Martinsspiel hilft gegen Langeweile

Ehrenamtliche luden Flüchtlinge aus Erstaufnahmeeinrichtung in das Neustädter Pfarrheim ein

Die Kolpingfamilie lud zum Martinstag etwa 100 Flüchtlinge, darunter ein Großteil aus der Erstaufnahmeeinrichtung, in das Pfarrheim ein. Dort lernten vor allem die Jüngsten so einiges über St. Martin.

von Yanik Schick

Neustadt. Es dauerte einen Moment, bis sich die Flüchtlingskinder im Dachgeschoss des Pfarrheims auf dem Boden versammelt hatten. Fast alle hielten stolz eine selbst gebastelte, bunte Laterne in die Luft und schauten nach wenigen Augenblicken der Unruhe aufmerksam nach vorne.

Einige Neustädterinnen hatten in den Tagen zuvor fünf Bilder gemalt, mit denen sie den Jungen und Mädchen nun von der Geschichte des St. Martin erzählten. Vom Teilen des Mantels und von dem Brauchtum, einmal im Jahr mit der Laterne durch die Straßen zu ziehen. Damit die Kinder all dies verstehen konnten, übersetzten Dolmetscher jeden einzelnen Satz. Auch die Eltern, die rundherum um den großen Kreis standen, hörten den Ausführungen gespannt zu. Für die Menschen sei es ein tolles Erlebnis, erzählte derweil Beatrice Karen, die Objektleiterin von European Homecare. Die Gesellschaft ist in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für soziale Dienste zuständig. „Durch die langen Wartezeiten bei Asylanträgen entsteht bei vielen Flüchtlingen natürlich eine gewisse Frustration. Da ist ein solcher Abend eine gelungene Abwechslung“, erklärte Karen. Die Einbindung in den traditionellen Laternenumzug würden die Menschen als eine „Einladung, die sie hier willkommen heißt“, bewerten.

Schätzungen zufolge kamen etwa 80 Flüchtlinge aus der EAE sowie 20 bereits längerfristig in Neustadt untergebrachte Asylbewerber zu dem Begegnungstreffen der Kolpingfamilie. Wie Beatrice Karen berichtete, hatten etliche Kinder im Vorfeld in der Spielstube der Erstaufnahme Laternen gebastelt und typische Lieder zum Festtag eingeübt.

Nach der kurzen Lehrstunde zum Martinstag ging das Programm für die Menschen in der Kirche weiter. Kinder aus der Grundschule sowie des Kindergartens Sonnenschein hatten eine musikalische Aufführung zu St. Martin einstudiert und präsentierten sie nun vor großem Publikum.

Die Flüchtlingsfamilien waren abschließend dazu eingeladen, mit am großen Umzug teilzunehmen. „Natürlich geht es um Integration. Es ist aber auch wichtig, den Menschen ein wenig die alltägliche Langeweile zu nehmen“, erklärte Hermann Schulze, ein ehemaliges Pfarrgemeinderatsmitglied, das sich gemeinsam mit dem Ehrenamtskreis für die Einbindung der Flüchtlinge zu St. Martin stark gemacht hatte. „Wir möchten auch künftig versuchen, Flüchtlinge, insbesondere aus der EAE, in bestehende Veranstaltungen, mit einzubinden“, sagte Gemeindereferentin Mechthild Lotz.