Kompletter Führungswechsel bei den Wehren

Neustadt hat nach 20 Jahren einen neuen Stadtbrandinspektor • Steffen Maurer folgt auf Sebastian Sack
von Klaus Böttcher
Im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Neustädter Feuerwehren stand neben den Beförderungen und Ehrungen die Wahl des Stadtbrandinspektors und seiner Stellvertreter.

Neustadt. Frank Bielert löst Erhard Wölk nach 20 Jahren als Stadtbrandinspektor ab. Ihm zur Seite stehen Tobias Lotter und Mario Gräser als Stellvertreter. Sie sind Nachfolger von Arno Sack, der ebenfalls 20 Jahre im Amt gewesen war. Für den ausgeschiedenen Sebastian Sack wurde Steffen Maurer zum neuen Stadtjugendfeuerwehrwart gewählt. Seine Stellvertreterin ist Martina Zinsen
Vor der Wahl hatte Wölk noch ein letztes Mal den Jahresbericht des Stadtbrandinspektors vorgetragen. Er sprach von einem eher normalen Jahr, was die Einsätze angeht: Sie seien 67-Mal aktiv gewesen – bei 18 Bränden, 21 Hilfeleistungen und 15 Brandsicherheitsdiensten. Zudem gab es 13 Fehlalarme. „Ober 1000 Einsatzstunden haben sich somit summiert. Hinzu kommen noch die Stunden, die bei Lehrgängen und Seminaren und bei der wöchentlichen Ausbildung vor Ort geleistet wurden“, erklärte Wölk.

Zum personellen Stand sagte Wölk, dass 139 Einsatzkräfte in den vier Feuerwehren aktiv seien. 17 davon sind Frauen. In der Ehren- und Altersabteilung seien es 67 ehemalige Aktive. Der Stadtbrandinspektor bezeichnete die Personalsituation in Neustadt im Gegensatz zur landesweiten Entwicklung als recht stabil in den vergangenen Jahren.
Es seien viele Mitglieder der Jugendfeuer- wehren in die Einsatzabteilungen übernommen worden, und erfreulicherweise hätten auch wieder Quereinsteiger den Weg in die Feuerwehr gefunden.
Der ausscheidende Stadtjugendwart der Feuerwehren, Sebastian Sack, blickte auf seine Jahre im Amt zurück. Als einen besonderen Punkt stellte er die Gemeinsamkeit heraus. So hätten in den vergangenen Jahren alle vier Wehren gemeinsame Aktivitäten unternommen. Dazu zählten Zeltlager oder Fahrten ebenso wie die gemeinsame Weihnachtsfeier oder die Teilnahmen an Wettbewerben, die teilweise recht erfolgreich waren.
Die Jugendfeuerwehren haben derzeit 30 Mitglieder, berichtete Sack und ergänzte, dass sie in zwei Wehren nicht mehr die Gruppenstärke erreichen. Deshalb sei die Mitgliederwerbung jetzt besonders wichtig: „Ohne Jugendfeuerwehr gibt es auf längere Sicht keine Feuerwehr mehr.“ Sein Fazit der vergangenen Jahre: „Wir können stolz sein auf das, was wir erreicht haben.“

Die Fachgebietsleiter berichteten über die Atemschutzgeräteträger und dem Digitalfunk. Der später zum neuen Stadtbrandinspektor gewählte Frank Bielert blickte als Brandschutzfrüherzieher auf das vergangene Jahr, aber auch seine gesamte Zeit im Amt zurück. Ein schöner Lohn für ihn seien immer die leuchtenden Augen der Kinder in den Kindergärten oder der Grundschule gewesen. Einmal habe er einen Liebesbrief von einer Praktikantin erhalten. „Ich gebe das Amt gerne in andere Hände, aber ich mache noch weiter mit“, betonte er.
Jennifer Thierau ist eine der sieben Betreuerinnen der zwei Kinderfeuerwehren und bezeichnete das Jahr 2017 als ein
„recht erfolgreiches“. Im April hatten sich in Speckswinkel die „Löschdrachen“ gegründet, denen 19 Mitglieder angehören. Im November waren es dann 38 Kinder aus der Kernstadt, die sich zur „Löschbande“ zusammenschlossen. „57 kleine Entdecker sind auf dem Weg, Feuerwehrleute zu werden“, freute sich die Betreuerin.
Bürgermeister Thomas Groll beschränkte sich in seinem Grußwort auf einige Kernaussagen. Gute Ausbildung, gute Ausrüstung und vernünftige Unterbringung seien auch bei schlechter Kasse wichtig. „Wir haben nie an der Feuerwehr gespart.“ Die Indienststellung des neuen Einsatzleitwagens (ELW) verzögere sich, da es Zuschüsse gebe, berichtete er und stellte heraus, dass die Stadt die 120000 Euro nicht alleine tragen müsse, sondern das Land 35 000 Euro dazugebe. Er rechne mit dem ELW in der zweiten Jahreshälfte. Ein Schwerpunkt im laufenden Jahr solle die Kinder- und Jugendarbeit sein. „Es nützt uns nichts, wenn wir Fahrzeuge haben, aber keine Leute dafür.“
Mit dem Ausscheiden des Stadtbrandinspektors Erhard Wölk und seines Stellvertreters Arno Sack gehe ein Ära zu Ende, betonte der Bürgermeister. Die offizielle Verabschiedung erfolge erst im Juni. Während der Sitzung der Stadtverordneten am 16. April um 19 Uhr werden die Nachfolger vereidigt.
Kreisbrandinspektor Lars Schäfer zollte den Neustädtern Respekt für die Nachwuchsarbeit. „57 Kinder bei der Feuerwehr, alle Achtung“, sagte er und betonte: „Die Jugendfeuerwehr ist der einzige Garant für die Einsatzabteilung.“ Er lobte die Aus- und Weiterbildung bei den Neustädter Feuerwehren und die gute ehrenamtliche Pflege und Wartung der Geräte.
Dem scheidenden Kreisbrandinspektor verlieh er das Ehren-Zeichen des Kreisfeuerwehrverbandes in Silber. Das könne man nicht ersitzen, das müsse man verdienen, stellte er heraus.
Während der geheimen Wahl des Stadtbrandinspektors erhielt Frank Bielert als einziger, Kandidaten 51 Stimmen von insgesamt 84 abgegebenen, gültigen Stimmen. Für die bei- den Stellvertreter Tobias Lotter und Mario Gräser war das Ergebnis mit 77 und 84 Jastimmen eindeutiger.
Eindeutig war auch das offen abgegebene Votum für Steffen Maurer als Stadtjugendwart und seine Stellvertreterin Martina Zinsen.
Der noch amtierende Stadtbrandinspektor freute sich in seinen abschließenden Worten über den Einsatz aller Feuerwehrkameraden in den vergangenen 21 Jahren. Er stellte den guten Zusammenhalt der vier Wehren heraus und blickte
auf positive und negative Ereignisse der Jahre zurück: Das Positive seien die vielen tausend Stunden bei Veranstaltungen mit den Kameraden gewesen. Dazu komme die gute Ausrüstung, die ihn stolz mache. Negativ seien die schlimmen Einsätze gewesen wie das Zugunglück 1997 oder der Brand, der sich 1988 während der Kirmes mitten in der Stadt ereignete. Bei derartigen Ereignissen stelle man sich die Frage, ob man alles richtig gemacht hat: „Doch später kommt die Erkenntnis: „Wir konnten nicht besser.“