Ausgezeichnet

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ernennt Mengsberg zum Bioenergie-Kommune 2019
Der Deutsche Solarpreis ging bereits nach Mengsberg. Nun bekam der Neustädter Stadtteil eine weitere Auszeichnung – dieses Mal für das Engagement rund um Erneuerbare Energien insgesamt.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. „Dieses Mal ist es ein Preis für die ganze Gemeinde“, freut sich Michael Rudewig, Mengsberger Windenergie-Pio- nier und Mitglied des Vorstandes der Bioenergiegenossenschaft. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat den östlichsten Ort des Landkreises Marburg-Biedenkopf zu einer von drei Bioenergie-Kommunen 2019 ernannt – ein Preis, der nur alle zwei bis drei Jahre an Orte verliehen wird, die sich für den Einsatz von Erneuerbaren Energien verdient gemacht haben. Die Übergabe fand während der Grünen Woche in Berlin statt.
Hatte es den Solarpreis für das Nahwärmeprojekt mit dem größten in Bürgerhand befindlichen Solarthermiefeld gegeben, so war es dieses Mal das Gesamtpaket, das überzeugte. Mengsberg wartet schließlich noch mit mehr als 70 Photovoltaikanlagen auf privaten und öffentlichen Dächern sowie vier Windenergieanlagen im Wald auf – der Ort erzeuge bereits heute das 22-fache des örtlichen Jahresstrombedarfes, freut sich Rudewig und betont: „Mengsberg ist mit der heutigen Prämierung ein bundesweit anerkannter Pionier der Energiewende. Darauf können alle Mengsberger stolz sein!“
Ähnlich sieht das Karlheinz Kurz, Ortsvorsteher und Vorstandsmitglied der Genossen in Personalunion. Vor allem, weil der neueste Preis verdeutlicht, dass Mengsberg bei seiner bisher größten Erfolgsgeschichte dem Sinn und Zweck des Wettbewerbes Ehre machte: Während des Siegeszuges durch den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hatten sich die Mengsberger überlegt, Bioenergiedorf werden zu wollen. Wie genau, war damals noch unklar – eine Biogasanlage gibt es dort beispielsweise nicht. Im Laufe der Jahre entstand das Solarthermieprojekt in Zusammenarbeit mit der Firma Viessmann, das nun für bundesweite Aufmerksamkeit sorgt.
Mehr noch tut dies die neueste Auszeichnung. Seit der Preisverleihung vor zwei Tagen trudelten zahlreiche Anfragen aus anderen Ortschaften ein, die sich über das Gesamtkonzept informieren wollen, berichtet Kurz und sagt über sein ehrenamtliches Engagement: „Momentan ist das ein Fulltime-Job – aber das große Interesse ist eben auch eine Würdigung unserer Arbeit.“
Preisgeld fließt in Photovoltaik-Anlage
Und die geht täglich weiter – ebenso wie die Überzeugungsarbeit. Momentan sei beispielsweise der Ölpreis etwas günstiger als der Nahwärmepreis. Spätestens, wenn die C02-Steu- er kommt, sei dies aber wieder anderes, analysiert Kurz und ergänzt: „Aber unser Projekt ist ja auch auf die Zukunft ausgerichtet – und nicht auf den Moment. Das ist ein Projekt für unsere Kinder und Enkel.“ Entsprechend soll es weitergehen: Die Energiegenossen kooperieren künftig mit der Uni in München: „Die Studenten sollen sich Gedanken machen, wie wir im Sommer erzeugte Wärme für den Winter speichern können“, berichtet Kurz. Dänemark sei Vorreiter und baue riesige unterirdische Speicher, in die aufgewärmtes Wasser kommt. „Möglichkeiten gibt es also. Die Ideen müssen aber ausgearbeitet werden“, so Kurz. Im Sommer stehe „ohne Ende“ Wärme zur Verfügung, im Winter sei der Einsatz des Biomassekessels aber unumgänglich.
Außerdem wollen die Bioenergiegenossen mit dem Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro, das ihnen Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär, in Berlin überreichte, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Energiezentrale zur Eigenbedarfsdeckung errichten. An welchen Dorfeingang das neue Ortsschild mit dem Zusatz „Bioenergie-Kommune 2019“ kommt, steht noch nicht fest. Kurz will zur Klärung dieser Frage Kontakt zu Hessen Mobil aufnehmen – und gleichzeitig anfragen, ob ein solches Schild nicht jede Zufahrt zum Dorf zieren könne. ■ Die beiden anderen Gewinner des Wettbewerbes sind Asche in Niedersachsen (rund 300 Einwohner) und Fuchstal in Bayern (1700 Einwohner). Auch Rauschenberg hatte zu den Kandidaten gehört, ging aber leer aus.