Setzt euch für das Gemeinwohl ein!

Deutscher Turnheld der 1970er-Jahre hielt in Neustadt eine flammende Rede für das Ehrenamt
Eberhard Gieriger, Mitglied des Bundestages und deutsches Turn-Aushängeschild der 1970er- Jahre, besuchte Neustadt zum Tag des Ehrenamtes und betonte: „Ehrenamt ist etwas Tolles und Bereicherndes.“
von Klaus Böttcher
Neustadt. Rund 100 Gäste nahmen an der Veranstaltung mit dem Bronzemedaillen-Gewinner am Reck bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal teil. Eberhard Gienger widmete sich in seiner Ansprache dem Thema Ehrenamt – und Bürgermeister Thomas Groll brachte es abschließend auf den Punkt: „Sie sind jemand, der nicht nur redet, sondern auch etwas zu sagen hat.“
Gienger hatte unter anderem von seinen ersten Erfahrungen mit dem Ehrenamt berichtet. In seiner Heimat Künzlesau habe er sich im Sportverein wie in einer Familie gefühlt. „Ich habe vom Ehrenamt im Verein profitiert“, betonte er. Natürlich war der Sport in seiner Rede vielfach präsent. „Körper, Seele und Geist müssen in Einklang sein, und dafür sorgen unsere Vereine“, stellte er fest. Der Sport sorge für die Volksgesundheit, sagte Gienger und monierte, dass viele jüngere Menschen übergewichtig seien. Aber auch eine beliebte „Ausrede“ älterer Menschen, dass es sich in ihrem ihrem Alter nicht mehr lohne, lässt Gienger nicht gelten.
„Sport alleine ist nicht alles, wenn man vom Ehrenamt spricht, sondern es gibt sehr viele Organisationen, wo man sich ehrenamtlich betätigt“, stellte Gienger heraus: so beispielsweise bei der Feuerwehr, dem Roten Kreuz oder dem Tedmischen Hilfswerk. Er erklärte, dass sich 36 Prozent der deutschen Bevölkerung ehrenamtlich betätigen. Würde man theoretisch einen Stundenlohn von 10 Euro ansetzen, so spare der Staat 50 Milliarden Euro pro Jahr ein, nennt Gienger zudem wirtschaftliche Aspekte.
Als Bundespolitiker ging Eberhard Gienger auch auf die politische Seite ein und erklärte: „Es ist in der Politik angekommen, dass Ehrenamt wichtig ist.“ Er nannte die Ziele der jetzigen Regierung zum Wohl des Ehrenamtes und forderte alle Ehrenamtlichen auf, in ihrem Amt weiterzumachen.
Die Stadt Neustadt nutzte die Gelegenheit des festlichen Abends und zeichnete stellvertretend für alle ehrenamtlich tätigen Bürger aus der Kernstadt und den drei Stadtteilen vier Personen aus. Es seien stille Ehrenamtier, die sich für das Gemeinwohl einbringen würden, betonte der Bürgermeister. Statt Blumen oder Pokal erhielt jeder einen Kugelschreiber aus Holz mit dem Namen, dem Logo und dem Grund der Auszeichnung.
Karin Balzer aus Speckswinkel gehörte von 1989 bis zu diesem Jahr dem Kirchenvorstand an. Sie ist in der kirchlichen Seniorenarbeit tätig und hat sich auch im Kindergottesdienst engagiert. Zudem war sie viele Jahre Schriftführerin im Gemischten Chor des Ortes.
Rüdiger Meusdorf bringt sich ehrenamtlich für die Kommune ein. Er pflegt seit mehr als zwölf Jahren öffentliche Flächen in Mengsberg – unentgeltlich und mit eigenem Gerät. Außerdem kümmert er sich um das Biotop „Pfarrgarten“.
Musiker dichtete Lieder passend zum Thema um
Den Momberger Kunibert Schmitt bezeichnete der Bürgermeister als eine Art Dorfchronisten. Allerdings konnte dieser aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein. Schmitt besitzt ein umfangreiches Fotoarchiv seiner Heimat und hat auch schon Fotoausstellungen organisiert. Er hat die Geschichte der Schule, des Kindergartens und Ähnliches festgehalten. Außerdem hat er in seinem Besitz eine Sammlung der Hausnamen Mombergs.
Der Vierte im Bunde ist Michael Ringleb aus der Kernstadt. Er ist nicht nur aktiv in der freiwilligen Feuerwehr, sondern seit über zehn Jahren Vorsitzender des Fördervereins der Kindertagesstätte Regenbogen. Er selbst hat schon lange kein Kind mehr in der Einrichtung, ist aber trotzdem weiter aktiv. „Wenn es anzupacken gilt, ist Ringleb dabei“, betonte Groll und teilte mit, dass der Förderverein über 30 000 Euro für die Kindertagesstätte erwirtschaftet habe.
Die Veranstaltung untermalte – wie immer – das Trio „Semplice“. Karl-Joseph Lemmer hatte Texte passend auf das Ehrenamt oder den Ehrengast Eberhard Gienger umgedichtet. So sang er nicht „Es lebe der Sport“, sondern „Es lebe das Ehrenamt“.