Stadt bietet mehr und erhöht Gebühren

Neustädter wollen in der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ sechs U-2-Plätze einrichten

Die Stadt reagiert auf eine erhöhte Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder unter zwei Jahren, richtet zum August sechs davon ein und nutzt die Gelegenheit, die Gebührensatzung zu überarbeiten.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Auf Eltern von Kindergartenkindern kommen höhere Betreuungsgebühren zu: Ein Ganztagsplatz in einer städtischen Kindertagesstätte kostet beispielsweise künftig für Kinder ab drei Jahren 205 statt 182 Euro, für ein zweites Kind müssen Eltern 123 statt 109,20 Euro berappen. Ein Ganztagsplatz für zwei Jahre alte Kinder kostet in Zukunft 256,25 statt 217 Euro.

Bereits im Haushaltskonsolidierungskonzept 2016 habe sich die Stadtverordnetenversammlung für eine Erhöhung der Nutzungsgebühren ausgesprochen, hebt Bürgermeister Thomas Groll hervor. Die derzeitige Gebührensatzung stamme aus dem Jahr 2010 – und seitdem sei viel passiert: Die Stadt hat die Kindergärten Speckswinkel und Momberg aufgegeben, und auch das Hortangebot in der Kindertagesstätte „Regenbogen“ gehört der Geschichte an.

Verwaltung rechnet mit 21000 Euro Mehreinnahmen

Noch dazu müsse die Kommune die aus der Neueingruppierung der Erzieherinnen im Jahr 2015 und aus den Lohnerhöhungen 2016/2017 resultierende Kostensteigerung zumindest teilweise an die Eltern weitergeben, sagt Groll – und verweist auf eine Vorgabe des Landes: Aus Wiesbaden stammt die Anregung, dass Eltern rund ein Drittel der Betreuungskosten tragen sollten. In Neustadt

seien es bisher weniger als 22 Prozent – und den vorgeschlagenen Satz werde die Stadt wohl nicht erreichen: „Das würde bedeuten, dass wir die Kosten für einen Kita-Platz um 50 Prozent erhöhen müssten – das wäre nicht richtig.“

Die Stadt gibt etwa die Hälfte der Personalkostensteigerung an die Eltern weiter. Daher rechnet sie mit rund 21000 Euro an Mehreinnahmen – wobei darin auch die Mehreinnahmen beim kirchlichen Kindergarten Momberg-Mengsberg berücksichtigt seien, so der Rathauschef.

Die Stadt erweitert gleichzeitig auch ihr Angebot: Sie richtet sechs Plätze für U-2-Kinder ein. Dies sei nur in der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ möglich, hebt Groll hervor und erklärt, dass es nur dort eine Krippengruppe gebe. Das neue Betreuungsangebot ist vorerst nur für die Zeit von 7.45 bis 13 Uhr geplant. Ein Mittagessen ist dabei nicht vorgesehen.

Da für Kinder unter zwei Jahren ein anderer Betreuungsschlüssel gilt und somit erhöhter pädagogischer Aufwand besteht, kosten die U-2-Plätze rund 50 Prozent mehr als die „normalen“ Plätze.

Neustädter fordern mehr Unterstützung vom Land

Um den Vorgaben des Fachdienstes Kindertagesstätten des Landkreises muss die Stadt zudem im Außenbereich des „Sonnenscheins“ einen separaten Spielbereich für die Kinder der Krippengruppe schaffen.

Die Stadtverordneten segneten sowohl die Gebührenerhöhung als auch die Verbesserungen bei der Betreuung einstimmig ab. Karsten Gehmlich, der Vorsitzende der FWG-Fraktion, stellte während der Stadtverordnetenversammlung heraus, dass er und seine Mitstreiter auch die Erhöhung mittrügen – obwohl die FWG eigentlich den kostenlosen Kindergartenplatz als langfristiges Ziel habe. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Erhöhung jedoch notwendig – und eine Verbesserung des Betreuungsangebotes gut, da dies für junge Familien wichtig sei und die Stadt so dem demografischen Wandel entgegenwirken könne. Er appellierte an das Land Hessen, die Unterstützung von Kommunen im ländlichen Raum zu verbessern.

Bürgermeister Groll schloss sich dieser Aussage im Gespräch mit der OP an: Das Land trage die Kosten für die universitäre und die schulische Bildung, müsse aber mehr für die frühkindliche Bildung tun. Es sei „schön“, dass es das Bambi- ni-Programm des Landes gebe, durch das wenigstens das letzte Kindergartenjahr kostenlos sei: „Aber auch da ist eine Anpassung notwendig. Ein Platz kostet uns monatlich mehr als die 100 Euro, die uns das Land zur Verfügung stellt.“