Hilfsangebote sind bis 2024 gesichert

Neustadt bekommt 409 000 Euro Förderung für die Fortsetzung der Gemeinwesenarbeit vom Land Hessen
Von Michael Rinde

Neustadt. Dieser Förderbescheid ist für die Stadt Neustadt in mehrfacher Hinsicht eine gute Nachricht: Bis zum Jahr 2024 erhält die Stadt vom Land 409 000 Euro für die Fortsetzung der Gemeinwesenarbeit. Erstmals besteht damit auch Planungssicherheit über mehrere Jahre, was Bürgermeister Thomas Groll (CDU) besonders freut. Bisher musste die Stadt jährlich einen neuen Antrag stellen, was langfristiges Arbeiten naturgemäß erschwert.
Seit 2015 gibt es die Gemeinwesenarbeit in Neustadt, seinerzeit entstanden aus der Tatsache, dass die Kommune Standort für eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge ist. Hinter der Gemeinwesenarbeit steht der Verein „bsj“ aus Marburg. Bernd Methfessel und Annika Schlüter sind die zwei Gesichter der Gemeinwesenarbeit. Beide arbeiten mit festen Stundenkontingenten in Neustadt. Anlaufpunkt für alle ist der Begegnungstreff in der Marktstraße, ein Ladengeschäft. Bisher lag der Fokus eindeutig auf der Flüchtlingsarbeit. Die Gemeinwesenarbeit reicht von Beratung über individuelle Begleitung bis zu Veranstaltungen gemeinsam mit Neustädter Bürgern. Wobei der Verein „bsj“ an vielen anderen Stellen in Neustadt ebenfalls eingebunden ist: bei der Jugendarbeit, beim Quartiersmanagement im Programm Soziale Stadt oder beim Waldkindergarten zum Beispiel. Das hat aus Sicht der Kommune viele Vorteile, da manches Angebot in das andere greift.
Dieser Effekt dürfte sich in den nächsten Jahren noch einmal deutlich verstärken. Denn die Gemeinwesenarbeit wird ihre Angebote auf alle Bevölkerungsgruppen in Neustadt ausweiten. Darauf hat schon die laufende Umfrage zum Konzept des Familienzentrums hingedeutet (die OP berichtete). Künftig wird die Gemeinwesenarbeit zu einem Teil eben auch dort Angebote organisieren. Deshalb wird der beliebte Begegnungstreff aber nicht aufgegeben. Die Flüchtlingsberatung bleibe dort, auch die Gemeinwesenarbeit an sich werde dort dann eben zu einem Teil vertreten bleiben. Groll sieht Bedarf für immer mehr soziale Angebote auf verschiedenen Ebenen. „Probleme löst man eben nicht alleine mit dem Ordnungsrecht, sondern auch mit Hilfen“, sagt er im Gespräch mit der OP. Kostenfrei ist die weitere Gemeinwesenarbeit für Neustadt aber nicht mehr. Die Stadt hat selbst einen Eigenanteil im Haushalt eingeplant. Die finanziert die Stadt durch Umschichtungen bei der Flüchtlingsarbeit und jährlichen 15 000 Euro eigenem Beitrag. Gut angelegtes Geld aus Sicht Grolls, vor allem angesichts der extrem hohen Landesförderung. Es sei in den zurückliegenden Jahren gelungen, eine sehr gute eigene Sozialarbeit aufzubauen. „Für eine Kleinstadt wie Neustadt ist das, was wir anbieten können, eine absolute Seltenheit“, sagt er nicht ohne Stolz. Er hält die breit angelegten Angebote aber für zwingend nötig. Denn: „Eine homogene Stadtgesellschaft gibt es auch bei uns nicht mehr. Das ist eine Herausforderung, auf die Kommunalpolitik in jedem Falle reagieren muss“.