Gold-Dorf macht einen Riesenschritt

Bioenergiegenossenschaft Mengsberg hat mit 106 Unterschriften und 38 Zusagen schon fast ihr Ziel erreicht

Das Gold-Dorf feiert den nächsten Erfolg: Mehr als zwei Drittel der geforderten Haushalte meldeten sich schon am Freitag in der Genossenschaft an. Damit rückt die Bioenergie für Mengsberg immer näher.

von Yanik Schick

Mengsberg. Als Ortsvorsteher Karlheinz Kurz die gelungene Gründung der Bioenergiegenossenschaft verkündete, sind ihm sichtlich einige Steine vom Herzen gefallen. „Ich war in den letzten Tagen schon ein bisschen aufgeregt und habe mich gefragt, ob genug Leute kommen“, gab Kurz auf der Gründungsversammlung in der Gaststätte Ochs zu. Die Resonanz der Einwohner übertraf jedoch all seine Erwartungen bei weitem.

Rund 150 Mengberger waren zu diesem Treffen erschienen; 106 Hauseigentümer hatten sich entweder an Ort und Stelle oder am Folgetag beim Ortsvorsteher in der neuen Genossenschaft angemeldet. Darüber hinaus liegen Kurz 38 mündliche Zusagen vor. Das ist eine phantastische Quote, die Genossenschaften bereits bestehender Bioenergiedörfer nicht erreicht haben. Insgesamt braucht das Gold-Dorf die Zusagen von mindestens 150 der 261 Mengsberger Haushalte, damit sich das Projekt Bioenergiedorf mit seinem fast zehn Kilometer langen Netz, 3 5000 Quadratmeter großem Solarthermie-Park, zwei Pufferspeichern und drei Spitzenlastkesseln auch wirtschaftlich rentiert (die OP berichtete). Einen „Häuserkampf‘ werden sich die Mengsberger also sparen können, Karlheinz Kurz rechnet in maximal drei Wochen mit dem Erreichen der so wichtigen Marke.

Die allgemeine Stimmung gegenüber dem Vorhaben, mittels einer riesigen Solarthermie-Anlage und einigen Nebenversorgern energieautark zu wer-

den, war bei der Gründungsversammlung überaus positiv. Heinrich Hainmüller zum Beispiel hatte sich als einer der Ersten und ohne großes Zögern in die Mitgliedsliste eingetragen. „Ich denke, es ist für die Zukunft eine günstige Geschichte“, sagte Hainmüller, der bislang fast ausschließlich mit Holz heizt. „Aber das wird nicht immer so weitergehen können, man wird ja schließlich auch älter. Von daher wären wir als Bioenergie-dorf ganz gut aufgestellt.“

Dem stimmten die meisten der Anwesenden zu. Wie sich herausstellte, können einige das neue Wärmenetz sogar kaum noch erwarten. „Meine Heizung ist 25 Jahre alt, meine Tanks 40 Jahre. Ich kann nur hoffen, dass sie noch zwei Jahre halten, bis die neue Anlage in Betrieb ist“, erklärte Herbert Gabriel. Und Elfriede Wagner betonte, dass es gerade in Zeiten weltweit kriselnder Beziehungen mit den großen Öl- und Gas-Konzernen wichtig sei, sich von diesen unabhängig zu machen.

Widerstand formierte sich erwartungsgemäß nicht. Es war eher leichte Skepsis, die vereinzelt bei dem einen oder anderen Mengsberger vorherrschte. So zählte Hans-Jürgen Mattheis noch zu den wenigen Unentschlossen. „Öl ist momentan sehr billig. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Energiegenossenschaft mit ihrem Preis mithalten kann“, sagte er.

Die Kostenseite war das beherrschende Thema an diesem Abend. Wie eine Planrechnung offenlegte, muss jedes Neu-Mit-glied beim Eintritt in die Genossenschaft eine Einlage von 4 000 Euro zahlen – ein Viertel davon zeitnah, den Rest bis zum 31. März 2015. Treten 180 Mitglieder bei, so eine Kalkulation, hätte die Genossenschaft ein Eigenkapital von 720 000 Euro. Der Bau des bundesweit größten Solarthermie-Parks in der Gemarkung „In den Beetengärten“ wird dann vor allem durch ein KfW-Darlehen von 5,6 Millionen Euro getragen. Es soll durch die Einnahmen aus dem Wärmeverkauf schon in 20 Jahren komplett getilgt sein.

Ortsvorsteher Karlheinz Kurz blickte deshalb bereits euphorisch voraus. Der nächste Schritt sei, die Bioenergie-Genossenschaft in das Register des Amtsgerichts Kirchhain einzutragen, erst dann ist das Unternehmen handlungsfähig. „Und danach werden wir sofort Gas geben“, versprach Kurz. Läuft alles nach Plan, erfolgt schon im kommenden Frühsommer der erste Spatenstich.

In den neuen Vorstand wählte die Genossenschaft: Karlheinz Kurz, Klaus Schwalm, Susanne Wilhelm, Thomas Theis und Michael Rudewig.