Stadt widersetzt sich der „Goldgräberstimmung"

Neustadt lässt vier Flächen auf Windenergiepotenzial prüfen
Bis zu 170 Windräder könnten laut Windpotenzialkarte des Regierungspräsidiums in Neustadt stehen – eine Zahl, die für die Stadt fernab der Realität ist.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Im Kälbacher Holz, im Momberger und im Mengsberger Wald sowie auf einer Fläche Richtung Arnshain sieht das Regierungspräsidium gutes Potenzial für den Gewinn von Energie aus Windkraft. Außerdem noch in der Dick – allerdings ist dies FFH-Gebiet. „Wir müssen sehr vorsichtig mit der Studie des Regierungspräsidiums umgehen“, kommentiert Thomas Groll. Nicht alle Vorschläge seien sinnvoll, ergänzt der Bürgermeister mit Verweis auf den Vorschlag zur Dick. Dennoch will die Stadt die anderen erwähnten Standorte vom Regierungspräsidium noch einmal prüfen beziehungsweise „vertiefend betrachten“ lassen. Klar scheint, dass sie gemeinsam mit der Stadt Stadtallendorf Windräder zwischen Neustadt und der „jungen Stadt im Grünen“ errichten will. Außerdem gibt es für ein solches Projekt auch Kontakt zur Stadt Kirtorf.
15 000 Euro hat der Magistrat in diesem Jahr für Gutachten zur Windenergie in den Haushalt eingestellt. „Bei der Windkraft herrscht Goldgräberstimmung“, betont Groll. Überstürzen will die Stadt aber nichts, sondern das Projekt in kleinen Schritten angehen. Entsprechend könne sie auch noch keine „Bürger mitnehmen“, wie sie es für die Umsetzung vorsehe.
Rund fünf Millionen Euro kostet ein Windrad. „Wir denken über Möglichkeiten der Finanzierung nach. Dabei müssen wir offen für Ideen sein“, sagt Groll. Er habe bereits Gespräche mit Banken über verschiedene Modelle geführt – aber auch die neu gegründete Netzgesellschaft Herrenwald sei natürlich als möglicher Partner für das Windenergieprojekt nicht von vornherein ausgeschlossen.
Probleme gibt es derweil laut Groll bei der Umsetzung der Pläne für Windräder bei Mengsberg, die der private Investor Michael Rudewig bauen will. An drei der vier vorgesehenen Standorte fühle sich der Rote Milan sehr wohl – eine mäusebussardgroße Greifvogelart aus der Familie der Habichtartigen. „Der Investor kommt nicht vorwärts“, erklärte der Bürgermeister zu den Verzögerungen.