Der Reiz der Kirmes nimmt weiter ab

Auch beim Frühschoppen blieben viele Bänke leer Interesse an „Pfundskerlen“ war weniger als gering
Die Begeisterung über die 507. Trinitatis-Kirmes hält sich bei den Verantwortlichen in Grenzen. Norbert Krapp, der Vorsitzende der Festkommission, sprach von einer „mittelmäßigen“ Veranstaltung.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Das Sorgenkind der Kirmes bleibt der Samstagnachmittag: Das Angebot für Senioren lockte kaum Gäste ins Zelt, und auch der Nachmittag für Kinder in diesem Jahr stieß auf geringe Resonanz. Aber auch gestern Morgen war beim Frühschoppen im Festzelt nicht viel los. „Die Einstellung zum Fest ist anders – früher hätte es keine Schulabgängerfeier am Kirmesfreitag und auch keine Hochzeit am Samstag gegeben. Und die Geschäft schlossen einst auch früher“, kommentierte Bürgermeister Thomas Groll. Es fehlten aber auch die Vorbilder, ergänzte Norbert Krapp: „Von den Mandatsträgern war vielleicht eine Handvoll beim Frühschoppen.“
Dabei hatte die Kirmes so gut begonnen: Zur Eröffnung am Freitag war der Marktplatz gut gefüllt, und auch die Resonanz auf den Discoabend sei mit rund 800 Gästen im Festzelt gut gewesen, kommentiert Groll.
Nach mauem Samstagnachmittag, wurde es dann Abends allerdings schon fast peinlich: Das Konzert der ,,Pfundskerle“ besuchten gerade einmal zehn zahlende Zuschauer. Die Festkommission zog die Notbremse und verzichtete letztendlich auf Eintrittsgelder – erst dann füllte sich das Zelt. „Fünf Euro Eintritt sind doch nicht zu viel?“, wundert sich der Bürgermeister über das Desinteresse an der Kapelle.
Die Stadt will beim Pächter auf ihr Recht pochen – erst am Donnerstag hatte dieser mitgeteilt, dass es Probleme bei der Bestückung der Anlage gebe. „Wir bedauern, dass wir so kein Angebot für Schulkinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren hatten“, sagt Groll und hebt noch einmal hervor, dass die Stadt keine Schuld treffe – der Bürgermeister strebt an, künftig auf einen Generalpächter zu verzichten.
Die Begeisterung der Neustädter am Festzug ist indes ungebrochen. Die Zeiten, in denen rund 2 000 Gäste das Zelt beim Frühschoppen füllen, sind allerdings auch vorbei – das zeigte sich gestern anhand der leergefegten Tanzfläche und zahlreicher freier Bänke.
Letztendlich wurde aber nur noch einmal deutlich, was eigentlich schon vor der Kirmes feststand: Es ist Zeit für Veränderungen. Die Stadt stellt sich mittels eines Fragebogens der Kritik der Bürger, hofft aber gleichzeitig auch auf Anregungen und Vorschläge für Verbesserungen -ein zentraler Punkt ist zum Beispiel die Länge des Festes: Sind vier Tage noch zeitgemäß? Und wenn ein Tag gestrichen wird, dann welcher?
Es stehen aber auch personelle Neuerungen an, so scheidet zum Beispiel Norbert Krapp als Vorsitzender wie langfristig geplant nach der Kirmes aus. Auf Schnellschüsse will die Stadt aber verzichten: Nach der Pause widmen sich die politischen Gremien der Kirmes und der Kommission. Nach dem Neustadt-Treffen kommt es dann zu Entscheidungen.
Für Krapp jedenfalls ist die Kirmes eine Herzensangelegenheit: Bei 9 000 Einwohnern sollte es möglich sein, täglich 1000 Personen ins Festzelt zu locken – schließlich lohne es sich doch eigentlich: „Das Fest war mittelmäßig, aber trotzdem schön: Die Leute, die auf den Festplatz gekommen waren, feierten voller Freude. Daran sollten sich andere ein Beispiel nehmen.“