Stadt macht Programm Corona-sicher

2022 steht das Jubiläum „750 Jahre Neustadt“ an / Angela Dorn wird Schirmherrin
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Im kommenden Jahr stehen die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich 750 Jahre Neustadt an. Bürgermeister Thomas Groll ist derzeit unter anderem damit beschäftigt, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Sonja Stark und René Spatzier die einzelnen Programmpunkte noch einmal durchzugehen unter dem Aspekt, die Veranstaltungen Corona-sicher zum machen. Nicht, dass Neustadts Rathauschef davon ausgeht, dass die Pandemie die Welt auch 2022 weiter im Griff haben wird: „Aber sicher ist sicher.“

Zwei Veranstaltungen sollen in jedem Monat des Jahres anlässlich des Jubiläums stattfinden. „Gegebenenfalls müssen wir Anpassungen vornehmen“, sagt Groll. Ein Festakt im Kultur- und Bürgerzentrum einfach mit weniger Gästen auszurichten, sei beispielsweise kein Problem. Aber beim geplanten Festwochenende am 16. und 17. Juli 2022 in Park und Altstadt könnte es schon schwieriger werden, beispielsweise Abstandsregelungen durchzuziehen. Doch Groll ist frohen Mutes – und sich sicher, dass die Menschen nach den Jahren 2020 und 2021 sich nach Feiern sehnen würden: „Es wird aber auf jeden Fall anders sein als früher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen einfach weitermachen, als sei nichts gewesen.“

Momentan gibt es die Überlegung, das Bürgerfest mit Ritterlager, Musik und Tanz am Pavillon, dem „Teich in Flammen“, der Feuershow, dem Frühschoppen und der Illumination historischer Gebäude noch um einen Nostalgiker-Jahrmarkt mit Drehorgelspieler, Hau-den-Lukas-Anlage, einem historischen Karussell und vielem mehr zu erweitern. Außerdem denke die Stadt Neustadt darüber nach, vielleicht auch gemeinsam mit der Stadt Marburg – die 800 Jahre alt wird – eine gemeinsame Veranstaltung anzubieten.

Fest steht jedenfalls schon jetzt, dass Staatsministerin Angela Dorn die Schirmherrschaft über das Stadtjubiläum übernimmt. „Sie passt hervorragend.

Als Ministerin für Wissenschaft und Kunst untersteht ihr unter anderem die Staatliche Verwaltung für Schlösser und Gärten, die für unser Wahrzeichen – den Junker-Hansen-Turm – zuständig ist“, erklärt Groll. Außerdem werde in der Stadt der Tag der Hessischen Landesgeschichte stattfinden. „Und wir haben jemanden gesucht, der in der Region verwurzelt ist, aber gleichzeitig in herausgehobener Position tätig ist“, ergänzt Groll und stellt heraus, dass Dorn auch eine Verbindung zu Neustadt habe: So habe sie schon mehrfach mit ihrer Familie das Straßenmalerfestival besucht.

Zum Jubiläum planen die Neustädter übrigens noch zwei Publikationen: Andrea Freisberg und Gerhard Bieker arbeiten an einer Fortsetzung der Stadtchronik „Nova Civitas“. „Sie haben dafür eine sehr interessante Konzeption gewählt: Für jedes Jahrhundert widmen sie sich einem Schlagwort und erklären daran die Stadtgeschichte“, verrät Groll. Ein Punkt sei zum Beispiel, dass die Straße „Am Galgenberg“ so heiße, weil sich einst dort die Hinrichtungsstätte der Neustädter befunden habe.

Der Historiker und Fachmann für Eisenbahngeschichte Lutz Münzer widmet sich außerdem der Geschichte des Bahnhofs. „Über den Junker-Hansen-Turm gibt es sehr viele Schriften, über den Bahnhof nix“, antwortet Groll auf verwunderte Rückfragen zur gewählten Thematik und erklärt, dass der Bahnhof eine große Bedeutung habe. Beim Bau im Jahr 1850 habe er einen großen Schritt in Richtung Mobilität bedeutet: Die rund 600 Neustädter, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Stadt gen USA verließen, die Bürger, die in die Weltkriege ziehen mussten oder die Vertriebenen, die 1945 und 1946 nach Neustadt kamen – sie alle nutzten den Bahnhof. Er stelle eine Verbindung Richtung Kassel und Frankfurt dar, aber irgendwie auch in die ganze Welt, sagt Groll. Insofern habe er auch eine geschichtliche Bedeutung.

Apropos Bedeutung und Veranstaltungen: Ob das größte Fest der Stadt, die Trinitatis-Kirmes, in diesem Jahr stattfinden kann, steht noch nicht fest. Die Salatkirmes in Ziegenhain oder der Hessentag in Fulda wurden bereits abgesagt. Das gebe in etwa eine Richtung vor, sagt Groll – aber entschieden sei noch nichts: „Die grobe Tendenz ist: Es wird schwierig.“