Experte schwärmt vom „Butterweg“

Karl-Friedrich Friauf hat bei Mengsberg Teile eines historischen Weges freigelegt und eine Infotafel gestaltet
Vor 150 Jahren befestigten Waldarbeiter den „Butterweg“ bei Mengsberg – in einer für damalige Zeiten revolutionären Bauweise, die einen ehemaligen Straßenplaner heute beeindruckt.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. „Das macht man heute noch so im Straßenbau“, schwärmt der Mengsberger Karl-Friedrich Friauf von der Bauweise des „Butterweges“, von dem er Teile in der Nähe seines Heimatdorfs freigelegt hat: Die seitliche Begrenzung bilden Randsteine‘, die wahrscheinlich aus der heutigen Wüstung Gerwigshain stammen. Dazwischen befindet sich eine rund 25 Zentimeter dicke Schicht gebrochener Steine – interessanterweise Sandsteinbruch, der in der Region um Mengsberg ungewöhnlich ist, da dies eigentlich eine Kalkstein-Gegend ist. „Heute würde man sagen, dass alle Körnungen vorhanden sind“, erklärt Friauf mit Blick auf die unterschiedlichen Größen der Sandsteine. Und er muss es wissen, schließlich war er bis vor wenigen Jahren als Straßenplaner tätig und ist in der Region als „Mister A 49“ bekannt.

Eigentlich sei im Jahr 1869 „Packlage“ die bevorzugte Straßenbauweise gewesen, betont er und erklärt, dass dabei Steine so platziert werden, dass sie ineinander verkeilt sind. „Aber das ist ziemlich aufwendig“, kommentiert Friauf und freut sich, das Teilstück des ehemaligen „Butterwegs“ bei Mengsberg gemeinsam mit Heinrich Schmeck wiederentdeckt zu haben. Vor rund 200 Jahren florierte der Handel zwischen Marburg und Kassel. Händler aus der Region brachten Produkte wie Wildbret, Wurst und eben auch Butter nach Kassel und nutzten eben jenen Weg – der daraufhin auch befestigt wurde. „Aus Kassel brachten die Händler dann Salz mit zurück in unsere Region, daher gibt es auch die Bezeichnung Salzweg“, erklärt Friauf.
Vor rund 100 Jahren sei dann bei Mengsberg eine weitere Straße neben den „Butterweg“ gekommen – der ein wenig in Vergessenheit geriet. Die Natur nutzte dies, um sich wieder auszubreiten, sodass sich die Strecke inzwischen unter einer 20 bis 30 Meter dicken Schicht aus Humus und Wurzelwerk befindet. An drei Stellen, die er als „Schürfen“ bezeichnet, ließ Friauf den Weg wieder frei- legen, um die Struktur des Bauwerks erklären zu können – was der Experte mit Begeisterung und Genuss macht: „Das ist eine echte Kostbarkeit.“
Am Samstag um 11 Uhr will er gemeinsam mit dem Heimat- und Verschönerungsverein das Teilstück präsentieren und eine Infotafel am Waldparkplatz am Lischeider Kreuz (zwischen Lischeid, Bellnhausen
und Mengsberg) enthüllen. Danach gibt es am wenige Hundert Meter entfernten Waldhäuschen eine kleine Feier mit Essen und Getränken. Wer möchte, kann zuvor an einer Wanderung dorthin teilnehmen, die um 9.15 Uhr an der Feldscheune von Landwirt Hartmut Schäfer (nahe der Wüstung Otten- rode, Ortsausgang Mengsberg Richtung Momberg, nach dem letzten Hof rechts ab) beginnt und an einigen Höhepunkten der Gegend vorbeiführt: unter anderem am Muschelkalk-Geotop und dem Naturschutzgebiet Lohgrund. Teilnehmer sollten unbedingt festes Schuhwerk an- ziehen, denn Teile der Strecke sind extrem matschig und von Forstmaschinen aufgewühlt.
Auf der Infotafel sind neben dem „Butterweg“ zehn weitere Besonderheiten der Region beziehungsweise potenziell interessante Punkte markiert: neben der Wüstung Gerwigshain beispielsweise auch der Dreimärker Mengsberg /Wolferode / Lischeid, der idyllisch an einem kleinen Teich liegt, oder auch Wappensteine, die einst die Trennlinie zwischen Hessen und Mainz markierten (1756).
Besonders am Herzen liegen Friauf aber noch zwei weitere Themen: Der „Rennweg“ und die Rhein-Weser-Wasserscheide, die sich vom Teutoburger bis zum Thüringer Wald zieht. Letztere verläuft ganz in der Nähe des Butterweges. „Es ist schon gigantisch, dass sich an dieser Stelle entscheidet, ob das Wasser letztendlich in den Rhein oder die Weser abläuft“, stellt der Mengsberger heraus und verweist darauf, dass natürlich erst noch einige „Vorflüsse“ dazwischen lägen, bevor das Wasser in die großen Flüsse gelangt.
Auf einem Großteil der Wasserscheide verläuft dann noch der einstige „Rennweg“. „Das war über viele Jahrhunderte die wichtigste Nord-Süd-Verbindung für schnelle Reiter“, betont Friauf. Vorteil sei gewesen, dass die Strecke geschützt durch den Wald lief und durch die exponierte Lage zumeist trocken gewesen sei: „Ich kann mir gut vorstellen, dass Bonifatius einst auf seinem Weg von Amöneburg nach Fritzlar den Rennweg auch nutzte.“