Rund 300 Menschen feiern das Fastenbrechen

Das „Iftar“ in Neustadt ist ein interkulturelles Fest, an dem nicht nur Muslime teilnahmen Etwa 100 Flüchtlinge waren dabei

Erst nach Sonnenuntergang ist es Muslimen an Ramadan erlaubt zu essen und zu trinken. Das Fest des Fastenbrechens feierte die Türkisch-Islamische Gemeinde gemeinsam mit nichtmuslimischen Gästen.

von Karin Waldhüter

Neustadt. Rund 300 Menschen sitzen direkt neben der Emir- Sultan-Camii-Moschee an langen Tischreihen. Bis die Sonne untergegangen ist, mischen sich auch etwa 100 Flüchtlinge unter die Gäste – sowohl aus der Erstaufnahmeeinrichtung als auch solche, die schon länger in Neustadt leben. Auf den Tischen steht Wasser. In kleinen Schälchen liegen Datteln – traditionell das Erste, was die Muslime beim Iftar, dem Fastenbrechen, zu sich nehmen.

Nach Sonnenuntergang eröffnet Vorbeter Ramazan Bozkurt mit Koranrezitationen und einer Erläuterung zur Bedeutung des Fastenmonats Ramadan den Abend. Murat Dalar übersetzt seine Worte für die nichtmuslimischen Gäste.

„Wir Deutsche wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“, zitiert Bürgermeister Thomas Groll den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt, freut sich über den engen Kontakt zur Türkisch-Islamischen Gemeinde und lobt sie für die gute Aufnahme der Flüchtlinge. Gleichzeitig wünscht er sich von den Flüchtlingen, dass diese sich an hier herrschende Sitten und Gebräuche halten.

„Wir haben mit den Flüchtlingen positive Erfahrungen gemacht“, berichtet Oguz Yilmaz, der Pressesprecher der Gemeinde, und ergänzt: „Sie kommen oft zum Beten in die Moschee und nehmen sich danach noch ein Fladenbrot mit.“

Erstmals nimmt Schulleiter Volker Schmidt an dem Fest teil und zeigt sich beeindruckt von der großen Gastfreundschaft. Dem schließt sich Heinz Frank, der Leiter der Stadtallendorfer Polizeistation an. Pfarrer Andreas Riehl erinnert an die österliche Fastenzeit.

Mit dem Ruf des Muezzins zum Abendgebet beginnt schließlich der Festschmaus, und es darf zu den Datteln und dem bereitgestellten Wasser gegriffen werden. Den ganzen Tag lang hatten die Frauen der Türkisch-Islamischen Gemeinde an der Zubereitung der Speisen gearbeitet. Nun tischen sie immer mehr Spezialitäten auf. Für jeden Besucher gibt es eine orientalische Suppe, Reis mit Lammfleisch, selbstgemachte Nudeln in einer Joghurtsauce, Bohnensalat, grünen Salat, Fladenbrot und Wassermelone.

Für Muslime bedeutet die Zeit des Fastens eine tiefe Verbundenheit mit ihrem Glauben. Für den Körper stellt die Zeit, gerade bei Temperaturen über 30 Grad, sicherlich auch eine Herausforderung dar. Fasten schafft aber auch ein tieferes Bewusstsein gegenüber der Nahrung, die man zu sich nimmt, wie Yasar Yediler, der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde, erläutert. Nach 18 Stunden fasten erhalte zum Beispiel ein einfaches, trockenes Brötchen eine ganz andere Bedeutung. „Im Islam gibt es keine Auflage, die der Mensch nicht schaffen kann“, so Yediler. „Der Verstand dominiert über den Körper“, beschreibt er die Herausforderung, gerade auf Wasser zu verzichten.

Morgen endet der Fastenmonat Ramadan. Am Freitag feiern die Muslime das Zuckerfest, eins ihrer höchsten Feste.