am 21. Juli schrieb das Bundeskanzleramt den damaligen Neustädter Bürgermeister Kuhn in dieser Sache an), über das Wirken des späteren Viersterne-Generals Günter Kießling in Neustadt bis zur Patenschafts-Gründung zwischen der Garnisonsstadt und dem
Luftlandefernmeldebataillon in Stadtallendorf. Die interessante Ausstellung, die auch einen zweiten und dritten Blick wert ist, zeigt unter anderem zahlreiche Fotos, Urkunden, Trüppenfahnen, Uniformen, Dokumente und Zeitungsberichte, die mit der Geschichte der Garnison zu tun haben. Die Ausstellung ist heute, morgen und am Sonntag von 15 bis 17 Uhr zu sehen.
Breiten Raum nimmt die Geschichte Günter Kießlings ein, der ab 1967 Kommandeur des Neustädter Panzergrenadierbataillons 62 war. 1983 wurde der Viersternegeneral von Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner aus dem Dienst entlassen, weil er wegen angeblicher Homosexualität als erpressbar und damit als Sicherheitsrisiko galt. Die Vorwürfe erwiesen ,sich als unhaltbar, Kießling wurde rehabilitiert und am 26. März 1984 in Neustadt ehrenhaft mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet.
Während der Ausstellungseröffnung am Mittwochabend würdigte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll den Namensgeber der Kaserne, Ernst Moritz Arndt, als patriotischen Literaten, als Künder und Rufer für die Freiheit und Einheit Deutschlands. Sei Credo, dass ein Soldat, der Wehrlose misshandelt und die Schwachen tötet die größte Schande sei, wirke bis in die Gegenwart und sicher auch in die Zukunft hinein.
Oberstleutnant Jan-Peter Fiolka, Kommandeur des Luftlandefernmeldebataillons Division Spezielle Operation würdigte die spürbare Verbundenheit der Stadt mit den Soldaten und die beispielhafte militärische Traditionspflege durch den Kulturhistorischen Verein. Zu den Ehrengästen gehörten Generalmajor Christoph Adolph Füros und Oberst a.D. Gerhard Luft.