Neustädter Mitteilungsblatt

Ortsbeirat Momberg

Eine umfangreiche Tagesordnung arbeitete der Ortsbeirat Momberg am 6. Oktober unter dem Vorsitz von Jörg Grasse im Dorfgemeinschaftshaus ab. Zunächst berichtete der Ortsvorsteher über die notwendige Reparatur von Baumscheiben durch den städtischen Bauhof in der Straße „Im Stiegelfeld“. Er habe sich mit dem Bürgermeister darauf verständigt, beschädigte Bäume ersatzlos zu entfernen. Von dieser Regelung sind derzeit zwei Bäume betroffen.

Einen großen Dank richtete der Ortsvorsteher an alle städtischen Mitarbeiter vom Bauhof bis zur Verwaltung, die am Umbau des bisherigen Grundschulgebäudes zum gemeinsamen Kindergarten für Momberg und Mengsberg beteiligt waren und mit ihrem hohen Einsatz die Fertigstellung termingerecht auf den Weg gebracht hatten. „Es war eine Herkulesaufgabe, das Projekt in so kurzer Zeit fertig zu stellen“, betonte Grasse.

Bei der letzten Stadtverordnetenversammlung war die Fortschreibung der Prioritätenliste für den innerörtlichen Straßenbau 2016 bis 2021 beschlossen worden. In 2017 sollen in Momberg die „Neue Straße“ und die „Querstraße“ in Angriff genommen werden. Für

2021 ist dann die grundhafte Erneuerung des „Tränkbacher Wegs“ (Bereich Schützenstraße bis Neustädter Straße) vorgesehen. Für die auf Grund der Umleitungsregelung in Neustadt derzeit verstärkt befahrene Ortsdurchfahrt von Momberg (K 17) hatte Ortsvorsteher Grasse bei einer kürzlich erfolgten Verkehrsschau eine Tempo 30-Regelung angeregt. „Vor allem die zum Teil mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Lastwagen verschlechtern zum einen den Straßenzustand und belasten zum anderen die Ruhe der Anwohner mit ihrem Lärm“, argumentierte Grasse. Bürgermeister Thomas Groll sagte zwar zu, sich gegenüber den zuständigen Behörden erneut für die vorgetragenen Belange einzusetzen, dämpfte aber zugleich die Erwartungen. „Es gibt klare Kriterien nach denen die Verkehrsbehörde des Kreises handeln muss und diese dürften in Momberg objektiv nicht erfüllt sein“, so Groll. Er habe Verständnis für die Sichtweise des Ortsbeirates, rate aber zu einer „realistischen Betrachtung“. Man dürfe nicht vergessen, dass Straßenzüge in der Kernstadt um ein vielfaches belastet seien. Vor allem Ortsbeiratsmitglied Jürgen Kaufmann führte Klage über den Schwerverkehr, der trotz weiträumiger Umleitungen die Ortsdurchfahrt als „Abkürzung“ benutzt und forderte in diesem Zusammenhang Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen in diesem Bereich. Bürgermeister Groll berichtete, dass bei den Messungen in 2015 im Bereich der Mengsberger Straße zwar mehr Fahrzeuge, aber weniger Verstöße als 2013 und 2014 festgestellt wurden. Magistratsmitglied Karl Eugen Ramb klagte vor allem über die Lastkraftwagen, die nachts mit hoher Geschwindigkeit die Ortsdurchfahrt benutzen.

Am 15. Oktober wird der Umweltschutzpreis 2015 der Stadt Neustadt verliehen. Zwei Vorschläge waren eingegangen. Wie schon 2013 waren dies die Umwelt- und Naturschutzgruppe Momberg und der Heimat- und Verschönerungsverein Mengsberg. Beide engagieren sich seit Jahren vielfältig im Bereich des Umweltschutzes und sollen dafür jeweils einen Geldpreis erhalten.

Am 20. Oktober soll der neue Kindergartenbeirat erstmals tagen. Einer der wesentlichen Tagesordnungspunkte wird dabei die Namensgebung für den neuen Kindergarten darstellen. Am 6. November wird dann ab 10 Uhr der neue Kindergarten im Rahmen einer kleinen Feierstunde seiner Bestimmung übergeben werden. Hierzu werden auch Landrätin Fründt, welche die offizielle Schlüsselübergabe vollziehen wird, und Erster Kreisbeigeordneter Zachow erwartet.

Ausführlich ging Bürgermeister Thomas Groll auch vor dem Mom- berger Ortsbeirat auf das kommunale Investitionsprogramm „Hessen packt“ s an“ ein. Neustadt kann 2016 mit Bundes- und Landesmitteln in Höhe von 900.000 Euro rechnen und muss einen Eigenanteil von rund 140.000 Euro aufbringen. Zudem wird die Kommune wohl noch „einen sechsstelligen Betrag bisher unbekannter Höhe“ aus dem 25 Mio. Euro-Topf des Landes für Kommunen mit einer Erstaufnahmeeinrichtung erhalten. Nach den Worten des Bürgermeisters müssen aber zunächst die genauen Förderbedingungen abgewartet werden, die im November vorliegen sollen, um dann über die Verwendung der Mittel zu entscheiden. „Wir sollten dieses Geld nach Möglichkeit dazu nutzen, um in der Frage eines zukünftigen Bürgerhauses für die Kernstadt entscheidend voranzukommen und auch das zweite Sorgenkind, unser Freibad, immer im Blick haben. Eine Sanierung des „Hauses der Begegnung“ könnte nun urplötzlich wieder auf der Agenda stehen. Eine Stückelung der Mittel auf zahlreiche Projekte halte ich gegenwärtig nicht für zielführend“, stellte der Bürgermeister fest.

Auch auf die Belegung der EAE mit weiteren 300 Flüchtlingen ging Groll ein und führte hierfür vorrangig humanitäre Gründe an. Er berichtete davon, dass das Land der Kommune „erhebliche

Mittel“, im Raum stehen über 100.000 Euro, für die Ehrenamtskoordination in der Einrichtung sowie den Aufbau einer Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit und anderes im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Neustadt gewähre. Darüber hinaus wurden weitere Mittel aus verschiedenen Haushaltspositionen in Aussicht gestellt. Ab 2017 könne die Kommune darüber hinaus mit deutlich erhöhten Schlüsselzuweisungen rechnen. Auch die Haushaltsentwicklung 2016 sieht der Bürgermeister nach derzeitigem Stand positiv. „Die Schlüsselzuweisungen werden steigen und die Kommune erhält für die in der EAE lebenden Flüchtlinge, die Einwohnern gleichgestellt sind, eine pauschale Zuwendung aus dem Landesausgleichsstock.

Trotz dieser Entwicklung müssen wir natürlich ganz genau überlegen, wo und wie wir das Geld ausgeben. Auch sollten wir den Konsolidierungskurs unbedingt fortführen“, so Groll. Er sprach auch davon, dass sich die Kommune erneut um die Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm bewerben werde. Hiervon könnten dann die Stadtteile profitieren. In Momberg wäre etwa zu überlegen, was mit dem leerstehenden Kindergartengebäude geschehen soll. „Wir sollten dabei aber aufpassen, dass wir nicht etwas schaffen, was später wieder enorme Unterhaltskosten verursacht“, warnte der Bürgermeister bereits.

Auch mit der Bushaltestelle in der Gartenstraße befasste sich der Ortsbeirat. Da mittags dort der Schulbus vorfährt und Eltern die Kindergartenkinder abholen, kam es gerade Anfang September zu kleineren Problemen. Auf Initiative der Schulleiterin wurde daraufhin die Haltestelle für den 12.35 Uhr-Bus an die Bushaltestelle bei der Kirche verlegt. Dies hält der Ortsvorsteher ebenso wie EL tern für bedenklich. Nun soll kurzfristig ein Termin mit dem Regionalen Nahverkehrsverband zur Klärung des Sachverhalts stattfinden.

Die grundhafte Erneuerung der Wieraer Straße (K 15) ist weitestgehend abgeschlossen. Die Fahrbahndecke ist fertig asphaltiert, sodass auch das eine oder andere Fahrzeug trotz immer noch vorhandener Sperrung die Straße schon befahren kann. Die Gehwege und die Nebenanlagen sind noch nicht ganz fertig. Hier nannte Bauamtsleiter Thomas Dickhaut einen Zeitraum von drei bis vier Wochen bis zur endgültigen Fertigstellung. Die in den innerörtlichen Straßen vorhandenen Frostschäden sind weitestgehend abgestellt worden. In Momberg wurde diesmal der Schwerpunkt im Bereich Schützenstraße gesetzt. Verbliebene kleine Restbereiche sollen dort noch im Anschluss an die kommende Frostperiode repariert werden, da die Haushaltsmittel für 2015 aufgebraucht sind. Der Ortsvorsteher stimmte der Feststellung des Bürgermeisters, dass in den letzten Jahren kontinuierlich Straßenreparaturen in Momberg durchgeführt wurden ausdrücklich zu.

Simon Losekam (22 Jahre) aus Neustadt (Hessen) ist Mitglied im „Jungen Beirat der SPD-Bundestagsfraktion“ und bringt die junge Perspektive in die Bundespolitik ein

Im „Projekt Zukunft – NeueGerechtigkeit“ unterstützt der am 21. September 2015 gegründete „Junge Beirat“ die SPD-Bundestagsfraktion tatkräftig bei der Entwicklung von Zukunftsideen und bringt die Perspektiven junger Menschen ein. Der 22-jährige Simon Losekam aus Neustadt ist Mitglied des Beirats und möchte im Projekt NeueErfolge seine Ideen und Anregungen einbringen. Losekam will dafür die Arbeit des Beirats bekannter machen, sodass junge Menschen mitdiskutieren.

Mit der Auftaktveranstaltung am 21. September 2015 im Deutschen Bundestag hat sich der „Junge Beirat der SPD-Bundestagsfraktion“ konstituiert. Die Bundestagsfraktion schrieb zuvor einen Wettbewerb aus, dessen 15 Gewinnerinnen und Gewinner den Beirat bilden. Sie werden das „Projekt Zukunft – Neue Gerechtigkeit“ über die gesamte Laufzeit als externe Beraterinnen und Berater begleiten und aktiv mitgestalten.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann begrüßte die Mitglieder zum Projektauftakt in Berlin und unterstrich, dass die junge Perspektive bei der kreativen Erarbeitung von Zukunftsideen essentiell sei. Sie bekräftigte auch die Rolle des „Jungen Beirats“ in den Arbeitsgruppen: „Nichts geht ohne euch!“ – und betonte, dass der Beirat in jede Stufe des Projekts eingebunden wird.

Simon Losekam ist im Projekt Neue Erfolge, Vorsprung durch Innovation involviert und will erreichen, dass vor allem die Rahmenbedingungen für die Förderung von Innovationen bei Unternehmensgründungen in Deutschland vereinfacht und erleichtert werden:

“Technischer Fortschritt und die Entwicklung neuer Innovationen ist die Hauptdeterminante für die wirtschaftliche Entwicklung und den daraus resultierenden Wohlstand eines Landes. Gerade für Deutschland als export- wie importabhängige Volkswirtschaft muss daher die Rolle der Entwicklung und Förderung neuer Ideen und Innovation eine besondere Stellung einnehmen”, so fordert Losekam.

Der Beirat diskutierte mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann, der auch gleich Anregungen für seine Arbeit mitnahm. Der Beirat wird sich über die Dauer des Projekts mit den Abgeordneten austauschen. Dialog wird es auch mit interessierten jungen Menschen geben. Nächster Termin ist das „Jugendforum Zukunft“ am 14. November 2015 im Deutschen Bundestag – eine Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion mit jungen Erwachsenen, die mit Beiratsmitgliedern und SPD-Bundestagsabgeordneten diskutieren.

Weitere Informationen unter:

http://www.spdfraktion.de/themen/neuegerechtigkeit-zukunft-mit-

gestalten

„Liebe für alle – Hass für keinen“ Baumpflanzung als Geste der Freundschaft

Seit 2012 hat die Ahmadiyya Muslime Jamaat Deutschland bundesweit fast tausend Städten und Gemeinden einen Baum gestiftet und diesen gemeinsam mit kommunalen Vertretern als Zeichen der Freundschaft an zentraler Stelle gepflanzt.

Die Ahmadiyya Muslime Jamaat wurde 1889 in Indien gegründet. Heute zählt sie weltweit mehr als 160 Mio. Mitglieder in über 204 Ländern. Sie ist damit weltweit die größte Gemeinschaft unter den organisierten Muslimen, in den einzelnen islamischen Staaten ist sie jedoch eine Minderheit. Hauptsitz der Gemeinschaft ist London. Seit 2013 ist sie in Deutschland als erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt und damit den großen Kirchen gleichgestellt. Darüber hinaus bietet sie seit 2013 als Partner des Landes Hessen den bekenntnisorientierten Islamunterricht an Grundschulen an.

Die Gläubigen im Landkreis Marburg-Biedenkopf gehören zum Bezirk Mittelhessen der Gemeinde. Der Vorsitzende Rafi Ahmad Kahn hatte sich bereits im Frühjahr an Bürgermeister Thomas Groll gewandt und eine solche Baumpflanzaktion als Zeichen der Freundschaft auch für Neustadt vorgeschlagen. Der Magistrat ist hierauf gerne eingegangen.

Am 29. September 2015 wurde nun im Beisein von Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrates, des Ortsbeirates und des Fördervereines Bürgerpark ein Ahornbaum im Bürgerpark gepflanzt. Bürgermeister Groll bezeichnete diesen als ein Symbol der Freundschaft, des friedlichen Miteinanders und auch

der Integration. Er dankte der Ahmadiyya Muslime Jamaat für ihr Engagement. Dieser Sichtweise schloss sich auch der Vorsitzende Rafi Ahmad Kahn an und sprach am Ende seines Grußwortes noch ein kurzes Gebet. Erfreut nahmen die anwesenden Neustädter zur Kenntnis, dass einige Gemeindemitglieder auch seit mehr als zwei Jahrzehnten in unserer Kommune leben. Die Mitglieder des Vorstandes stellten die religiöse Gemeinschaft näher vor und im Sitzungssaal des Rathauses kam man im Anschluss an die Baumpflanzung noch zu Gesprächen zusammen. Die Gemeindemitglieder hatten dafür kleine Köstlichkeiten aus Indien zum Probieren mitgebracht.

„Brüder Grimm“ begeisterten im Historischen Rathaus

Bereits zum zweiten Male hatten die „Brüder Grimm“ am 10. Oktober 2015 den Weg aus Kassel in das Neustädter Historische Rathaus gefunden. „Jacob“ (Carlo Ghiradelli) und „Wilhelm“ (Stefan Becker) waren in die passenden Gewänder aus dem 19. Jahrhundert geschlüpft und verstanden es, die rund 80 Besucher durch ihren gekonnten Vortrag zu begeistern. Thema des Abends waren „Die Grimmschen Märchen von der Liebe und der Erotik“. Manches unbekannte Märchen und viele Anekdoten über das Leben der beiden Sprachwissenschaftler wurde von den beiden Schauspielern vorgetragen.

Dass Ghiradelli und Becker vor Beginn der Veranstaltung und in der Pause den Kontakt zum Publikum suchten, machte sie sympathisch und trug sicher auch dazu bei, dass es nach zwei Stunden bester Unterhaltung langanhaltenden Beifall gab. Aufgrund des guten Besuches und der durchweg positiven Resonanz dürfte es 2016 sicher eine Wiederholung geben.

Gedenkveranstaltung „25 Jahre Deutsche Einheit“ Beeindruckender Vortrag von Rainer Eppelmann

Mit den „Ungarischen Tänzen“ von Johannes Brahms eröffneten Willfred Sohn und Karl-Joseph Lemmer am 14. Oktober 2015 die Gedenkveranstaltung der Stadt Neustadt (Hessen) anlässlich „25 Jahre Deutsche Einheit“ im Historischen Rathaus. Hierzu konnte Bürgermeister Thomas Groll rund 90 Gäste aus Neustadt, aber auch den umliegenden Städten und Gemeinden, begrüßen. Mit ihrer Liedauswahl wollten die Musiker daran erinnern, dass die Öffnung der Grenze von Ungarn nach Österreich im Sommer 1989 das erste Loch in den „Eisernen Vorhang“ riss und damit die weitere Entwicklung, die zum Niedergang der DDR führte, entscheidend mit beeinflusste.

In seinen Begrüßungsworten stellte Bürgermeister Thomas Groll heraus, dass „25 Jahre Deutsche Einheit“ zweifellos ein Glücksfall der Geschichte seien. Er sehe es als eine wichtige Aufgabe an, die Erinnerung an die Ereignisse an die Jahre 1989/90 wach zu halten und an die jüngere Generation weiterzugeben. „Wir alle haben damals Weltgeschichte miterlebt. Geschichte, die von Werftarbeitern in Danzig oder von friedlichen Demonstranten in Leipzig, Dresden oder Eisenach entscheidend beeinflusst wurde“, so der Bürgermeister. Der Wunsch nach Freiheit habe sich in den Staaten des damaligen „Ostblockes“ durchgesetzt und friedlicher Protest, Kerzen und Lieder seien letztlich stärker als Panzer gewesen. Sicher hätten sich nicht alle Hoffnungen jener Jahre erfüllt. Nicht jedes Detail sei gelungen, aber insgesamt könne man doch nach 25 Jahren feststellen, dass „die große Linie“ stimme. Die beiden deutschen Staaten, die 40 Jahre in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen verankert gewesen seien, sind zusammengewachsen. Wer heute Dresden, Leipzig, oder Eisenach besuche, der müsse anerkennen, was dort alles geschaffen worden sei. „Wir Deutsche dürfen Dankbarkeit gegenüber der Geschichte empfinden und dies auch zeigen“, so der Bürgermeister. Er mahnte allerdings eine Erinnerungskultur an, die notwendig sei, denn ansonsten vergesse man leider viel zu schnell, was einst gewesen sei. Diesem Ziel solle die Feierstunde dienen.

Als Gastredner konnte Bürgermeister Thomas Groll mit Rainer Eppelmann eines der bekanntesten Gesichter der friedlichen Revolution in der DDR gewinnen. Wegen fehlender Mitgliedschaft in der FDJ habe Eppelmann kein Abitur ablegen können. In der Folge musste er zunächst als Dachdecker und Maurer arbeiten. Weil er den Wehrdienst verweigerte, musste er acht Monate in Haft. 1975 war er als evangelischer Pfarrer ordiniert worden. In Berlin- Friedrichshain habe er insbesondere die Jugend angesprochen. Im Laufe der Jahre habe er sich immer stärker in der Oppositionsbewegung engagiert. 1982 verfasste Rainer Eppelmann mit dem Regimekritiker Robert Hagemann den „Berliner Appell“, in welchem zur Abrüstung in Ost und West aufgerufen worden sei. Für Erich Honecker und Genossen war Eppelmann im Laufe der Jahre zum „Staatsfeind Nr. 1“ geworden.

In den Wendejahren 1989/90 war er Mitglied des Zentralen Runden Tisches und wurde später Minister ohne Geschäftsbereich bei Hans Modrow. Nach der Volkskammerwahl im März 1989 wurde er zum Minister für Abrüstung und Verteidigung ernannt. Rainer Eppelmann, so Groll, habe sich bleibende Verdienste bei der Zusammenführung der Nationalen Volksarmee und der Bundeswehr erworben. „Was war das damals für ein unvorstellbares Bild: Der Bürgerrechtler Rainer Eppelmann erklärt 1990 als Minister gegenüber dem Oberkommandierenden des Warschauer Paktes die Auflösung der NVA“, sagte Thomas Groll.

Von 1990 bis 2005 gehörte der Berliner dem Deutschen Bundestag für die CDU an. Stets sei er dabei streitbar gewesen und ein Mann der klaren Worte, so der Bürgermeister. Eppelmann habe sich zum Ziel gesetzt, dass das DDR-Unrecht nicht vergessen werden dürfe. Seit 1998 ist er daher folgerichtig Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Gebannt verfolgten die Zuhörerinnen und Zuhörer den rund siebzigminütigen Vortrag Rainer Eppelmanns. Der Pfarrer, Bürgerrechtler und Politiker spannte dabei den Bogen vom Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 bis in die Gegenwart hinein. Besonders in den Blickpunkt stellte er die Gründung und Entwicklung der DDR, die Ereignisse des 17. Juni 1953 als es zum Volksaufstand kam, den Bau der Mauer im August 1961 und – natürlich- die Geschehnisse der Wendejahre 1989/90. In eindringlicher Art vermittelte er ein Bild davon, wie es war, in einer Diktatur zu leben, wo man von der „allmächtigen Partei“ alles vorgeschrieben bekam. „Die DDR wollte ein sozialistischer Musterstaat sein und ist letztlich grandios gescheitert“, so sein Fazit über 40 Jahre Deutsche Demokratische Republik. Rainer Eppelmann verwies darauf, dass es in seinen Augen eine wichtige Aufgabe für seine Generation sei, die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse wachzuhalten. „Wir dürfen nicht nachlassen, den nachfolgenden Generationen zu vermitteln, wie es war, in einem Unrechtstaat zu leben und was dies für die Menschen dort bedeutete.“ Es stimme ihn nachdenklich, wenn nur wenige Schüler bei seinen Vorträgen wüssten, wann die Berliner Mauer erbaut wurde oder welche Funktion Erich Honecker einst ausübte. „Den Schülern kann man keinen Vorwurf machen, sie hören mir immer interessiert zu, aber die Eltern und Lehrer müssen sich fragen lassen, ob sie alles getan haben, um den Kindern ein umfassendes Weltbild zu vermitteln“, so Eppelmann. Die letzten 25 Jahre betrachtend resümierte er, dass wir Deutschen uns glücklich schätzen dürften, nunmehr in einem wiedervereinten Land zu leben. Wir hätten etwas erreicht, worum uns viele beneideten: Wir leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand. Auch mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik setzte er sich am Ende seines Vortrages noch kurz auseinander. Er sprach sich dabei deutlich für ein Einwanderungsgesetz aus. Menschen, die vor Bomben und Terror flüchteten, müsse man in Deutschland Asyl gewähren. Menschen, die aufgrund wirtschaftlicher Notlage in den Heimatländern zu uns kämen, müsste verdeutlicht werden, dass nicht alle einen Platz in unserem Land bekommen könnten. Ebenso wie in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland müsste die Frage erlaubt sein „Was nutzen uns diese Menschen, wofür können wir sie einsetzen?“ Die eindrucksvollen Ausführungen Eppelmanns wurden von den Besuchern mit langanhaltendem Applaus gewürdigt. Joachim Wermann, einst aus Gelenau aus dem Erzgebirge nach Neustadt (Hessen) gekommen, trug zum Abschluss ein kurzes selbstverfasstes Gedicht zu 25 Jahren Deutsche Einheit vor. Seine Zeilen brachten zum Ausdruck, was 1989/90 jene Menschen empfanden, die einst ihre alte Heimat aufgeben mussten und in Neustadt neu begannen. Erfreulicherweise wurde er von Werner Pilz und Walter Hofmann begleitet, beide über 90 Jahre alt, die ebenfalls Zeitzeugen waren. Bürgermeister Thomas Groll dankte zum Abschluss Rainer Eppelmann für seine Worte. „Ihr Vortrag hat uns alle in den Bann gezogen und deutlich gemacht, wie wichtig solche Erinnerungsveranstaltungen sind. Herzlichen Dank.“ Der Bürgermeister verwies darauf, dass die Kommune in 2016 die Veranstaltungsreihe zu herausragenden Ereignissen der deutschen Geschichte fortsetzen werde. Derzeit plane man Veranstaltungen zu 175 Jahre Deutschland-Lied, 50 Jahre Wembley-Tor (WM Endspiel England-Deutschland) und 70 Jahre Hessische Verfassung.

Vergabe der Gaskonzessionen in Neustadt, Stadtallendorf und Kirchhain

Nach der Rekommunalisierung der EAM zeichnet sich nun ein weiterer Schritt zur Neuausrichtung der Energieversorgung im Landkreis Marburg-Biedenkopf ab. Am 6. Oktober 2015 Unterzeichneten die Bürgermeister Thomas Groll, Christian Somogyi und Jochen Kirchner sowie die Vertreter der Energienetz-Mitte und der Stadtwerke Marburg gemeinsam die Verträge zur Übertragung der Gaskonzessionen auf die EnergieNetz Mitte. Dieser Schritt ist Bestandteil des Gesamtkonzeptes zur Neuausrichtung der Energieversorgung im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Nach einem aufwendigen und professionell durchgeführten Auswahlprozess hatten die drei Kommunen die Gaskonzessionen im Frühjahr 2014 zu wesentlich verbesserten Konditionen zunächst an die Stadtwerke Marburg vergeben. Zwischenzeitlich wurde aber ein Konzept erarbeitet, welches unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten eine vernünftige Alternative zum klassischen Netzübergang bietet und zur weiteren Vereinfachung der Versorgungsstrukturen in der Region beiträgt. Die Vertragsübertragung von den Stadtwerken Marburg auf die EnergieNetz Mitte ist gemäß der in den Verträgen enthaltenen Rechtsnachfolgeklausel möglich. Die EnergieNetz Mitte wird sämtliche Vertragsbestandteile übernehmen. Die drei Stadtverordnetenversammlungen hatten dem Vorgehen ausdrücklich zugestimmt. Bürgermeister Thomas Groll stellte hierzu fest, dass die nun gefundene Lösung aus kommunaler Sicht zu begrüßen sei. „Wir behalten alle Leistungen und Vorteile des Konzessionsvertrages, den wir ursprünglich abgeschlossen hatten. Gleichzeitig bleibt es beim bewährten Netzbetreiber, der sich jetzt zu 100 % in kommunaler Hand befindet und an dem die Städte Neustadt und Stadtallendorf über die EAM sogar beteiligt sind.“