Seilwinden ziehen Achtzigtonner auf den Krückeberg bei Speckswinkel – MNZ

Windrad versinkt in aufgeweichten Wegen
\/on David Mengel (0 64 28) 44 13 84 redaktion@mail.mittelhessen.de
Neustadt-Speckswinkel. Hundert Meter soll die Windkraftanlage am Krückeberg bei Speckswinkel in die Luft ragen. Noch ist davon nicht viel zu sehen. Nur die vier Meter tiefen Fundamente zeugen davon, wo die Anlage die Energie des Speckswinkler Windes in Strom verwandeln soll. Heute Abend will die niedersächsische Spezialfirma fertig sein. Von da an soll die Anlage bis zu 600 Kilowatt Strom pro Tag ins Netz einspeisen. Vorausgesetzt der Wind bläst kräftig genug.
Bevor es soweit ist, müssen die Teile erst zu ihrem vorbestimmten Platz auf der Anhöhe geliefert werden. Auf sechs Lastkraftwagen mit über 20 Metern Länge ist die Fracht quer durch die Republik von Aurich in Niedersachsen bis nach Speckswinkel gebracht worden. Hinzu kommen noch vier weitere Fahrzeuge für den fast 200 Tonnen schweren und über 80 Meter hohen Auslegerkran.
Das Ganze ist natürlich einfacher gesagt als getan. Schließlich führt nur ein kleiner kaum befestigter Feldweg auf die Anhöhe. Der Schneeregen der letzten Tage hat seinen Rest dazu gegeben und den Weg in eine Rutschbahn verwandelt. Die ganze Nacht war der städtische Bauhof im Einsatz, hat Schotter ausgebracht und versucht die Decke zu befestigen.
„Trotzdem sind wir da nicht hochgekommen“, gibt Bauleiter Hilmar Funkes Auskunft. „Am Ende mussten wir alle Schwertransporter mit einer Seilwinde hochziehen“ Eine Mammutaufgabe, die den Zeitplan natürlich ganz schön ins Wanken gebracht habe.
Nun soll es endlich losgehen. „Wenn die Vorarbeiten gemacht sind, geht das Ruck-Zuck“ sagt Funkes voller Tatendrang und krempelt sich dabei die Ärmel hoch. „Noch eineinhalb Tage und das Ding steht“. Routiniert setzen die sieben Mitarbeiter der Spezialfirma ein Teil auf das
andere. „Wir machen das hier alle nicht zum ersten Mal“, lacht ein Mitarbeiter und klingt in Windeseile die Haken des Auslegerkranes an ein neues Bauteil. Knapp zehn Meter entfernt stehen seine Kollegen und warten ungeduldig auf das mannshohe Bauteil.
„Wir müssen uns beeilen. Wenn es dunkel wird, ruht die Arbeit bis zum nächsten Tag“, erklärt einer Montagebauer. Verzug könne man sich nicht leisten. Schließlich warteten anderswo in der Republik schon weitere Aufträge.
Michael Rudewig freut sich über so viel Schaffensdrang . Er ist der Vorsitzende einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die den Bau der Anlage in Auftrag gegeben hat. 625000 Euro lässt sich die Gesellschaft das Windrad kosten. Er ist davon überzeugt, mit der Windenergie auf das richtige Pferd zu setzen. „Das ist die Energie der Zukunft. In Zeiten ständig steigender Energiepreise wird die Windenergie immer interessanter und wettbewerbsfähiger.“
Außerdem würden durch sie Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Auch in Neustadt sollen auf mittelfristige Sicht zusätzliche Jobs entstehen. Ein Wartungs- und Reperaturstützpunkt ist in Planung. Dessen Mitarbeiter sollen dafür sorgen, dass sich die Windräder nach Möglichkeit 365
Tage im Jahr drehen. Denn nur dann lohnen sich die hohen Investitionskosten. Auf dem Speckswinkler Gelände sind zudem noch weitere Anlagen geplant, deren Genehmigung nach Auskunft Rudewigs auch schon erteilt sind. Bis zu acht Windräder könnten auf dem Areal Platz finden. „Das tolle an dem Gelände ist, dass wir hier nicht die klassischen Probleme mit Anliegern bezüglich der Geräuschbelastung haben.“ Das Dorf ist weit genug entfernt und zudem liegt ein Stück Wald dazwischen. Wenn alles glatt geht und das Wetter mitspielt, kann das kleine Kraftwerk in den nächsten Tagen ans Netz angeschlossen werden.