Die „Innenentwicklung“ ist gescheitert

 

Stadtverordnete segneten die Erweiterung des Baugebiets „Im Weinberger Grund“ einstimmig ab

In Speckswinkel gibt es einige junge Familien, die bauen wollen. Bald bekommen sie die Möglichkeit dazu – denn der Ausbau des Dorfkerns ist schließlich gescheitert.

von Florian Lerchbacher

Speckswinkel. Es war ein anspruchsvolles Projekt, das die Stadt in den vergangenen Jahren in Speckswinkel verfolgte. Nun steht fest: Die Wiederbelebung des Ortskerns ist gescheitert. „Wir haben intensiv versucht, dort etwas zu entwickeln, sind aber am Denkmalschutz gescheitert“, sagt Bürgermeister Thomas Groll und ergänzt: „Wir wollten an manchen Stellen Tabula rasa machen – das durften wir nicht. Inzwischen wurden diverse Gebäude veräußert und wir haben keine Verfügungsgewalt – deswegen können wir unser Anliegen nicht weiterverfolgen.“

Entsprechend strebte die Stadt an, Bauflächen zu schaffen – was trotz der eingeplanten „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“, einer der Kernaussagen des Stadtentwicklungskonzeptes, auch möglich ist: Die Stadtverordneten hatten sich bei ihrem Beschluss einst dafür ausgesprochen, „bei Notwendigkeit“ Bauland insbesondere für junge Familien bereitzustellen. „Ein Widerspruch zu dem Leitsatz ist das nicht. Es ist sinnvoll, vorhandene Baugebiete abzurunden.“

Und das macht die Stadt nun auch, da sie das Baugebiet „Im Weinberger Grund“ erweitert. Vorteil sei, dass bei der Erschließung auf vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden könne, hebt das Stadtoberhaupt hervor.

Speckswinkler haben Vorrang

Die Erschließung übernimmt die Firma Geissler Infra GmbH aus Kirchhain, die auf rund 8 000 Quadratmetern mindestens sieben Bauplätze schaffen soll. Dies kostet rund 120 000 Euro. Hätte die Kommune das Vorhaben selbst auf den Weg gebracht, hätte sie gemäß Erschließungsbeitragssatzung zehn Prozent der Kosten tragen müssen. Stattdessen muss sie nun die Firma Geissler bezuschussen – allerdings „nur“ mit 10 000 Euro, was eine Ersparnis von immerhin 2 000 Euro bedeutet. „Wenn die Kommune die Baugebietserweiterung selbst tätigen wollte, müsste sie zudem den Kaufpreis vorfinanzieren“, wirft Groll ein.

Der Verkaufspreis soll 45 Euro pro Quadratmeter betragen und enthält die notwendigen Erschließungskosten ebenso wie die Kosten für die Erweiterung der vorhandenen „Baustraße“. Die Käufer müssen also mittelfristig noch ihren Teil der Kosten für die Fertigstellung der Straße und der Nebenanlagen berappen.

Die Stadt hat festgelegt, dass die Firma Geissler die Grundstücke zunächst Speckswinklern anbietet – und die Verpflichtung eingefügt, dass die Käufer innerhalb von drei Jahren mit der Bebauung beginnen müssen. „Ich freue mich, dass

etwas passiert. Es war Zeit, etwas zu tun“, betont Ortsvorsteher Karl Stehl und ergänzt: „Wir haben mindestens sechs Bauwillige. Für die mussten wir etwas tun, sonst würde Speckswinkel sie verlieren.“

Anfang des dritten Quartals des Jahres 2016 dürfte Baurecht bestehen, sagt Thomas Barg, der Geschäftsführer der Geissler Infra GmbH (einer Tochter des Bauunternehmens Geissler). Die Erschließung werde dann bis Ende 2016 abgeschlossen, sodass Käufer ab 2017 mit der Bebauung beginnen können.