Arbeitskreis weiß nicht mehr weiter

Momberger wollen Geld für die Backhaus-Sanierung umwidmen und kritisieren die Denkmalpflege
Der Abriss des alten Backhauses kommt für das Landesamt für Denkmalpflege nicht in Frage. Den Großteil der Mitglieder einer Arbeitsgruppe erzürnt diese Entscheidung.
von Florian Lerchbacher
Momberg. Einen Monat ist es her, dass in Momberg eine längere Sitzung stattfand, in der sich alles um die Zukunft des alten Backhauses drehte. Mitglieder einer Arbeitsgruppe, der sich mit dem Thema beschäftigte, diskutierten mit Bürgermeister Thomas Groll, den für die Dorferneuerung zuständigen Mitarbeitern des Landkreises und Dr. Bernhard Buchstab, dem Bezirkskonservator des Landesamtes für Denkmalpflege Marburg, über den alten Backsteinbau in der Dorfmitte.
Buchstab stellte sowohl Abriss wie auch Rückbau des Sorgenkindes des Neustädter Stadtteils außer Frage. Er bezeichnete das massiv in Backstein gebaute Haus als etwas ganz Besonderes und hob hervor, dass in zahlreichen anderen Orten neue Backhäuser gebaut würden, nachdem die alten vor Jahren abgerissen wurden.
Buchstab zur Seite sprang der ehemalige Ortsvorsteher Reinhold Lotter, der sich für eine Sanierung und die anschließende Nutzung zum Backen aussprach. Die anderen Mitglieder der Diskussionsrunde hielten diesen Vorschlag allerdings aufgrund von mangelndem Interesse am Backen oder der fehlenden Lagermöglichkeiten der Backwaren für nicht realisierbar.
Die Arbeitsgruppe Backhaus ist nun laut Horst Helfenritter zur Entscheidung gekommen, dass sie das in der Dorferneuerung für die Sanierung eingeplante Geld umwidmen möchten, weil es nach Beratungen keine sinnvolle Nutzung für das Gebäude gebe. Entsprechend sollten die von Experten veranschlagten 240 000 Euro in die Umgestaltung des Dorfgemeinschaftshauses, das Christopherus-Denkmal,die Dreschplatzgestaltung sowie in Begrünungen und die Verkehrsberuhigung fließen. Falls es keine Idee für die Nutzung des Gebäudes gebe, hatte Buchstab vorgeschlagen, das Geld so zu verwenden, dass das alte Backhaus für kommende Generationen bewahrt werden könne. „Das heißt nichts anderes, als weiter Geld für unbegrenzte Zeit zum Fenster rauszuwerfen“, sagt Helfenritter und holt zur Kritik aus. Angesichts der Schulden von Kommunen, Ländern und Bund dürfe Geld für die Sanierung und später für die Unterhaltung nicht herausgeworfen werden. Menschen mit Verantwortung für Gegenwart und Zukunft dürften so nicht handeln. „Wo leben wir mit dem Denkmalschutz? In einer Demokratie, wo Mehrheitsentscheidungen gelten, oder im Absolutismus, wo autokratisch Kraft des Amtes entschieden wird?“, fragt Helfenritter und ergänzt: „Wenn wir von Dorferneuerung sprechen, müssen wir dann nicht auf die Erneuerung, die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität der jetzigen Generationen konzentrieren, damit das Dorf überhaupt eine Zukunftsperspektive hat?“
„Wir reden hier nicht über ein gewöhnliches Backhaus, wie es sie zu Häuf gibt. Es geht hier um die Kombination aus Bau und Funktion“, kommentiert Buchstab und hebt die „geschichtliche Funktion“ als Backhaus und Wohnung für den Dorflehrer hervor. Und dass es andere , ähnliche Häuser aus Backstein in Momberg gebe, sei kein Argument für einen Abriss: „Es ist die Aufgabe des Denkmalschutzes, Kulturdenkmäler wie dieses zu schützen und für die nächsten Generationen zu erhalten – auch wenn die jetzigen Generationen keine Verwendung finden“, sagt der Bezirkskonservator und ergänzt, ihm sei durchaus bewusst, dass er nicht immer alle Menschen hinter sich bringe: „Manchmal muss man einfach Entscheidungen treffen, die nicht die populärsten sind. Das Backhaus dient zur Attraktivitätssteigerung Mombergs – momentan vielleicht nicht, aber das heißt nicht, dass dies auch für die Zukunft gilt.“
Die Arbeitsgruppe Backhaus hofft nun, dass schnellstmöglich eine Bürgerversammlung stattfindet, bei der über das weitere Vorgehen diskutiert wird.