Neustädter Mitteilungsblatt

Neustadt (Hessen) investiert in Waldwegebau

Die Stadt Neustadt (Hessen), so Bürgermeister Thomas Groll und Förster Klaus Schild, betreibe nicht nur Holz- sondern eine multifunktionelle Forstwirtschaft. Das heißt, dass bei der Bewirtschaftung des Kommunalwaldes auch ökologische Aspekte und Freizeitbedürfnisse der Bürgerschaft Berücksichtigung fänden. Um den Wald beispielsweise auch für Spaziergänger und teilweise auch Radfahrer zu erschließen, investiere die Kommune in den Waldwegebau mehr als für die Holzbergung notwendig sei.
2018 habe die Stadt Neustadt (Hessen) 53.000 Euro für den Waldwegebau aufgebracht. Hierzu habe sie einen Zuschuss in Höhe von
30.000 Euro aus Mitteln des Landes, des Bundes und der Europäischen Union erhalten.
In sieben Teilstücken seien insgesamt 6,2 km Waldwege grundhaft instandgesetzt worden und könnten nun als „neuwertig“ bezeichnet werden, so Klaus Schild. Die hierfür erhaltene Förderung stehe den Waldeigentümern alle zehn Jahre zur Verfügung. Die Teilstücke befinden sich sowohl in der Neustädter Kernstadt als auch in Momberg und Mengsberg. Daneben wurden zwei Kilometer Gräben geräumt und allgemeine Wegepflege betrieben.
Erfreut konnte Bürgermeister Thomas Groll zudem mitteilen, dass Hessen-Forst auch in den kommenden zwei Jahren nicht nur die Beförsterung, sondern auch den Holzverkauf für die Kommune übernehmen werde. Pläne der Landesregierung, dass Betriebe über 100 ha die Vermarktung eigenständig regeln müssten, seien überarbeitet worden und man habe nun zunächst Übergangsfristen eingeräumt. Der Bürgermeister hofft, dass die kommenden Monate für ein weiteres Nachdenken im Umweltministerium genutzt werden können, denn die Zusammenarbeit mit Hessen-Forst sei für die Kommune wichtig und von Vorteil.

Neustädter Kleinkunstfestival um den „Goldenen Biber“ erfährt 2019 Fortsetzung

Mitmach-Circus für Kinder bis 12 Jahre im kommenden Jahr erneut mit „Manegen-Traum“
Im Oktober dieses Jahres hatte die Stadt Neustadt (Hessen) erstmals zu einem Kleinkunstfestival um den „Goldenen Biber“ eingeladen. Im Circus-Zelt am Junker-Hansen-Turm wetteiferten zehn Artisten um die Gunst von Jury und Publikum. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Innenstadt-Offensive Hessen „Ab in die Mitte“ statt und sollte, so Bürgermeister Thomas Groll, auch daran er-
innern, dass der moderne Circus vor 250 Jahren, 1768, in England von Philip Astley gegründet wurde.
Die Resonanz auf das Kleinkunstfestival war ausgesprochen positiv, daher wird es nach den Worten des Bürgermeisters im kommenden Jahr eine Fortsetzung geben. Dabei möchte der bekennende Circus- Freund Groll durch „einige Veränderungen“ den Festivalcharakter noch erhöhen und damit auch den Publikumszuspruch ausbauen.
2019 wird das II. Neustädter Kleinkunstfestival um den „Goldenen Biber“ am Sonntag, dem 13. Oktober, stattfinden. Für die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung geht die Kommune erneut eine Zusammenarbeit mit dem Direktionsehepaar Ann-Kathrin und Markus Bichelmaier vom Circus „Manegen-Traum“ ein. Die Circus-Familie wird, wie schon 2018, Zelt und Equipment zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit dem Bürgermeister wird man zudem das Programm ausarbeiten. Angestrebt werden erneut zumindest zehn Darbietungen. Diese sollen diesmal schwerpunktmäßig von alteingesessenen Circus-Unternehmen stammen. „Gerade kleinere Familiencircusse haben es heute schwer. Wir wollen aufzeigen, dass es auch dort gute Artisten gibt und dass sich ein Weg in den Circus immer lohnt“, betont Thomas Groll.
Konzeptionell möchten Ann-Kathrin und Markus Bichelmaier und Thomas Groll den Besuchern mehr bieten als bei der Premiere. Bereits zur Mittagszeit soll das Rahmenprogramm mit Musik, Speisen und Getränken sowie Mitmach-Angeboten für Klein und Groß starten. Gegen 14.00 Uhr beginnt dann der „Wettstreit“ in der Manege. Erneut soll es eine fachkundige Jury geben, aber auch das Publikum kann sein Votum abgeben.
Bereits in der Woche zuvor, vom 7.-11. Oktober, findet der dritte Mitmach-Circus für Kinder von 6-12 Jahren statt. Eine Veranstaltung, an der 2018 90 begeisterte Kinder teilnahmen.
Familie Bichelmaier möchte mit einer Gruppe von älteren Kindern eine Darbietung erarbeiten, die dann beim Kleinkunstfestival präsentiert werden soll.
Bürgermeister Thomas Groll plant zudem, die „einzigartige Location Circus-Zelt vor der wunderbaren historischen Kulisse von Turm und Rathaus“ für weitere Veranstaltungen im Lauf der zweiten Oktoberwoche zu nutzen.

100 Jahre Helmut Schmidt, ein deutscher und europäischer Staatsmann

Ehemaliger Vize-Kanzler Franz Müntefering sprach in Neustadt
Helmut Schmidt, dem fünften Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, war die letzte zeitgeschichtliche Veranstaltung der Stadt Neustadt (Hessen) in diesem Jahr gewidmet. Man wolle, so Bürgermeister Thomas Groll, an den 100. Geburtstag eines Mannes erinnern, der die „Bonner Republik“ über Jahrzehnte mitgeprägt habe. 1953 wurde der Hamburger erstmals in den Bundestag gewählt und machte sich schnell einen Namen als scharfzüngiger Redner, was ihm den Beinamen „Schmidt Schnauze“ einbrachte. Von 1961 bis 1965 war er Innensenator seiner Heimatstadt und erwarb sich bei der verheerenden Sturmflut 1962 durch seine beherzte Arbeit den Ruf des „Machers“. Von 1966-1969 war er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, anschließend Verteidigungs- und Finanzminister. 1974 folgte er Willy Brandt als Kanzler und wurde 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt. Als „Eider Statesman“ gehörte er zu den beliebtesten Politikern des Lan
des. Besonders lagen ihm die Beziehungen mit den USA und China am Herzen. 2015 starb er im 97. Lebensjahr.
Als Ehrengast konnte Thomas Groll diesmal ein „Urgestein“ der deutschen Sozialdemokratie begrüßen, den ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Vize-Kanzler Franz Müntefering. Der Sauerländer, Jahrgang 1940, war als Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen und Bundestagsabgeordneter fast vier Jahrzehnte Parlamentarier. Er war Sozialminister im bevölkerungsreichsten Bundesland, Bundesbau- und Arbeitsminister und von 2005-2007 Vize- Kanzler. Seiner Partei diente er als Bundesgeschäftsführer, Generalsekretär und Vorsitzender. Wobei dieses Amt nach seinen Worten „das schönste neben Papst sei“. Ein weiterer O-Ton von „Münte“ lautet übrigens „Opposition ist Mist“.
Der prominente Gast zog über 130 Interessierte von Schwalmstadt bis Marburg in das Momberger DGH. Bürgermeister Groll konnte u.a. Landrätin Kirsten Fründt, ihren Vor-Vorgänger Prof. Dr. Kurt Kliem, Kreistagsvorsitzenden Detlef Ruffert und seinen Vorgänger Heinrich Herbener, die Stadtverordnetenvorsteherin der Universitätsstadt Marburg/L. Marianne Wölk und die Bürgermeister Christian Somogyi (Stadtallendorf) und Olaf Hausmann (Kirchhain) begrüßen, Natürlich freute er sich über die zahlreichen „Stammgäste“, welche diese in der Region einmalige Veranstaltungsreihe immer wieder gerne besuchen. Deren Erfolgsrezept ist nach Grolls Worten einfach: Ein interessantes Thema und ein bekannter Gast, der nicht nur redet, sondern etwas zu sagen hat.
Ein wichtiger Bestandteil ist zudem die stets passende Musik des Trio „Semplice“. Willfred Sohn, Karl-Joseph Lemmer und Michael Dippel hießen Franz Müntefering mit „Glück auf, Glück auf“ willkommen und dieser sang eifrig mit. Während sich der Sozialdemokrat lobend über die Roten Krawatten der Musiker freute, lobte der gastgebende Christdemokrat deren schwarzen Anzüge und beide ernteten dafür Lachen und Beifall des Publikums.
In einem Punkt waren sich Franz Müntefering und Thomas Groll einig: Alle Demokraten sind aufgefordert, für die Werte des Grundgesetzes einzutreten und sich damit zu diesem Staat zu bekennen. Denen, die eine andere Republik wollten, müsse man über Parteigrenzen hinweg entgegentreten. Dafür gab es kräftigen Applaus.
Es war ein Vergnügen, dem rund einstündigen Vortrag des ehemaligen Vize-Kanzlers zuzuhören. Bereichert durch Anekdoten und persönliche Erlebnisse „Müntes“ mit Helmut Schmidt und Willy Brandt kam nie Langeweile auf.
Franz Müntefering zeichnete den Weg des Hamburgers in das Bundeskanzleramt nach und bezeichnete ihn als einen der bedeutendsten Politiker in der über 150-jährigen Geschichte der SPD. Ausführlich ging er auf den Amtsverzicht Willy Brandts 1974 infolge der Spionage-Affäre, den RAF-Terror 1977 und den NATO- Doppelbeschluss ein. In allen diesen Situationen habe Helmut Schmidt seinen Mann gestanden. Am Ende hätte ihn seine Partei bei der Umsetzung des NATO-Doppelbeschlusses „mehr oder weniger alleine gelassen“, der Verlauf der Geschichte habe dem Kanzler aber recht gegeben.
Müntefering, heute noch Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, nutzte seine Ansprache auch dazu, um eine Lanze für das Ehrenamt zu brechen. Was dort geleistet werde, sei unverzichtbar für unsere Gesellschaft, so sein Statement.
Nach der Veranstaltung gab es wieder viel Lob für die von Bürgermeister 2008 initiierte Veranstaltungsreihe. Das sei Geschichtsunterricht live und man habe immer wieder Gelegenheit, Persönlichkeiten zu erleben, die man aus dem Fernsehen kenne, so zwei Aussagen regelmäßiger Besucher.
Im Foyer hatte Bert Dubois wieder eine kleine Ausstellung passend zum Thema „100 Jahre Helmut Schmidt“ bereitgestellt.

Ärzteversorgung im ländlichen Raum ist ein wichtiges Zukunftsthema – Abwerbungsversuche sind kontraproduktiv

Die Ärzteversorgung im ländlichen Raum, so Neustadts Bürgermeister Thomas Groll, sei ein wichtiges Zukunftsthema für die Städte und Gemeinden.
„So wie die Kleinkinderbetreuung, das Schulangebot oder die Nahversorgung ist sie ein bedeutsamer Standortfaktor. Wer sich in einer Kommune ansiedelt, der möchte zumindest den Hausarzt in seiner Nähe haben“, stellt Groll fest.
Vor diesem Hintergrund begrüßt der Bürgermeister die Aktivitäten des Landkreises zu der Thematik. „Es ist wichtig, dass der Kreis hier gemeinsam mit den Städten und Gemeinden aktiv wird. Ich erwarte mir wichtige Erkenntnisse vom Modellprojekt „Versorgungskoordination“ und Neustadt wird sich hier sicher einbringen.“ Natürlich müsse jede Kommune daneben auch versuchen, eigene Akzente zu setzen. Dabei müsse es aber nach Grolls Auffassung „Spielregeln“ geben. Kein Verständnis hat der Neustädter dafür, dass eine andere Kreiskommune unter der Überschrift „Ärztlich willkommen“ versuche, Ärzte aus anderen Städten und Gemeinden abzuwerben.
„Das ist in meinen Augen kontraproduktiv. Wenn man Ärzte anschreibt, sie anwerben will und ihnen bei einem Wechsel auch noch
Fördergelder der Kassenärztlichen Vereinigung und das Landes Hessen in Aussicht stellt, dann habe ich dafür kein Verständnis. Dieses Verhalten erinnert eher an den Profifußball als an die kommunale Familie“, betont Thomas Groll.
Natürlich dürfe man für seine eigene Kommune werben, so Neustadts Bürgermeister. Wenn dies in neutralen Anzeigen, gegenüber angestellten Ärzten oder bei Ärzten, die gerade ihre Ausbildung beendet hätten, geschehe, dann habe er überhaupt nichts dagegen. Wenn man aber Ärzte anschreibe, die sich in anderen Kommunen niedergelassen hätten, dann fände er dies bedenklich.