Stadt bekommt prominenten Besuch

Neustädter gewinnen Daniela Schily, Eberhard Gienger und weitere Festredner für Gedenkveranstaltungen
Die Reihe der Gedenkveranstaltungen mit prominenten Rednern geht weiter: Themen sind unter anderem 30 Jahre Mauerfall, 80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkrieges und das Ehrenamt.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die „zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe“ ist Bürgermeister Thomas Grolls liebstes Kind. Entsprechend groß ist seine Vorfreude auf bevorstehende Termine – für die es ihm wieder gelungen ist, zahlreiche prominente Redner zu gewinnen.
Los geht es in der kommenden Woche, am Donnerstag, 19. September, um 11 Uhr im historischen Rathaus, wenn es um den 80 Jahre zurückliegenden Beginn des Zweiten Weltkrieges geht. Referentin ist Daniela Schily, die Generalsekretärin des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge – als „Ersatz“ für Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., der den Termin absagen musste. Die Journalistin, eine Nichte des ehemaligen Bundesinnenministers Otto Schily, bekleidet das Amt seit 2015. Der Volksbund betreut im Auftrag der Regierung deutsche Soldatengräber im Ausland oder berät Angehörige, die noch immer nach Kriegstoten suchen. Passend dazu kommen am Donnerstag, 17. Oktober, um 19 Uhr die Eheleute Gömbel aus Schwalmstadt ins historische Rathaus, um ihre Gäste auf eine „Fotoreise ins Sudetenland: Böhmen, Mären, Österreich-Schlesien“ mitzunehmen – nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund drei Millionen Menschen aus dem „Sudetenland“ vertrieben worden. Außerdem bereichert Margarete Ziegler- Raschdorf, die Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler die Veranstaltung.
Danach stehen der Untergang der DDR und der Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren im Fokus. Über „Zusammenbruch – Erinnerungen und Einsichten“ spricht Groll am 24. Oktober ab 17 Uhr im historischen Rathaus mit Eberhard Aurich, der von
1983 bis 1989 Erster Sekretär des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend war, Mitglied des Zentralkomitees der SED und Mitglied der Volkskammer. „Wir wollen keine DDR-Nostalgie hervorrufen, sondern die Sichtweise Aurichs zu den Ereignisse im Herbst 1989 erfahren“, betont Groll.
Aurich habe einst mit Honecker und Gorbatschow am Palast der Republik gestanden und den Fackelzug von 100 000 FDJ- Mitgliedern abgenommen.
Drei Tage später läuteten Montagsdemonstrationen das Ende der DDR ein. „Wir wollten jemanden aus der ersten Reihe“, erklärt der Bürgermeister und ergänzt: „Im Gegensatz etwa zu Egon Krenz äußert sich Aurich heute über vieles kritisch, was einst in der DDR geschah.“
Für diesen Termin plant Groll eine Art Zwiegespräch. Am 5. November (17 Uhr, historisches Rathaus) gibt es dann wieder eine Festrede beziehungsweise ein Referat: Dann spricht Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder über das Thema „Von den Montags-Demonstrationen zum Mauerfall“. Er war unter anderem in der Bürgerrechtsbewegung, Gründungsmitglied der SPD in der DDR und deren Fraktionsvorsitzender in der frei gewählten Volkskammer. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier sagte im vergangenen Jahr über Schröder (selber mehrfach als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt), dass dieser dazu beigetragen habe, das Zusammenwachsen Deutschlands zu befördern.
Am Donnerstag, 5. Dezember, kommt – voraussichtlich um 19 Uhr – Eberhard Gienger nach Neustadt, um über den Tag des Ehrenamtes zu sprechen. Er war 1974WeltmeisteramReck, 1973, 1975 und 1981 Europameister und 1976 Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen und wurde 1974 und 1978 in Deutschland zum Sportler des Jahres gewählt.
Am 19. März 2020 ist dann Dr. Brigitte Seebacher, die Witwe Willy Brands, zu Gast in Neustadt. Sie erinnert dann an den 50 Jahre zurückliegenden Besuch des Bundeskanzlers Willy Brandt in Erfurt. Erstmals seit der Gründung der BRD und der DDR im Jahr 1949 standen sich 1970 die Regierungschefs der beiden deutschen Staaten gegenüber. „Das Treffen blieb zwar ohne konkrete Ergebnisse, hatte aber eine hohe symbolische Bedeutung und bedeutete den Auftakt zu einer neuen Deutschland-Politik“, erklärt Groll. Seebacher, von 1983 bis 1992 mit Brandt verheiratet, hat unter anderem über den einstigen Bundeskanzler ein Buch verfasst.