Neustadts Zentrum braucht Impulse

Stadt suchte über Gesprächsabend den Kontakt zum Bürger Sorge um verfallende Häuser
Neustadt. Um die Innenstadt neu zu beleben, wirbt die Stadt Neustadt um Bürgerengagement. Bürgermeister Thomas Groll will auch das „Wir-Gefühl“ sanieren.
von Michael Rinde
Mehr als 20 Leerstände zeigt eine Karte der Hessen Agentur von der Neustädter Innenstadt: nicht mehr genutzte Wohnungen, leerstehende Gewerbeimmobilien oder frühere Landwirtschaftsgebäude sind darunter. In einer Statistik aus dem Jahr 2005 prognostiziert das Statistische Landesamt bis zum Jahr 2020 einen deutlichen Bevölkerungsrückgang für die Junker-Hansen-Stadt mit mehr als 9 000 Einwohnern. Für die politisch Verantwortlichen, Bürgermeister Thomas Groll und die die Fraktionen im Stadtparlament, gibt es also reichlich Alarmzeichen.
Am Donnerstagabend suchten Groll und die Hessen Agentur, die die Stadtsanierung in Neustadt betreut, den direkten Weg zum Bürger. Etwa 40 Besucher nahmen die Einladung zum Dialog über die Zukunft von Neustadts Innenstadt an. Viele der Besucher waren Geschäftsleute aus der Marktstraße.
Mit der kompletten Umgestaltung der Marktstraße sieht die politische Spitze der Stadt jetzt gute Voraussetzungen dafür, mittelfristig wieder mehr Leben in das Zentrum
Neustadts zu holen. Ein Weg dafür sind Veranstaltungen. Der Nikolausmarkt im vergangenen Dezember war für Thomas Groll nur ein „Aufgalopp“. Ab April soll es monatlich einen Aktionsmarkt geben. Direktvermarkter werden dort ihre Produkte und auch ein kleines Rahmenprogramm anbieten.
Städtebaulich will die Stadt die Umgestaltung von Rabenau- und Marktplatz und auch der Ritterstraße angehen. Angesichts dessen wies Groll am Donnerstagabend mahnend darauf hin, dass das Programm zur Altstadtsanierung 2009 endet: „Wir brauchen zwingend weiterhin Geld vom Land“, betonte Groll. Er formulierte einen Traum von Neustadt im Jahr „20xx“: Das Deutsche Haus ist saniert und dient sozialen Zwecken, ein zusätzliches Cafe ist entstanden, im Bayrischen Hof gibt es ein gut gehendes Restaurant, der Denkmalschutz sieht inzwischen vieles realistischer und lässt den Abriss manches alten Gebäudes zu… Um derartige Träume Realität werden zu lassen, braucht die Stadt aber die Vorstellungen und den Einsatz ihrer Bürger.
Peter Höhne von der Hessen Agentur übernahm mit seinem allgemein gehaltenen Referat die Rolle des Impulsgebers für die erhoffte Diskussion. Für ihn ist die Lage in Neustadt kein Einzelfall. Innenstädte seien historisch gesehen immer wieder in Krisen geraten. Höhne sprach am Donnerstagabend von einer „Abwärtsspirale“, in der sich viele Zentren befänden. Sein Rat: Bürger sollten den Dialog mit ihrer Stadt aufnehmen, wenn sie zu Gesprächsabenden über die Zukunft einladen – und den Weg zur Zusammenarbeit mit Nachbarstädten noch mehr suchen.
Von den Zuhörern kamen zunächst Fragen zu einigen langjährigen Problemfällen in der Innenstadt: Was wird aus dem Gebäude des Bayrischen Hofs, dessen Fassade immer mehr verfällt und den viele nur noch als „Schandfleck“ bezeichnen? Groll wie auch Architekt Holger Möller von der Hessen Agentur hielten sich bei ihren Antworten bedeckt. Es liefen vertrauliche Gespräche mit dem Gebäudeeigentümer, die Hoffnung schöpfen ließen.
Groll will Bewegung bei Problemhäusern
Neue Gespräche laufen auch zur Zukunft des Deutschen Hauses. Doch dazu wollte Groll noch weniger Details preisgeben. Aber es kamen auch erste Anregungen und Vorschläge, etwa der, Schüler und Kinder nach ihren Wünschen für Neustadts Zentrum zu fragen.
Die Stadt will den Dialog mit den Bürgern fortführen, um auch aus dessen Ergebnissen schließlich ein Konzept für die Aufnahme in ein künftiges Förderprogramm des Landes zu formulieren. Ein Arbeitstreffen am 15 März soll sich dem Grün in der Stadt widmen. Die Hessen Agentur ist ebenfalls offen für Anregungen der Bürger. Sie ist über die Rufnummer 0 66 92 / 5170 erreichbar.