Kreis will Schulangebot kaum antasten

Entwurf des neuen Entwicklungsplanes sieht Änderungen in Neustadt, Biedenkopf und Buchenau vor
Marburg. Im November befassen sich Ausschüsse und Kreistag mit dem Entwurf des neuen Schulentwicklungsplans, den das Kultusministerium dann genehmigen muss.
Fortsetzung von Seite l von Michael Rinde
Am 18. November entscheidet der Kreistag über den Entwurf für den neuen Schulentwicklungsplan, den die Kreisverwaltung vorlegt. Er gilt bis zum Schuljahr 2011/12. Schulschließungen, zu denen es in anderen hessischen Kreisen und Städten in den nächsten Jahren kommt, sind im Kreis Marburg-Biedenkopf nicht vorgesehen. „Uns ist es wichtig, das dezentrale Angebot, das wir haben, zu erhalten“, sagt Schuldezernent Dr. Karsten McGovern auf Anfrage der OP.
Eine bedeutende Veränderung bahnt sich für die Gesamtschule Neustadt an. Ab dem Schuljahr 2007/2008 wandelt sich die Schule von einer kooperativen in eine integrative Gesamtschule. Damit reagiert der Kreis auf sinkende Schülerzahlen, vor allem im Real- und Hauptschulzweig. Im Schuljahr 2006/2007 nimmt die Gesamtschule allerdings noch Haupt-und Realschüler auf.
Schulleitung und Lehrer stehen hinter der Veränderung. Die Schulkonferenz hat die Pläne des Landkreises gebilligt. „Wir arbeiten bereits intensiv an einem pädagogischen Konzept, das sich im Wesentlichen ‚auf das gemeinsame Lernen richten wird“, sagt Schulleiter Hartmut Boß. Intensive Lehrerfortbildungen seien bereits geplant. Auch die Eltern will die Schule intensiv in die Planungen einbinden.
Integrierte Gesamtschulen existieren im Kreis bisher in Wetter und in Marburg. In integrierten Gesamtschulen gibt es keine unterschiedlichen Schulzweige. Der Unterricht erfolgt in einheitlichen Klassen. „Wir können die Schüler besser dort abholen, wo sie gerade leistungsmäßig stehen“, sagt Boß.
An der Mittelpunktschule Buchenau wird es nach diesem Schuljahr keine Förderstufe mehr geben. Grund sind die zu geringen Schülerzahlen. Künftig existiert in dem Dautpheta-ler Ortsteil nur noch eine Grundschule.
Um den Plan, den Hauptschulzweig der Mittelpunktschule in Wallau aufzugeben, gibt es Diskussionen. Schuldezernent McGovern begründet die Absichten des Kreises unter anderem damit, dass nur wenige Schüler des Haupt-schulzweiges tatsächlich aus Wallau oder Breidenstein kommen. „Nur Dank Schülern aus der Kernstadt ließ sich dieser Schulzweig bisher erhalten“, sagt der Dezernent. Ab dem nächsten Schuljahr soll es darum keine neuen Hauptschulklassen in Wallau mehr geben. Sie sollen stattdessen in der Biedenkopfer Stadtschule unterrichtet werden. Biedenkopfs Bürgermeister Karl-Hermann Bolldorf vertritt im Auftrag des Magistrats eine andere Position: Er spricht sich dafür aus, Stadt- und Mittelpunktschule zu fusionieren. . In Wallau soll nach den Vorstellungen des Magistrats künftig der Hauptschulzweig beider Schulen, in Biedenkopf der Realschulzweig unterrichtet werden. „Wir hatten bereits erste Gespräche mit dem Kreis. Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, neue Organisationseinheiten zu schaffen“, sagt Bolldorf.
Aufatmen dürfen die Lehrer, Schüler und Eltern der Mittelpunktschule Wohratal. Für den Hauptschulzweig besteht keine Gefahr, sollten Kreistag und Landesregierung die Pläne der Kreisverwaltung genehmigen. „Dies ist die Schule der Region. Wir wollen zusammen mit den Kommunen Rauschenberg und Wohratal versuchen, sie in den nächsten Jahren zu stärken“, sagt McGovern. Auch für den Gymnasialzweig in Gladenbach will sich der Kreis in den nächsten Jahren verstärkt einsetzen.
Der künftige Schulentwicklungsplan gilt zunächst nur bis zum Jahr 2012. Angesichts der vorhersehbaren Bevölkerungsentwicklung und weiter abnehmender Schülerzahlen liegt es für McGovern auf der Hand, dass es dann weitere Eingriffe in die Schullandschaft im Landkreis geben muss.