Erinnerung an „Fels in der Brandung“

Frühere Bundesministerin Annette Schavan erinnerte an 40. Jahrestag der Wahl von Karol Wojtyla zum Papst
Als Teil einer Neustädter Veranstaltungsreihe erinnerte die ehemalige Bundesministerin Annette Schavan in einem ein- stündigen Beitrag an Papst Johannes Paul II. von Klaus Böttcher
Neustadt. Mehr als 80 Zuhörer waren in das historische Rathaus gekommen, um die zeitgeschichtliche Veranstaltung zu verfolgen. Bürgermeister Thomas Groll hatte den Vortrag von Annette Schavan „Der Papst und die Kunst des Politischen – vierzigster Jahrestag der Wahl von Papst Johannes Paul II“ überschrieben. Mit Schavan kam eine fachkundige Rednerin nach Neustadt. Durch ihre politischen Ämter als Ministerin und zuletzt als deutsche Botschafterin beim Vatikanstaat war die Katholikin die richtige Rednerin zu diesem Thema.
Thomas Groll stellte wie gewohnt den Gast vor. Dabei betonte er, dass Annette Schavan als Bundesministerin gleichzeitig stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU war und als enge Vertraute der Bundeskanzlerin galt. Groll stellte sie als eine Frau vor, die nicht nur rede, sondern etwas zu sagen habe. „Es ist zu wünschen, dass es mehr Politikerinnen und Politiker gibt, die wie die engagierte Katholikin Schavan klare Positionen zu Grundsatzfragen beziehen“, sagte Groll.
Das Trio Semplice begleitete die Veranstaltung mit passenden Musikstücken. So spielten sie zu Beginn „Marche Pontificale“, die Hymne des Vatikanstaates, später einen Choral und am Ende das „Halleluja“. „Ihr Bürgermeister lässt nicht nach, er hat dicke Bretter gebohrt“, sagte Annette Schavan, die mit dem Zug aus Ulm angereist war, dazu, dass Groll sie immer wieder gefragt habe. In ihrem fast einstündigen Vortrag stand der Mann im Mittelpunkt, der 1978 als Erzbischof von Krakau, der Kardinal Kami Wojtyla, zum Papst Johannes Paul II. gewählt wurde. Das Pontifikat des Polen wurde das zweitlängste in der Geschichte.
Schavan sagte dazu, dass seinerzeit die Italiener enttäuscht waren, dass es wieder kein Italiener war, der im Konklave zum
Papst gewählt worden war. Es wär neu, dass ein Pole Papst wurde, ein Pole, der noch relativ jung war und auf Fotos wie ein „Fels in der Brandung“ wirkte.
Die ehemalige Bundesministerin verdeutlichte, dass das Wirken von Johannes Paul II. von seiner persönlichen Biografie geprägt gewesen sei. Er lebte Jahrzehnte in der Diktatur des Kommunismus und deshalb sei für ihn Freiheit von entscheidender Bedeutung gewesen. „Wie viel Religion verträgt die Politik und wie viel Politik verträgt die Religion“? Diese Frage ziehe sich durch die Zeit des Pontifikates von Johannes Paul II.
Das habe mit der Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc um Lech Wa- lesa begonnen und sich bei seinen vielen Auslandsreisen fortgesetzt. Er habe dabei niemals Berührungsängste gehabt, so Schavan. Einer der Höhepunkte seiner Besuche in 127 Länder sei das Gespräch mit dem Altkommunisten Fidel Castro auf Kuba gewesen. Johannes Paul II. und zwei weitere Päpste hätten es geschafft, dass sich das Verhältnis zwischen Kuba und den USA gebessert habe.
Der Niedergang der kommunistischen Diktaturen ist aus Sicht Schavans zum großen Teil ein Verdienst des Papstes Johannes Paul II. In seinen Reden sei der Papst immer auf die Solidarität Europas eingegangen, betonte Schavan. Öfters sagte er dazu sinnbildlich: „Europa muss mit zwei Lungenflügeln atmen.“ Beim Erreichen seiner Ziele hätte der Papst einen langen Atem bewiesen, meinte die Rednerin und erinnerte an das Buch „Urbi et Gorbi“ von Joachim Jauer, der darin sagt: „Ohne den Papst hätte es die Öffnung des Ostens nicht gegeben.“ Er schreibe auch von dem langen Atem der friedlichen Proteste, von den Menschen, die über zehn Jahre mit Courage, dem Willen zur Freiheit und der Kraft des Gebetes ihr Ziel erreicht hätten. Papst Johanes Paul II. hätte gesagt: „Es gibt keinen Frieden durch Abschottung, sondern durch Dialoge.“
Schavans Fazit: „Die Kunst des Politischen heißt Zusammenführung aus der Masse der Menschen, ein Gemeinwesen zu schaffen“. Dafür habe Johannes Paul II. gestanden.