Ideen der Bürger sind jetzt gefragt

Nachbarstädte Neustadt und Stadtallendorf wollen „Region Ostkreis“ gründen
Neustadt. Neustadt und Stadtallendorf wollen die „Region Ostkreis“ gründen und dafür Geld aus der Kasse der EU beantragen. Doch zunächst müssen sie bis zum 21. August ein Entwicklungskonzept vorlegen.
von Bodo Ganswindt
Das Denken und Handeln in regionalen Bezügen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Kommunen auf vielerlei Ebenen ist erkannt und greift zunehmend Raum.
Vor allem in ländlichen und strukturschwächeren Regionen setzen Kommunen ihre Hoffnungen auf Förderprogramme, die auf europäischer Ebene aufgelegt worden sind, um eben jene Gebiete in ihrem Bemühen, Entwicklungsunterschiede auszugleichen beziehungsweise zu verringern und den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zu stärken, nachhaltig zu unterstützen.
Inzwischen gibt es alleine in Deutschland 280 dieser Regionen. Sie alle möchten in den Genuss von Fördergeldern kommen, die eigens dafür gebündelt worden sind. So hält etwa der „Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes“ (ELER) 8 Milliarden Euro vor, die bis 2013 anteilig in die jeweiligen europäischen Regionen fließen, sofern sie ein förderungswürdiges Konzept vorlegen.
Auch Neustadt und Stadtallendorf haben sich zu einem regionalen Zusammenschluss entschlossen, der den Namen „Region Ostkreis“ tragen soll und dessen Rechtsform noch zu definieren wäre.
Weil die Frist für die Abgabe jenes Konzeptes am 21. August abläuft, drängt die Zeit. Die beiden Städte haben eine Steuerungsgruppe ins Leben gerufen, der die Bürgermeister,
Verwaltungsbeamte der beiden Kommunen sowie Mitarbeiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung beim Landkreis und der Wohnungsbaugesellschaft Wohnstatt angehören.
Am Montag fand in Neustadt die Auftaktveranstaltung des Projektes statt, das unter dem Motto steht „Los geht’s, wir entwickeln unsere Region!“.
Diplom-Ingenieurin Cornelia Engelhardt-Fröhlich von der Wohnstatt betonte, dass die Steuerungsgruppe vor allem die fachliche Begleitung leiste, koordinierend und eben steuernd wirke. Es gehe darum, die Potenziale der Region gemeinsam mit den Bürgern zu entwickeln. Zunächst werde man Projektideen sammeln, um sie später einem Entscheidungsgremium vorzutragen.
„Wir wollen die Region Ostkreis“, sagte Neustadts Bürgermeister Manfred Hoim. Er hoffe auf die positive Resonanz in der Bevölkerung. „Die ist jetzt gefragt.“
Sein Stadtallendorfer Amtskollege Manfred Vollmer pflichtete ihm bei: „Dies Projekt ist ein demokratisches Element der Willensbildung. Wir brauchen Ideen, die aus der Region kommen.“
Am Mittwochabend waren nicht nur politische Mandatsträger eingeladen, sondern auch Vertreter zahlreicher Vereine, Verbände und Institutionen. Aus ihnen bildeten sich vier Arbeitsgruppen zu den Bereichen
■ Landwirtschaft, Energie, Umwelt und Natur,
■ Tourismus und Fremdenverkehr,
■ Soziales, Kultur und Bildung,
■ Infrastruktur und Städtebau. „Zunächst sammeln wir Ideen
und wollen Menschen gewinnen, die weiter an den Projekten arbeiten wollen. Ohne deren Energie läuft gar nichts“, sagte Engelhardt-Fröhlich. Dann müsse gefragt werden: Was ist durchführbar? Gibt es Träger in der Region? Welche Möglichkeiten der Finanzierung bestehen? Schließlich gehe es darum,
zwei oder drei Leitprojekte zu entwickeln, die möglichst von lokalen Aktionsgruppen getragen werden.
Als übergreifende Ziele nennen die beiden Städte
■ die „Verminderung der Pendlerbewegungen nach Südhessen durch geeignete Entwicklungsmaßnahmen für die heimische Wirtschaft“,
■ die „Erhaltung und der Ausbau der Struktur durch Erweiterung der landwirtschaftlichen Aufgaben hin zur Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen für den Bereich Natur und Umweltschutz“,
■ die „Anbindung an überregionale Tourismus-Strukturen“.