Diakoniezentrum interessiert sich für Deutsches Haus in Neustadt

Hephata denkt über Aufbau einer Wohngruppe der Behindertenhilfe nach
Neustadt. Seit den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends ist das Deutsche Haus der Stadt ein Klotz am Bein. Jetzt bekundet das Diakoniezentrum Hephata Interesse.
von Florian Lerchbacher
Das Deutsche Haus drohte für die Stadt Neustadt zur unendlichen Geschichte zu werden. Ex-Bürgermeister Manfred Hoim suchte immer wieder das Gespräch mit Partnern und Investoren für Gebäude und Gelände – doch alle Bemühungen scheiterten.
Das Haus, das dem Sanierungsträger Hessen Agentur gehört, steht unter Denkmalschutz und befindet sich in baulich schlechtem Zustand. Experten beziffern die Kosten für eine Sanierung auf rund 1,5 Millionen Euro. Nach OP-Informationen hat das Hessische Diakoniezentrum Hephata Interesse an Gelände und Gebäude. Bürgermeister Thomas Groll gibt zwar zu, dass seit September „Bewegung in die Geschichte“ gekommen sei, will sich aber nicht zu einem Investor äußern. „Ich glaube, wir befinden uns auf einem guten Weg“, orakelt er.
„Wir sind zu einem Ortstermin da gewesen“, sagt hingegen Hephata-Sprecher Dr. Dirk Richhardt und bestätigt, dass Interesse besteht. Die Lage des Deutschen Hauses zentral in der Innenstadt sei hervorragend. „Unser Auftrag ist die räumliche Verlegung von Behinderten“, ergänzt er und erklärt: „Wir möchten sie vom Berg in die Fläche bringen“ – die Verkehrs- aber auch Bahnverbindung sei in der Ortsmitte sehr gut, der Weg zu Geschäften kurz und mithin optimal: „Viele haben Probleme mit dem Laufen oder der Orientierung, daher bevorzugen wir für unsere Standorte Innenstädte.“
Was genau in das Deutsche Haus kommen soll, steht noch nicht hundertprozentig fest. Momentan plant Hephata eine Wohngruppe der Behindertenhilfe – was eine Art „betreutes Wohnen“ sein kann, aber nicht muss.
„Barrierefreiheit“ ist Herausforderung
„Wir haben Ideen entwickelt, aber kein konkretes Konzept“, sagt Richhardt und verweist auf den schlechten Zustand des Gebäudes. Darüber führten Hephata-Verantwortliche auch Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Marburg. „Es gibt einige offene Fragen, zum Beispiel nach Abriss, Entkernung oder Umbau“, berichtet der Sprecher. Dr. Bernhard Buchstab vom Landesamt war gestern für weitere Details allerdings nicht erreichbar. „Es gab diverse Anfragen zur Nutzung des Gebäudes“, sagt Stephan Schienbein, stellvertretender Sprecher des Landkreises, der in diesem Fall Bauträger ist. „Planungsrechtlich waren alle Anfragen umsetzbar“, fügt er hinzu.
„Ich sage nur: Barrierefreiheit“, stellt Richhardt als ein Hauptproblem in den Vordergrund: „Das ist dort nur bis zu einem bestimmten Punkt umsetzbar und somit die große Herausforderung.“ Zum Beispiel gelte es, eine Außentreppe angemessen zu gestalten und gut zu sichern.
Dabei könnte auch die Stadt einen Zuschuss geben: Aus dem Jahr 2002 stammt ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, dass Neustadt einem Käufer 100000 Euro zur Verfügung stellt. „Es gibt diesen Beschluss“, sagt Bürgermeister Groll und ergänzt: „Der steht.“
Ebenso kann Hephata auf Unterstützung durch den Sanierungsträger Neustadts, die Hessen Agentur, hoffen: Bei Sanierungskosten von 1,5 Millionen Euro könne ein Investor mit einer 30-prozentigen Förderung aus dem Programm der Altstadtsanierung rechnen, hatte Hoim einst geworben.
Die Stadt hatte 1991 das Deutsche Haus nach einem Beschluss des Parlaments für 481000 Mark gekauft – und dabei ihr Vorkaufsrecht genutzt, denn es lag bereits der Kaufvertrag mit einem privaten Interessenten vor. Die Parlamentarier wollten, dass das Haus als Hotel- und Gaststättenbetrieb genutzt wird und Neustadt so für den Fremdenverkehr attraktiver wird. Eine andere Nützungsmöglichkeit wären Wohnungen gewesen. Beides führte aber nicht zum Erfolg.