Gutachten sieht viele Chancen

Experten analysieren Neustadts Situation Wohnqualität muss verbessert werden
Neustadt soll in Zukunft auf neue Baugebiete verzichten und vor allem auf eine weitere Verbesserung der Wohnqualität setzen, empfiehlt ein Gutachten zur Stadtentwicklung.
von Michael Rinde
Neustadt. „Projekt Zukunft Neustadt“ steht auf dem Titel des etwa 150 Seiten starken Gutachtens. Es bietet Neustadt ein Handlungskonzept für die nächsten Jahrzehnte an, zeigt Chancen, Risiken und Potenziale der Stadt auf. Neben dem Fachwissen der Hessenagentur und von Architekt Holger Möller sind die Ergebnisse von Arbeitskreisen, Bürgerbefragungen und schon vorhandenen Untersuchungen jüngeren Datums eingeflossen.
Herausgekommen sind sehr konkrete Empfehlungen, wie Neustadt die Folgen des Bevölkerungswandels und nach wie vor bestehende Strukturprobleme auffangen kann. Bei der Vorstellung des Gutachtens kündigte Bürgermeister Thomas Groll (CDU) schon an, dass er viele der Ergebnisse zu einer verbindlichen Richtschnur für die politische Arbeit des Stadtparlaments machen will.
Das Gutachten widmet sich dem gesamten Stadtgebiet, der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf der Zukunft der Kernstadt. Holger Möller und Anja Ceulaers haben bei ihrer Expertise das Rad nicht gänzlich neu erfunden. Unter den Projekten, die sie anstoßen, befinden sich einige, die schon angelaufen sind: wie zum Beispiel die Umgestaltung von Rabenauplatz und Ritterstraße. Die Autoren widmen sich dem 33 Hektar großen Areal der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne ebenso wie der Bedeutung des Bahnhofsumfeldes, der Zukunft des Momberger Tores oder des Wallgrabens. Generell empfiehlt das Gutachten der Stadt, auf die Ausweisung neuer Baugebiete zu verzichten. Damit rennen sie bei Groll beispielsweise offene Türen ein. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung – Neustadt soll bis 2020 etwa 10 Prozent seiner Einwohner verlieren – sieht er keinen Bedarf. Er will eher noch vorhandenes Bauland- oder Baulücken nutzen oder bestehende Gebiete „abrunden“.
Eine weitere Empfehlung der Gutachter findet bei Groll ebenfalls großen Anklang: die Gründung eines Ortsbeirates für die Kernstadt ab 2012. „Die größten Chancen hat Neustadt durch die hohe Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt oder ihrem Ort“, hebt Anja Ceulaers hervor. Ein Kernstadt-Ortsbeirat könnte daher der Politik und der Stadtentwicklung Impulse geben. Schwächen sieht Holger Möller bei der Tourismuswerbung: „Neustadt wird unter Wert geschlagen“. Dort will die Stadt auch schon bald ansetzen und zum Beispiel eine deutlich verbesserte Beschilderung der historischen Alstadtgebäude schaffen.
Für das Gebiet rund um de Bahnhof sieht das Gutachte große Entwicklungsmöglichkeiten. Auch das Gutachten empfiehlt der Stadt unter anderem den Bau einer Parkplatzanlage für Pendler. Dieses Thema bleibt ein Ärgernis, Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie. Doch da die Bahn AG lange braucht um Unterlagen bereitzustellen ist der Zeitplan dafür schon wieder aus den Fugen.
Nicht zuletzt ist das Stadtentwicklungs-Gutachten auch eine sehr wichtige Grundlage für Förderanträge an Land und Bund. Spätestens 2010 endet die Altstadtsanierung. „Wir müssen Grundlagen haben, wenn wir Geld beantragen und Geld werden wir brauchen sagt Groll. Das Geld für das Gutachten, immerhin 40 000 Euro hat die Stadt zur Hälfte schon mal aus dem eigenen Haushalt finanziert. Die andere Hälfte kommt aus dem Topf der Alt-Stadtsanierung.