Immer mehr Kinder in der Kernstadt

Stadt reagiert in Kita Regenbogen mit Provisorium auf steigende Nachfrage nach Plätzen und plant Anbau
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Sie griffen lieber auf eine Schere zurück, um ihren Gruppenraum feierlich einzuweihen. Dabei hätten die kleinen Drachen doch auch einfach Feuer speien können, um das liebevoll geflochtene Papierband, das in der Tür Richtung Garten hing, zu entfernen. Die Gruppe ist neu in der Kindertagesstätte Regenbogen – und dennoch sind 16 der 20 Plätze bereits belegt.

Die Stadt Neustadt verzeichnet seit zwei Jahren in der Kernstadt einen massiven Kinderzuwachs. Das hänge mit dem Zuzug von Geflüchteten und Familien aus Südosteuropa und insgesamt steigenden Geburtenzahlen zusammen, erklären Bürgermeister Thomas Groll und Einrichtungsleiterin Claudia Orth. Außerdem gebe es immer mehr Eltern, die ihre Kinder bereits mit zwei Jahren den Kindergarten besuchen lassen wollen.

Darauf gelte es zu reagieren, betonen die beiden. Entsprechend gestaltete die Kommune in jüngster Vergangenheit den Regenbogen um: Die kommunale Bibliothek wechselt nach der Fertigstellung ins Kultur- und Bürgerzentrum. Schon jetzt beherbergen ihre ehemaligen Räume eine neue Gruppe: die „Löwen“.

Und die „Drachen“ haben Unterschlupf nicht etwa in einer kommunalen Höhle oder den Katakomben eines Schlosses gefunden, sondern im einstigen Mehrzweckraum der Kindertagesstätte. Diesen hatte die Stadt Neustadt in Windeseile umgebaut, um die Nachfrage nach Plätzen zu befriedigen.

Geplant sei noch, den Außenbereich vor den großen Fenstern neu zu gestalten beziehungsweise aufzuwerten, betont der Rathauschef. Dauerhaft werden die Drachen allerdings nicht im ehemaligen Mehrzweckraum hausen: Sie bekommen einen eigenen Anbau an den Regenbogen. Der neue Gruppenraum mit seinen sanitären Anlagen soll auf der Seite des Freibades ans Gebäude angeschlossen werden.

Groll geht von Baukosten in Höhe von 450 000 Euro aus – rechnet dabei aber auch mit einem Zuschuss in Höhe von 250 000 Euro aus dem Kinderbetreuungsfinanzierungsgesetz. Der Bauantrag sei eingereicht, damit der Förderantrag noch im Herbst gestellt werden könne.

Für 25 Kinder soll dort Platz sein. Bisher gibt es für 20 kleine Drachen im Alter von zwei bis sechs Jahren, die Julia Reinl und Veronika Sattler zähmen wollen, Plätze. Sowohl im „Sonnenschein“ als auch im „Regenbogen“ hält die Stadt nunmehr sechs Gruppen vor. „Da geht sinnvollerweise nichts mehr“, sagt Groll.

Er lehnt siebte Gruppen aber ab und hebt hervor, dass es gut wäre, wenn in der Stadt mehr Tagesmütter tätig würden: „Wir unterstützen das als Kommune mit einem Förderprogramm auch finanziell.“

Ob tatsächlich weiterer Handlungsbedarf bestehe, lasse sich momentan allerdings noch nicht abschätzen: „Das hängt davon ob, ob der Trend anhält, Kinder mit zwei Jahren oder sogar noch früher in die kommunale Betreuung zu geben.“

Bisher sei es immer möglich gewesen, den Bedarfen gerecht zu werden – wenn auch manchmal mit etwas Zeitverzug. Dies müsse aber nicht immer so bleiben, gibt Groll zu. Sollte rasch gehandelt werden müssen, komme der Anbau an den kirchlichen Kindergarten „Arche Noah Momberg-Mengsberg“ als Übergangslösung in Betracht.

In den Stadtteilen sei bei der Nachfrage nach Plätzen kaum eine Veränderung zu spüren. Und sollten in der Kernstadt die Kinderzahlen weiter so steigen wie in den vergangenen zwei Jahren, müsse die Stadt vielleicht doch über einen Neubau nachdenken: „Aber das ist Zukunftsmusik.“