Gemeinsam gegen Vorurteile

Stadtallendorfer Streetworker und Neustadts Jugendpfleger wollen die Jugendlichen zusammenbringen

Seit Jahren herrschen bei den Jugendlichen in Neustadt und Stadtallendorf gegenseitige Vorurteile – weil’s kaum Berührungspunkte gibt, erklärt Streetworker Sebastian Habura. Das soll nun anders werden.

von Florian Lerchbacher

Stadtallendorf / Neustadt.

Mit einer  gemeinsamen Skifreizeit wollten Neustadts Jugendpflege und Stadtallendorfs Streetwork-Projekt Jugendliche aus den beiden Kommunen zusammenführen. „Auf diese Weise kann beiderseitigen Vorurteilen und Befürchtungen begegnet werden“, sagt Lars Kietz, der in Neustadt die vom Marburger Verein bsj betreute Stadtjugendpflege leitet. Seit Jahren herrschten auf beiden Seiten Vorurteile – und zwar, weil es auf beiden Seiten außer den weiterführenden Schulen kaum Berührungspunkte gebe, ergänzt Sebastian Habura – der als Vorgänger von Kietz in Neustadt also ein alter Bekannter ist und sich als Stadtallendorfer auch in seiner Heimat bei der Jugend einen Namen gemacht hat.

Gemeinsam hatten Habura und Kietz daher eine Freizeit in Winterberg geplant, um die Jugendlichen zusammenzubringen und ihnen zu zeigen, dass es nicht auf den Wohnort oder die Herkunft ankomme, sondern entscheidend sei, sich auf andere einzulassen und ihnen offen zu begegnen.

Und dieser Plan ging voll auf: Die jeweils acht Jugendlichen aus Neustadt und Stadtallendorf brauchten nicht lange, um einander kennenzulernen. Beim Rodeln auf der Piste vor der Haustür waren schon kurz nach der Ankunft in Winterberg alle Hindernisse überwunden, die jeweilige Herkunft und sämtliche Vorbehalte vergessen und der Spaß nahm seinen Lauf.

Auf der einen Seite kamen die Jugendlichen in den Genuss von Erlebnispädagogik, auf der an deren Seite lernten sie fürs Leben: Zum Beispiel wurden mehrere kleine Kochgruppen eingeteilt, die jeweils für den Rest der Jugendlichen Essen besorgen und zubereiten mussten. „So lernen sie Verantwortung“, sagt

Habura, während Kietz betont: „Diese Selbständigkeit wirkt sich zudem auf ihre Entwicklung aus und trägt zum Erwachsenwerden bei.“

Neben dem Rodeln vor der Haustür standen unter anderem noch Geocachen, eine Nachtwanderung im Tiefschnee, Brettspiele und der Besuch einer Therme und eines Tierparks auf dem Programm. Spätestens, als bei der Verabschiedung voneinander Tränen flössen, waren sich Habura, Kietz und Dhana Dombrowski – Schulsozialarbeiterin in Neustadt und Mitarbeiterin der Jugendpflege – sicher, dass der erste Versuch des Zusammenbringens gefruchtet habe. Und auch mit dem eigenen Zusammenspiel waren sie zufrieden. „Wir ergänzen uns ziemlich gut“, freute sich Habura.

Inzwischen fand noch eine gemeinsame Jugendfahrt zu einem Eishockeyspiel statt. Zudem ist für Ostern eine weitere Freizeit geplant. Was genau, wollen Streetworker und Jugendpfleger nicht verraten: „Aber es wird etwas Neues, Tolles“, so Habura.

„Der Austausch der Jugendlichen aus der Region Herrenwald soll weiterhin durch gemeinsame Fahrten, Freizeiten und Projekte unterstützt werden“, fasst Kietz zusammen und erklärt: Über den bsj und die Standorte seiner Einrichtungen habe es bereits Aktionen in der Umgebung gegeben und Jugendliche aus verschiedenen Städten seien zusammengekommen. Aufgrund der Distanz sei es jedoch nicht möglich gewesen, diese Kontakte weiter zu pflegen – bei Neustadt und Stadtallendorf sei dies anders.