Klare Ansage: „Baut das Zentrum auf!“

Jungen und Mädchen aus dem „Regenbogen“ untermalten den Spatenstich für das Millionenprojekt
6,3 Millionen Euro legt die Stadt Neustadt für den Bau und die Einrichtung des neuen Kultur- und Bürgerzentrums auf den Tisch – aus der eigenen Kasse stammt dabei nur eine Million Euro.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Wenn die Arbeiter, die in den nächsten Monaten auf der Baustelle in der Querallee tätig sein werden, so fleißig sind, wie die Jungen und Mädchen aus der Kindertagesstätte „Regenbogen“, dann dürfte das neue Bürger- und Kulturzentrum im Nu stehen. Mit großer Freude und viel Engagement gruben die Kinder nämlich einen für den symbolischen ersten Spatenstich bereitgestellten Sandhaufen um und setzten Maßstäbe. Derzeit geplant ist zumindest, dass der Neubau im dritten Quartal 2020 eingeweiht werden kann.
Bürgermeister Thomas Groll und der Kreisbeigeordnete Klaus Weber bezeichneten den gestrigen Donnerstag als einen historischen Tag für Neustadt: Gestern begann das größte Bauprojekt, das die Junker-Hansen-Stadt in ihrer Geschichte umsetzte – wobei die Ab rissarbeiten der vergangenen Monaten natürlich nicht in Vergessenheit geraten sollten, aber jetzt geht es eben an den Aufbau. 6,3 Millionen Euro kostet das Projekt nach derzeitigem Stand. Lediglich eine Million zahlt die Stadt selber, der Rest stammt aus Fördermitteln des Städtebauprogramms „Soziale Stadt“, des Investitionspakts „Soziale Infrastruktur im Quartier“ und dem Kreisentwicklungsfonds. „So ein Neubau bietet viele Chancen“, stellte Groll heraus und erinnerte an den Neubau der Kindertagesstätte „Regenbogen“ vor einigen Jahren – damals hatten die Kinder, die in die dortige Einrichtung gingen, übrigens bereits eine ähnliche Version des Liedes „Baut das Zentrum auf!“ gesungen, mit dem sie gestern den Festakt des symbolischen ersten Spatenstichs untermalten. Der Bürgermeister betonte, dass in diesem Jahr auch noch die Neugestaltung des Bürgerparks, des Rathausplatzes und des Schulhofs auf der Agenda stehen und im kommenden Jahr Freibad und Waldstadion überarbeitet werden: „Daraus sollte man aber nicht den Trugschluss ziehen, dass die Stadt zu viel Geld hat.“
Er erinnerte daran, dass sich die Neustädter den millionenschweren Neubau und die zahlreichen anderen Projekte nur leisten können, weil das Land in der ehemaligen Kaserne eine Erstaufnahmeeinrichtung
für Flüchtlinge einrichtete: „Es gibt natürlich dort auch Dinge, die uns nicht gefallen. Aber wenn wir die Einrichtung nicht bekommen und nach Bekanntwerden der Neuerung nicht klug gehandelt hätten, dann wäre das alles nicht möglich geworden. Das sind eben die zwei Seiten einer Münze.“ In nicht allzu ferner Vergangenheit hatten sich die Neustädter noch große Sorgen um ihr Haus der Begegnung gemacht. Eine grundhafte Sanierung schien nicht finanzierbar, an einen Neubau war erst recht nicht zu denken. Flickwerk war das einzig machbare. Dann kam die Stadt in Reichweite der Fördertöpfe – und die Stadtverordneten entschlossen sich für eine Sanierung. Dem machte jedoch die Wl-Bank einen Strich durch die Rechnung: Ein Mitarbeiter erklärte vor gut zwei Jahren nach einer Ortsbesichtigung, dass sich eine Renovierung nicht lohne und nur Abriss und Neubau in Frage komme. Ein Schock für die Stadt – den sie aber schnell überwand und innerhalb von zwei Wochen ihre Pläne komplett überarbeitete.
Nun ist das etwas über 40 Jahre alte Gebäude also Geschichte – bleibt aber bestimmt noch lange im Gedächtnis. Beim Spatenstich zugegen war auch Ehrenstadtrat Ludwig Dippel, der schon 1976 dem symbolischen Akt beigewohnt hatte und sich noch allzu gut daran erinnert, wie der Vorsitzende des Koordinierungsausschusses der Katholischen Soldatenbetreuung im Bagger saß.
Dieses Mal schwangen neben Kindern und Kommunalpolitikern alle einen Spaten, die zu den Kooperationspartnern der Stadt gehören. Hephata richtet im Neubau beispielsweise ein Cafe ein, der Verein bsj wird die Stadt dort beim Familienzentrum unterstützen und die Martin-von-Tours-Schule den Saal als Aula nutzen. Aber auch der neue Bürgerverein „Wir für Neustadt“ plant, ebenso wie die Volkshochschule in dem Neubau ansässig zu werden – und die städtische Bibliothek soll dort auch Unterschlupf finden. Ziel sei, dass sich das Gebäude – dessen Name noch nicht fest steht – zu einem „wahren Ort der Begegnung“ entwickele, resümierte Groll und kündigte an, dass im Sommer die Grundsteinlegung erfolge und danach zunächst noch Richtfest und dann die Einweihung gefeiert werde.