Scherben bringen Licht in die Geschichte einer Wüstung

Fundstücke dokumentieren die Geschichte von Wonoltshausen
Vom ersten Drittel des 12. Jahrhunderts bis zum 15. Jahrhundert bestand die als Wüstung bekannte Ansiedlung Wonoltshausen in der Gemarkung Neustadt. Sie lag dicht an der heutigen B 454.
von Karin Waldhüter
Neustadt. Erforscht wurde die Wüstung Wonoltshausen, oft auch Winshausen genannt von dem Historiker und Leiter des Museums in Amöneburg Dr. Alfred Schneider und Hans-Richard Krapp vom Kulturhistorischen Verein Neustadt. „In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben wir gezielt nach Fundstücken gesucht und sind dabei rund 1,5 Hektar der Wüstung mehrere Male abgegangen“, berichtet Hans-Richard Krapp.
„Die Lage der Wüstung war bekannt“, ergänzt der Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Gerhard Bieker. In den 50er Jahren wurden dort bereits Grabungen vorgenommen und damals der Friedhof entdeckt. Dokumentierte wurde die genaue Lage des Friedhofes nicht. „Deshalb weiß man heute nicht mehr, wo der Friedhof war“, erklärt Dr. Alfred Schneider der die gefundenen Stücke auswertete.
Damals bestand die Wüstung aus zwei Höfen, zwei bis drei Häusern und einer Kirche mit dem dazugehörenden Pfarrgut. „Die Kirche war eine Pfarrkirche und der Heiligen Maria geweiht“, weiß Schneider. Noch bis Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Gottesdienste und Prozessionen zu der Marienkirche und von dort über das Feld nach Momberg erwähnt. Erstmals taucht der Name der Wüstung im Jahre 1324 in Urkunden auf. „Wir wissen durch die gefundene Keramik, dass die Ansiedlung rund 100 Jahre früher vorhanden gewesen sein muss“, erklärt Schneider.
Zu den Fundstücken gehören Rand-, Wand- und Bodenstücke von Gefäßen die auf das Ende des 12. bis hin zur Mitte des 14. Jahrhunderts datiert wurden. Gefunden wurden auch Sandstein und Dachschieferteile des Kirchengebäudes. „Die ältesten Fundstücke bezeugen die Gründungszeit der Wüstung im ersten Drittel des 12. Jahrhundert erläutert Schneider. Die jüngsten Fundstücke hingegen legten Zeugnis von der Siedlungsdauer ab. Die Funde der Sandsteinbrocken und Schieferteile belegten, dass ein herausragendes Gebäude an dieser Stelle zu vermuten ist. Ebenfalls gefundene Schlacken, die als Reste bei der Eisenverhüttung entstehen, lassen darauf schließen, woher das Eisenerz stammt. Die Gründe, weshalb die Menschen die Siedlung aufgaben und Schutz hinter den Mauern von Neustadt suchten, sind vielfältig. Zum einen steckten Ritter von Löwenstein im Jahre 1341 auf dem Weg von Oberurff bis Neustadt nicht nur Wonoltshausen in Brand, sondern unter anderem auch Momberg und Itzenhain. Zum anderen sorgte die Mainzer Fehde in den Jahren 1327 und 1328 für viele Zerstörungen. Von 1347 bis 1348 wütete die Pest in der Gegend. Die Ausstellungsstücke die Zeugnis von der ehemaligen Ansiedlung geben verbleiben in Zukunft im Junker-Hansen-Turm. „Sie bleiben an der Stelle, wo sie hingehören“, betont Historiker Schneider.