In zehn Minuten regnet es 30 Liter pro Quadratmeter

Keller, Wohnungen und ein Kindergarten standen in Neustadt unter Wasser
Neustadt. „Ist schon wieder Nacht?“ Mit diesen Worten machte Felix seine Mutter Doris Neidera gestern Morgen auf das Unwetter aufmerksam.
Es war sieben Uhr. Die Schlumpf-Gruppe der Kindertagesstätte „Regenbogen“ in Neustadt wollte gerade zum Erdbeerfeld nach Speckswinkel aufbrechen, als der Himmel sich verfinsterte. Eine Viertelstunde später standen zwei Gruppenräume unter Wasser. Das Wasser drang durch die geschlossenen Fenster und drückte sich durch den Boden nach oben.
Mit Putzlappen und Eimern wurden Erzieherinnen und Eltern der Lage Herr. „Das war eine richtig braune Brühe voller Matsch und Schlamm“, sagte Erzieherin Stefanie Haude. Eltern wurden verständigt, um ihre Kinder abzuholen.
In der Straße „Lehmkaute“ in Neustadt war die Feuerwehr Neustadt seit acht Uhr im Einsatz. Stadtbrandinspektor Erhard Wölk verzeichnete drei Einsatzstellen. Keller, der Stall eines landwirtschaftlichen Betriebes und Wohnungen liefen mit braunem Wasser voll. „Das Wasser kam vom Feld und hat viel Schlamm und Dreck die Straße herunter und in die Häuser gespült“, sagte Mario Gräser, Sprecher der Feuerwehr Neustadt.
Magdalena Acipinar und ihr Ehemann Adern gehörten zu den Betroffenen. Noch am Mittag war das junge Ehepaar damit beschäftigt, die „braune Brühe“, wie Adern Acipinar sagt, aus ihrem Haus zu putzen. Etliche Eimer mit Wasser und Schlamm schafften sie auf die Straße. „Das letzte Mal ist das vor einem Monat passiert“, berichtete Magdalena Acipinar. Bei dem starken Hagelregen vom 30. Mai stand ihre Wohnung ebenfalls unter Wasser. „Das pausiert mittlerweile jedes Jahr“, sagte sie.
Auch die Kindertagesstätte „Regenbogen“ hatten bereits am 30. Mai mit Wasserschäden zu kämpfen. Die Stadt werde in das Gebäude und den Hochwasserschutz investieren müssen, sagte Bürgermeister Thomas Groll gestern gegenüber der OR 10000 Euro stehen ohnehin im Haushalt, werden aber kaum ausreichen angesichts des 50 Jahre alten Gebäudes. Groll stellt aber klar, dass es den perfekten Unwetterschutz auch in Zukunft nicht geben wird. Die Stadt habe erneut ein Unwetter erlebt, dass Neustadt so nicht kenne. Innerhalb von zehn Minuten seien 30 Liter je Quadratmeter gefallen.