Stadt Neustadt lässt Kindergarten neu bauen

Gebäude soll 70 Kindern Platz bieten und neue Bibliothek beinhalten Kommune muss 965000 Euro investieren
Rund eine Million Euro muss die Stadt in den Neubau des Kindergartens „Regenbogen“ investieren – eine Sanierung des maroden Gebäudes ist allen Verantwortlichen zu risikoreich.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Im Juli musste die Stadt Neustadt den Kindergarten „Regenbogen“ vom einen auf den nächsten Tag schließen, weil bei Sanierungsarbeiten erhebliche Mängel zu Tage traten: Die Bodenplatte des Gebäudes ist feucht, teilweise hat sich Schimmel gebildet. Gründe waren Schäden im Grundleitungssystem und der hohe Grundwasserstand. Konsequenz ist, dass die Neustädter eine Entscheidung treffen müssen: Zur Auswahl stehen eine Sanierung, eine Teilsanierung bei Erhalt der Turnhalle und ein Neubau (die OP berichtete).
Rund 765 000 Euro würde die Stadt die Sanierung kosten -eingerechnet sind dabei bereits rund 200 000, die aus dem Konjunkturprogramm II für die energetische Ertüchtigung des Gebäudes kommen, sowie 80 000 Euro für den notwendigen Austausch des über 30 Jahre alten Mobiliars.
Die Kosten für einen Neubau belaufen sich auf 1,63 Millionen Euro. Allerdings rechnet die Stadt mit einem Baukostenzuschuss vom Landkreis in Höhe von zehn Prozent, mit einem Zuschuss vom Land in Höhe von 150 000 Euro für zehn eingeplante U 3-Plätze sowie einem Zuschuss aus Mitteln der Region Herrenwald in Höhe von bis zu 150 000 Euro. So käme ein Eigenanteil in Höhe von 965 000 Euro auf die Kommune zu – die aber weitere Fördermöglichkeiten prüft.
„Eine Sanierung birgt die Gefahr, dass nicht alle Mängel beseitigt werden“, sagt Bürgermeister Thomas Groll und spricht sich für den Neubau aus – das größte Projekt .Neustadts seit der Gebietsreform 1974. Der Rückhalt seiner Fraktion ist ihm laut Vorsitzenden Franz-W. Michels sicher. Eine Sanierung sei der CDU nicht sicher genug. Und auch der Erhalt der Turnhalle scheine ihr nicht sinnvoll, da das Risiko bestehe, dass das Gebäude das gleiche Schicksal ereile wie das Haupthaus.
Und auch die SPD will die Entscheidung laut Stadtverordnetem Karl Heinz Waschkowitz am Montag während der Stadtverordnetenversammlung mittragen: Bei einem Altbau sei immer mit Unwägbarkeiten zu rechnen, einen Neubau bezeichnete er als sinnvolle Investition in die Zukunft der Kinder; Architekt Christian Stamm plant, die Lage des Gebäudes auf dem Gelände zu ändern, um die Außenspielfläche zu vergrößern. Zudem will er das Gebäude 30 Zentimeter höher bauen, um dem Risiko aus dem Weg zu gehen, dass es erneut zu Schäden durch das Grundwasser kommt.
Der neue „Regenbogen“ soll 70 statt, wie bisher, 85 Kindern Platz bieten. Keiner der Kinder-
gärten in Neustadt und den Stadtteilen sei ausgelastet, vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sei die Reduzierung der Plätze vertretbar, betont der Bürgermeister. Eingeplant sind eine Gruppe mit 25 Kindern, eine altersgemischte Gruppe mit 20 Kindern, eine Integrationsgruppe mit 15 Plätzen sowie eine Gruppe mit 10 Plätzen.
Noch unklar ist die Energieversorgung der Einrichtung. Als eine Möglichkeit bezeichnet Stamm die Nutzung eines Blockheizkraftwerkes, mit dessen Energie im Winter der Kindergarten und im Sommer das Wasser des Freibades geheizt
werden könnte. Aber auch Sonnenkollektoren auf dem Dach sind in der Diskussion.
In den Kindergarten integriert die Stadt außerdem eine Bibliothek. Das alte Gebäude in der Hindenburgstraße ist marode und soll abgerissen werden eine Sanierung
für rund 200 000 Euro erscheint der Stadt auch angesichts des besonders für Kinder ungeeigneten Standortes an der Hauptstraße weder sinnvoll noch wirtschaftlich. Für rund 110 000 Euro werden am Standort in der Querallee zwei Räume mit je 50 Quadratmetern gebaut, wobei neben Klassikern der Literatur dort auch neue Medien zur Verfügung gestellt werden. „Nur dann erscheint es mir vertretbar, auch eine geringe jährliche Gebühr zu veranschlagen“, sagt Groll.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht Regenbogen-Leiterin Claudia Orth der Entscheidung der Stadtverordneten entgegen. „Es ist scha-* de, wenn 50 Jahre einfach weggewischt werden – andererseits müssen wir dann auch nicht mehr in zugigen Räumen sitzen.“ Ein moderner Neubau biete den Kindern ganz neue Möglichkeiten. Einen Traum hegen sie und ihre Mitarbeiterinnen noch: Sie wünschen sich einen „Snoozle-Raum“ mit einem Wasserbett, Musik und gedämpftem Licht, in dem die Kinder zur Ruhe kommen. „Es gibt eine Reizüberflutung unter anderem durch Fernsehen oder Internet – also wäre es wichtig, einen Raum zu haben, in dem sie entspannen können.“