Mit Gebäudebörse Interessenten locken

Bauausschuss diskutierst Leerstand in Neustadt
Neustadt (anh). Der Zustand der Straßen in der Gemeinde, der zunehmende Gebäudeleerstand in Neustadt und das Förderprogramm „Altbausanierung“ sind die Themen des jüngsten Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauwesen, Umwelt, Landwirtschaft und Forsten gewesen.
Nachdem die Salzvorräte der Stadt aufgrund der lang andauernden winterlichen Witterung erschöpft waren, könne nun wieder gestreut werden, verkündete Bürgermeister Thomas Groll. Nach acht Wochen Wartezeit werde eine Mischung aus 80 Prozent Salz und 20 Prozent Sand für 105 Euro pro Tonne geliefert. „Das ist besser als gar nichts“, meinte Groll. „Es war zudem vernünftig, ein zweites Fahrzeug für den Winterdienst in den Stadtteilen anzuschaffen. Dies hat sich bewährt“, sagte Groll.
Zur Instandsetzung der Straßenschäden stehen nun 60 000 Euro zur Verfügung. Sie sollen flächendeckend und prozentual nach Straßenlänge auf das Stadtgebiet aufgeteilt werden. Groll betonte, dass es insbesondere in der Kernstadt einen großen Nachholbedarf in der Instandsetzung der Straßen gebe. In den vergangenen Jahren seien vorrangig die Stadtteile bedient worden.
■ Kernstadt-Straßen sanieren
Da immer mehr Gebäude in Neustadt leer stehen, hat der Magistrat das Büro für Architektur- und Stadtplanung in Kassel (BAS) beauftragt, ein Leerstandskataster für den Kernstadtbereich zu erstellen. Für das anstehende Leerstandsmanagement stehen bereits kommunale Förderprogramme zur Verfügung. Seit 1986 gibt es das Fassadenprogramm, das in den ausgewiesenen Denkmalschutzbereichen in Neustadt und den Stadtteilen genutzt wird. Mit einem im vergangenen Sommer begonnenen Förderprogramm soll das ortsangepasste Bauen in historischer Umgebung unterstützt werden. Die Stadtsanierung in Neustadt wird in diesem Jahr und in Momberg 2012 beendet. Auch eine Richtlinie zur Förderung der Altbausubstanz, Wiederbelebung von Gebäuden und der Erneuerung und Modernisierung älterer, das Ortsbild prägender Gebäude gibt es seit Juli 2009.
Holger Möller vom BAS erklärte, dass bisher 26 Wohn-und Geschäftsräume im Sanierungsgebiet teilweise leer stehen. Die Ursachen dafür sieht er bei den Geschäftsräumen unter anderem in der begrenzten Kaufkraft vor Ort, überhöhten Mietforderungen und der Konzentration der Einzelhandelsangebote an immer weniger Standorten. Bei den Wohngebäuden liege die Problematik auch darin, dass einige Eigentümer nicht in Neustadt wohnen, fehlendes Interesse am Erbe und auch hierbei zu hohe Kaufpreis- und Mietforderungen bestünden.
Das vom BAS erstellte Leerstandskataster soll mit dem Einverständnis der Eigentümer auf die städtische Homepage gestellt werden, um die zum Verkauf oder zur Vermietung stehenden Gebäude vorzustellen. So soll eine Art Gebäudebörse entstehen. Auch auf einer Internetplattform in Holland werbe die Stadt, da viele Niederländer Interesse an alten Häusern in Deutschland hätten, sagte Möller. Zehn Holländer hatten sich bereits gemeldet.
Auch die Scheunen und Nebengebäude erachtet Anja Ceulaers vom Sanierungsbüro Hessenagentur Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Wiesbaden für wichtig. „Sie können ganz viel zum Stadtbild beitragen“, betonte sie. Die Scheunen wurden allerdings noch nicht überprüft. Für die Nutzung dieser Gebäude können sich Groll und Möller zum Beispiel den Bau von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern vorstellen, da die Statik in der Regel noch in Ordnung sei.
Das von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Förderprogramm „Altbausanierung“ hat schon erste Erfolge gebracht: Im Rahmen der Ausschusssitzung überreichte Bürgermeister Groll den zweiten Förderbescheid an Holger Krapp aus Neustadt. Familie Krapp hat das Haus der Großeltern in der Großen Brunnenstraße saniert und bezogen. 9000 Euro erhält Krapp aus dem Förderprogramm, 5000 Euro Grundbetrag und jeweils 2000 Euro für jedes der beiden Kinder. „Ich bin dankbar, dass ich in den Genuss des Fördergeldes gekommen bin“, freute sich Krapp. „Die schönen alten Häuser machen was her. Ich hoffe, dass sich noch viele in die alten Häuser verlieben und sie saniert und nicht abgerissen werden.“