Neustadt bekommt ein eigenes Bier

Alsfelder Brauerei setzt den Junker-Hansen-Trunk auf Erster Fassanstich steht im September an
Die Neustädter trinken wieder mehr Bier – das zeigte sich während der vergangenen Kirmes. Dazu passt, dass sie bald ihren eigenen Gerstensaft bekommen: den Junker-Hansen-Trunk.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Ein Blick und ein Schluck reichen Thomas Groll, um seine Entscheidung zu fällen: „Das soll es sein“, sagt Neustadts Bürgermeister und zeigt auf das dunklere der beiden Ex-port-Biere, die Josef Lichter ihm serviert hat. „Wir haben Spezialmalz verwendet, um auf diesen rötlichen Ton zu kommen“, erklärt der Braumeister der Alsfelder Brauerei, mit dem Groll wenig später den „Junker-Hansen-Trunk“ aufsetzt. „Es soll ja schließlich auch etwas Spezielles sein und nichts von der Stange“, ergänzt Brauerei-Vorstand Dieter Resch.
Anlässlich des 500-jähdgen Bestehens des Alsfelder Rathauses hatte das Unternehmen erstmals ein spezielles Bier für eine Stadt hergestellt. Die Idee gefiel Groll, der seit Jahren über die Kirmes Kontakt zur Brauerei hat. Also bekundete er Interesse an einem Neustadt-Bier und stieß auf fruchtbaren Boden. Die Stadt kostet das Projekt nichts, und die Brauerei hat eine neue Marke im Sortiment (wenn auch keine neue Sorte).
Nachdem der Bürgermeister seine Wahl getroffen hatte, setzte er gemeinsam mit Mitarbeiter René Spatzier und dem Braumeister das Bier auf. Nach dem Vermischen von Wasser und Malzschrot wurde der Malzzucker über verschiedene Temperaturen in Lösung gebracht. Anschließend stand das Abtrennen der festen Bestandteile an. Daraufhin wurde die gewonnene Würze eine Stunde lang mit Hopfen gekocht. Nach dem Abkühlen versetzte der Braumeister die Flüssigkeit mit Hefe. Acht Stunden währte der Prozess, an dem die Neustädter aber natürlich nicht komplett teilnahmen. Sieben Tage dauert der derzeitige Arbeits-schritt, in dem rund 70 Prozent des Zuckers vergoren werden. Danach steht der Reifungspro-zess im Lagerkeller an, der rund fünf Wochen kostet, ehe der Junker-Hansen-Trunk abgefüllt werden kann – ungefiltert, wie Resch betont.
Das Neustadt-Bier gibt es dann (vorerst) in 30-Liter-Fässern zu erwerben. Optimal wäre es, wenn sich ein oder zwei Gastronome fänden, die den Junker-Hansen-Trunk ausschenken und vertreiben, sagt Resch. Bürger könnten ihn sich dann in Zwei-Liter-Flaschen abfüllen lassen, in denen das Getränk mindestens vier Tage haltbar ist.
Der Preis steht noch nicht fest – beim Rathaus-Bier lag er bei vier Euro pro Liter. Neben der aus dem Einsatz von Caramalz resultierenden außergewöhnlichen Farbe hat der Junker-Hansen-Trunk auch einen anderen Geschmack, sagt Resch: Er sei nicht so stark gehopft (also süffiger) und infiltriert – sprich: die sonst wegen der Optik herausgefilterten Stoffe wie Hefen und Eiweiße sind noch immer enthalten, erklärt Lichter.
Das Etikett zeigt das Wappen der Stadt und natürlich den Junker-Hansen-Turm – gezeichnet von einem unbekannten Künstler, so Groll: Sein Mitarbeiter Karl-Joseph Lem-mer habe das Bild einst nach dem Ausmisten des Rathaus-Dachbodens vor dem Papierkorb gerettet.
Wer nun neugierig geworden ist und Durst bekommen hat, der muss sich noch ein wenig gedulden: Im September steht die Präsentation in Neustadt an. Ausgeschenkt wird der Junker-Hansen-Trunk auch während des mittelalterlichen Spektakels mit Ritterturnier, das am 22. und 23. September stattfindet. An diesen Terminen können Bürger das Bier in Zwei-Liter- Syphon-Flaschen erwerben.