Neustadt. Thomas Groll CDU), mit Ehefrau Tanja und Tochter Leoni geht im Juli in eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Neustadt. Bei der gestrigen Wahl behielt er mit 60,2 Prozent der Stimmen die Oberhand gegenüber Herausforderer Georg August Metz (SPD) – typisch für die Karnevalshochburg: Dies sind 2222 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 56.6 Prozent. Gegenüber der Wahl vor sechs Jahren verzeichnete Groll in Momberg starke Verluste. Von rund 62 Prozent rutschte er auf 43,1 Prozent ab – der Stadtteil sollte jedoch der einzige Wahlbezirk bleiben, in dem Metz die Oberhand behielt. Ansonsten verbesserte der Amtsinhaber sein Ergebnis in jedem Wahllokal – im „Dorf mit Zukunft“, Mengsberg, erhielt er mit 71,9 Prozent fast 20 Prozent mehr als sechs Jahren. Er sehe dies als Bestätigung seiner Arbeit, freute sich der Rathauschef über seinen Erfolg.
Wahlsieger setzt weiter auf Konsens
Bürgermeisterwahl in Neustadt: Thomas Groll (CDU) setzt sich erneut gegen Georg Metz (SPD) durch
Es lag sicherlich nicht am Eisregen, dass die 350 Besucher der gemeinsamen Wahlparty der Stadt Neustadt und der Oberhessischen Presse einen Abend ohne große Emotionen erlebten. Das deutliche Ergebnis zeichnete sich einfach zu früh ab.
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von Matthias Mayer und Florian Lerchbacher
Neustadt. Die beiden Bewerber zeigten sich kontrolliert und beherrscht. Der mit 60,2 Prozent eindrucksvoll im Amt bestätigte Bürgermeister Thomas Groll (CDU) nahm die Flut der für ihn positiven Teilergebnisse äußerlich ungerührt zur Kenntnis. Erst als das Endergebnis feststand, erhob er sich und nahm strahlend den Beifall der Besucher im Haus der Begegnung entgegen. Der unterlegene Georg Metz (SPD) nahm das Ergebnis gelassen entgegen und im Wahlkampf offenbar nicht ausreichend an die Wählerinnen und Wähler gebracht“, analysierte Metz, der bereits vor sechs Jahren Thomas Groll unterlegen war, im Gespräch mit OP-Redakteur Florian Lerchbacher. Eine erneute Kandidatur in sechs Jahren schloss der unterlegene Kernstädter aus. „Die nächsten Tage werden zeigen, ob ich SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament bleibe“, erklärte Georg Metz.
Dagegen sah sich Wahlsieger Thomas Groll in seiner Arbeit bestätigt. Vor sechs Jahren hätten beide Bewerber 8 Prozent getrennt, nun liege sein Vorsprung bei 20 Prozent. Er habe den Unkenrufen, dass es mit seiner Kandidatur nichts mehr werde, im Vertrauen auf die gute Arbeit der vergangenen sechs Jahre nicht geglaubt, sagte der Christdemokrat, der nicht verhehlte, dass ihn das Momberger Ergebnis etwas ärgere. „Dass der eine oder andere in diesem Wahlkampf versucht hat, ein bisschen Stimmung zu machen – auch vielleicht in Momberg, wie es das Ergebnis zum Ausdruck bringt – das ist so. Das ist in den kleinen Städten natürlich, wo jeder den Bürgermeister kennt“, sagte Groll, der von einem fairen Wahlkampf der beiden Kandidaten sprach.
„Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es bestärkt mich, meine Arbeit so fortzusetzen“, kündigte Groll ein Festhalten an seinem auf Konsens mit der SPD-Fraktion und der FWG ausgerichteten Politikstil an. „Wir brauchen in schwierigen Zeiten jeden Kopf. Aber wir brauchen auch jemanden, der den Kurs vorgibt. Das möchte ich sein“, sagte Groll, ehe er ungezählte Glückwünsche entgegennahm.
Michael Richter-Plettenberg, Bürgermeister von Amöneburg und Landrats-Kandidat der SPD, gratulierte Groll mit den Worten „Auf gute Zusammenarbeit“ und erntete dafür ein fröhliches Lächeln und den Kommentar: „Egal, wo!“
„Der Amtsinhaber hat gewonnen. Das zeigt, dass er in den vergangenen sechs Jahren gute Arbeit geleistet hat.
Ich freue mich auf die weitere gute Zusammenarbeit mit Thomas Groll“, sagte Kirchhains Bürgermeister Jochen Kirchner, der zugleich als Sprecher der Bürgermeister im Namen aller Kollegen gratulierte. „Er ist im Kollegenkreis gut aufgehoben. Wir sind froh, dass wir ihn dort haben“, sagte Kirchner.
Stadtallendorfs Bürgermeister Christian Somogyi (SPD) bezeichnete Thomas Groll als bekannten und verlässlichen Partner Stadtallendorfs in der Region Herrenwald. „Wir kennen uns und wir werden die gemeinsame interkommunale Zusammenarbeit zum Wohle beider Städter weiter vorantreiben“, sagte Somogyi, der zugleich ein Wort des Bedauerns für den Wahlverlierer hatte.
„Natürlich haben wir gehofft – aber es hätte auch an ein Wunder gegrenzt, wenn wir als SPD in einer konservativ geprägten Region gegen einen Amtsinhaber, der sich nichts zu Schulden kommen ließ, den Sieg davongetragen hätten“, kommentierte Hans-Gerhard Gatzweiler, der mit Georg Metz die SPD-Fraktion in Neustadt führt: „Natürlich hätten wir uns einen Erfolg von Herzen gewünscht. Insgesamt haben wir kein schlechtes Ergebnis erzielt.“
Speckswinkel weist den Weg
Verkehrte Welt in Neustadt: Schwarzes Dorf wählt Rot, rotes Dorf wählt Schwarz
Um 18 Uhr schlossen gestern in Neustadt die Wahllokale, bereits um 18.44 Uhr stand das Ergebnis fest. Der Spielfilm des kurzen Wahlabends.
von Matthias Mayer
18.18 Uhr. Wahlleiter Norbert Gies stellt das erste Teilergebnis vor. In Speckswinkel waren die Wahlhelfer bei der Auszählung besonders schnell. Und das Ergebnis weist gleich den Weg für den Abend. Die Speckswinkler bescheren Thomas Groll gleich ein dickes Plus: 145 Stimmen (62,4 Prozent). Vor sechs Jahren hatte Georg Metz hier noch seinen einzigen Teilerfolg errungen. Gestern kam er auf 88 Stimmen.
18.21 Uhr: Der Trend setzt sich im Wahlbezirk Kindergarten Eichsfelder Straße fort. 61,7 Prozent für Groll, 38,3 Prozent für Metz.
18.25 Uhr: Paukenschlag in Mengsberg. Das eher „rote“ Dorf beschert dem Bürgermeister satte 71,9 Prozent. Das ist zumindest die Vorentscheidung.
18.28 Uhr: Der nächste Paukenschlag: Georg Metz schlägt im eigentlich schwarzen Momberg zurück: 295 Stimmen und 56,9 Prozent für den Herausforderer. Der Sozialdemokrat frohlockt. „Das waren die Straßenbeiträge“, kommentiert Thomas Groll das Momberger Ergebnis. Ehrenstadtrat Ludwig Dippel (CDU) spricht von einem „interessanten Ergebnis“. Seine Partei müsse rausarbeiten, warum in einem Ort, in dem die Union früher 80 Prozent erreicht habe, die SPD heute den Ortsvorsteher stelle und bei der Bürgermeisterwahl für ihren Kandidaten die Mehrheit erringe, sagte Dippel OP-Redakteur Florian Lerchbacher.
18.35 Uhr: Im Wahlbezirk Feuerwehrgerätehaus schlägt der Amtsinhaber umgehend zurück: 309 Stimmen und 59,3 Prozent für Thomas Groll.
18.36 Uhr: Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Groll räumt im Stimmbezirk Kindergarten Querallee 169 Stimmen und 55,6 Prozent ab.
18.37 Uhr: Das Wahllokal Rathaus meldet 351 Stimmen und 64,2 Prozent für Thomas Groll. Der liegt nun mit 522 Stimmen vorn. Der Drops ist gelutscht.
18.40 Uhr: 205 Stimmen und 57,9 Prozent im Historischen Rathaus für Thomas Groll: Der Wahlsieg ist dem Christdemokraten nun auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Zur Wahl gratulieren lässt er sich noch nicht.
18.43 Uhr: Großer Beifall brandet im Haus der Begegnung auf: Auch die Briefwähler votieren mit 324 Stimmen (68,5 Prozent) eindeutig für den alten und neuen Bürgermeister.
18.44 Uhr: Das vorläufige amtliche Endergebnis liegt vor: Groll gewinnt im Karneval mit der närrischen Zahl 2 222 (60,2 Prozent) gegen Metz (1469 Stimmen, 39,8 Prozent). Wahlbeteiligung: 56,6 Prozent.
Standpunkt
von Florian Lerchbacher
Bürger setzen auf das Bewährte und die konkreten Pläne
Es waren spannende Wochen des Wahlkampfes, in denen sich die Neustädter uneins waren, wie es weitergeht.
Den Unterschied dürfte letztendlich die Herangehensweise an das Thema Finanzen gemacht haben: Amtsinhaber Thomas Groll wartete mit konkreten Pläne auf, während Herausforderer Georg Metz zwar ankündigte, sparen zu wollen, aber nur sehr bedingt Details präsentierte. Eben diesen Mangel nutzte Groll aus: Bei einer Gesprächsrunde in Momberg attackierte er Metz bereits – um drei Tage später beim OP-Wahltalk mit derselben Strategie erneut beim Publikum zu punkten. Sein Gegenüber hätte wissen müssen, dass er wieder nach konkreten Ansätzen gefragt werden würde – verpasste es aber, Antworten parat zu halten.
Irgendwie sparen – das wollen die Bürger nicht. Sie möchten wissen, auf was sie sich einlassen. Bei Thomas Groll können sie das: 100 000 Euro will er in der Verwaltung einsparen, weitere 100 000 Euro durch „Kleinvieh“. Dann muss das Land die Kommune unterstützen – eine Forderung, die er mit Sicherheit immer wieder medienwirksam und eindrücklich übermitteln wird.
Und Hand aufs Herz: Der verhältnismäßig junge Bürgermeister hat in seinen ersten sechs Jahren als Rathauschef einiges geleistet. Stets fand er den Weg zu den Fördertöpfen. Zudem darf er sich unter anderem damit rühmen, die Langzeit-Probleme Bayerischer Hof oder Deutsches Haus gelöst zu haben. Nicht schlecht für eine erste Amtszeit. Einen elanvollen Bürgermeister der Tat braucht Neustadt auch künftig.