Neustädter Mitteilungsblatt

Bürgermeister Thomas Groll und Holger Möller (BAS) stellten das Leerstandskataster für die Kernstadt vor Erfasst wurden 26 Gebäude im Sanierungsgebiet der Stadt

Im Auftrag des Magistrates der Stadt Neustadt wurde vom Kasseler Büro für Architektur und Stadtplanung (BAS) ein Leerstandskataster für den Kernbereich Neustadt erstellt. Bürgermeister Thomas Groll und Holger Möller (BAS) stellten die Bestandserhebung und die damit einhergehende Analyse vor. Insgesamt wurden vom Büro BAS während der letzten Monate im Sanierungsgebiet der Stadt, den Bereich Bahnhof und Lehmkaute Inbegriffen, 26 Gebäude in der Neustädter Innenstadt näher untersucht, die aktuell zumindest teilweise leerstehen. Hierbei handelt es sich sowohl um Wohn- als auch um Geschäftsräume. Auffällig sei, so Groll, dass derzeit nur bei neun Eigentümern Verkaufsbereitschaft besteht. Hier müsse man nun nachhaken und Ursachenforschung betreiben. Die weitaus größere Zahl der Eigentümer hat nicht kundgetan, was sie in kommender Zeit mit ihrem Besitz vorhaben.
Dass die Kommune sich der Thematik annehme sei positiv und das im Jahr 2009 auf den Weg gebrachte Förderprogramm für Altbauten sollte von den Bürgern angenommen werden, meinte Möller. In einem nächsten Schritt sei geplant, natürlich im Einvernehmen mit den Eigentümern, dass das Leerstandskataster auf die städtische Homepage eingestellt wird, und damit die für Verkauf bzw. Vermietung stehenden Objekte, Interessierten vorzustellen. Seit mehreren Monaten wirbt die Kommune bereits auf einer niederländischen Internetplattform. Etwa zehn Niederländer haben bis dato Interesse an einer Kontaktaufnahme geäußert. Scheunen in diesem Bereich gibt es wesentlich mehr, so Holger Möller, sie wurden in die Kartierung aufgenommen, man habe da aber noch nicht auf Leerstand geprüft, weil die meisten der Scheunen ja auf die eine oder andere Weise schon noch zum Abstellen usw. genutzt werden, fügte Anja Ceulaers an. Bei den 26 Objekten stehen 14 vollständig leer, acht zum Teil (Ladengeschosse). Die Frage bei den Scheunen ist, ob man dafür auch ein Förderprogramm auflegen kann. Für größere Maßnahmen geht es nicht ohne Förderung und in Wiesbaden hat man da noch nichts angedacht, so Groll.
Bei den erfassten Gebäuden hat man die Eigentümer inzwischen angeschrieben, von 26 ein Rücklauf von sechs, das sei nicht besonders erfolgreich, so Möller. Man wolle nun sozusagen Gebäudesteckbriefe erstellen, die die Absichten des Eigentümers, Veräußerungswünsche, Preisvorstellungen, Alter des Hauses, Geschosszahl, Dachzustand, äußeres Erscheinungsbild, liegt es im Baugebiet, wenn ja, in welchem und anderes mehr für Interessierte enthalten sollen. Dass die meisten der Eigentümer derzeit nicht an einem Verkauf interessiert sind, könne daran liegen, dass man mit Blick auf die Zukunft, doch noch im familiären Umfeld einen Nutzer finden kann. Wichtig, so Möller, sei es, dass man mit dem Einstellen in die Homepage der Stadt an die Öffentlichkeit geht, diese müsse dann aber auch immer auf dem aktuellsten Stand sein. In Momberg habe man im Ergebnis der Recherchen nach Leerstand durch Architekt Laukel fast dieselben Ergebnisse gehabt. Ein Drittel der Eigentümer habe sich gemeldet, der Rest kann sich sicher nicht vorstellen, sich in Bälde von der Immobilie zu trennen. In Speckswinkel, fuhr Groll fort, habe man sich nach einem Ideenwettbewerb im Jahr 2008 mit drei Objekten im Kernbereich befasst. Hier interessiert sich jetzt die Hessische Landgesellschaft (HLG). Mit den drei Eigentümern muss das Gespräch gesucht werden, bevor sich die HLG mit Grunderwerb, Erschließung und Kosten Bauland beschäftigen kann. „Es ist einfach bedauerlich, dass es hier vom Land keine Förderprogramme gibt und wir nun überlegen müssen, woher bekommen wir doch noch Unterstützung? Der Prozess wird sich noch bis Jahresmitte hinziehen“, so Groll.
Die Bauvolumen sind sehr groß, auch hier in Neustadt, und das Ganze bringt nicht unbedingt gleich Nutzen. Bestandssicherung sollte sein, aber bei Ausbau wird ein hoher Kostenaufwand sein. Die Frage stellt sich auch, sollten wir Dachlandschaften für Photovoltaikanlagen nutzen, da wird die Denkmalpflege wieder ein Wort mitreden wollen. Aber es gilt schon, altes Gebäude, neue Nutzung. Bei Scheunen und Nebengebäuden sieht es wieder anders aus. Sie werfen keinen wirklichen Gewinn ab, sind aber aus der Kernstadt und dem Stadtbild ebenso wenig wegzudenken. Holger Möller zum Abschluss, in zwei bis drei Monaten wolle man so weit sein, um das Ganze auf der Homepage der Stadt präsentieren zu können.

Förderprogramm „Altbausanierung“ Zweiter Förderbescheid wurde an Holger Krapp übergeben

Im Jahr 2009 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Richtlinie der Stadt Neustadt zur Förderung von Altbausubstanz, Revitalisierung von Gebäuden, Baureifmachung von Innerortsflächen und der Erneuerung bzw. Modernisierung älterer Ortsbild prägender Gebäude. Die Förderkulisse im Kernbereich und den Stadtteilen Mengsberg, Momberg und Speckswinkel erstreckt sich jeweils auf die in der Denkmaltopographie des Landkreises festgelegte „Historische Gesamtanlage“. Interessierte können die Förderrichtlinie auf der städtischen Homepage unter www.stadt-neu-stadt-hessen.de (Menüpunkt Bürgerservice-Ortsrecht) nachlesen. Der erste Förderbescheid erging im vergangenen Jahr an eine Familie in Mengsberg, jetzt konnte Bürgermeister Thomas Groll den zweiten Förderbescheid überreichen.
Holger Krapp aus Neustadt hat für seine Familie das Haus der Großeltern in der Großen Brunnenstraße saniert und bezogen. Der Förderbetrag beläuft sich auf 9.000 Euro und wird in vier gleichen Jahresraten ausbezahlt. (Grundbetrag 5.000 Euro, zwei Kinder ä 2.000 Euro).
Holger Krapp lebt gerne in seiner Heimatstadt Neustadt. „Ich hätte das Haus der Großeltern auch ohne die finanzielle Zuwendung saniert“, erklärte er, freute sich aber, dass ihm nun diese Unterstützung zuteilwurde.

Aus der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauwesen usw.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Franz-Karl Pfeiffer erläuterte Bürgermeister Thomas Groll zunächst die Zustände der Straßen nach dem lang anhaltenden Winter. „Winter wie dieses Jahr, in dieser Länge mit Schnee, Frost und Eis, die kennen wir zwar, aber da waren wir alle noch etwas jünger. Mit den 60.000 Euro, die wir für Straßenreparaturen in den Haushalt eingestellt haben, werden wir wohl nicht auskommen“, erklärte Groll. „Die Schäden werden flächendeckend, sowohl in der Kernstadt als auch in den Stadtteilen, auftreten. Insgesamt haben wir in der Kommune ein Straßennetz von 49,5 km, davon in der Kernstadt 31,4 km, in Mengsberg 7,5 km, in Momberg 7,1 km und in Speckswinkel 3,5 km. Die vorhandenen Gelder müssen wir prozentual aufteilen, zumal es gerade im Kernstadtbereich großen Nachholbedarf gibt. Damit müssen wir uns demnächst konkret beschäftigen. Acht Wochen haben wir auf Salz zum Streuen gewartet, jetzt haben wir ein
Angebot 80% Salz, 20 % Sand mit 105,– Euro/t. Wir werden dieses Angebot annehmen. Im Großen und Ganzen haben sich die Beschwerden über Räumungen in Grenzen gehalten. Der Bereitschaftsdienst am Bauhof war in diesem Jahr überdimensional groß.“
Nach diesen allgemeinen Informationen befassten sich die Ausschussmitglieder mit dem Stadtentwicklungsgutachten. Zukunftsvisionen, das sei wichtig, um in der Stadt und den Stadtteilen für die nächsten Jahre etwas zu bewirken. In Speckswinkel dreht es sich nach wie vor um Sanierung in der Ortsmitte, Grunderwerb, Bodenordnung und Erschließung, welcher Preis resultiert daraus für potentielle Investoren. Kann man möglicherweise zu marktüblichen Preisen etwas erreichen. Mengsberg möchte man wieder in die Dorferneuerung bringen, darüber hinaus ist sich der Ortsbeirat einig, sich bei der Aktion „Unser Dorf hat Zukunft“ zu beteiligen, in Momberg kann man noch einiges über die laufende Dorferneuerung abarbeiten, so Thomas Groll.
In der Kernstadt stehen die Arbeiten an der Ritterstraße und dem Rabenauplatz an. Handlungsbedarf sieht man bei der Eisdiele in der Mitte der Stadt und Park & Ride steht auch noch im Gespräch. Dazu hat es vertiefende Gespräche mit der Bahn AG gegeben, es wird aber frühestens im Juni zu einer Entscheidung kommen. Angedacht sind das Haus in der Kreuzgasse und die Gestaltung des Parkplatzes. „Ich bin gewillt, das Stadtgutachten anzugehen, es sollte beschlossen werden und anschließend nicht in einer Schublade abgelegt werden“, so Thomas Groll. „Wir sollten weiter zunächst kleine Dinge fördern, bevor wir uns Große wieder leisten können. Damit will ich ausdrücken, dass wir manche unserer Zukunftsvisionen strecken, aber nicht aufgeben sollten.“ Im Gutachten ist ein Teil des Leerstandskatasters enthalten, so Möller auf Nachfrage. Wenn wir zum Beispiel mehrere Altbauten abbrechen würden, wie nachgefragt, müssten wir ein Konzept haben und vor allen Dingen die Denkmalpflege einbinden. Diskutiert wurde auch über städtische Gebäude, ERGEE Saalbau, Kaufpark, Schließung des Tegut-Marktes und Neuansiedlung von Märkten.
Beim Saalbau Lotz wird sich die Kommune nicht einklinken, so Groll. Schließlich wolle man keine Konkurrenz zum „Haus der Begegnung“. Die Frage bleibt weiter, wie kann das Denkmalgeschützte Gebäude saniert werden. Vielleicht sollte man mit dem diskutieren, der das ersteigert, so Gatzweiler. Wenn es einer ersteigert, dann sollte der sich dringend auf den Weg zur Kommune machen, so Groll. Damit wäre der Käufer gut beraten, denn wenn er soviel Geld ausgibt, dann muss er wissen wie es weitergeht oder er ist ein Glücksritter. Die Kommune könnte auf jeden Fall beratend zur Seite stehen.
Das Haus in der Kreuzgasse ist das älteste Gebäude der Stadt in Ständerbauweise, und es muss zumindest eine Bestandssicherung der äußeren Hülle erfolgen. Das Augenmerk sollte aber auch in Richtung Bahnhof gelenkt werden.