Verein übernimmt die Jugendarbeit

Stadt, Schule und bsj legen Kooperation für fünf Jahre fest Sebastian Habura bleibt Neustadt erhalten
Sebastian Habura bleibt Neustadts Jugendlichen erhalten: Das Streetwork-Projekt läuft nach dreieinhalb Jahren zwar aus, doch der Erfolg war so groß, dass die Stadt für eine Fortsetzung sorgt
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Sebastian Habura spricht die Sprache der Jugendlichen“, sagt Thomas Groll. Drei Jahre hatte der Bürgermeister inzwischen Zeit, den Streetworker kennen und ihn und seine Arbeit schätzen zu lernen. Vom Erfolg des Projektes ist aber nicht nur er überzeugt, auch die Kooperationspartner – der Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj) sowie die Martin-von-Tours-Schule – freuen sich über die Erfolge der aufsuchenden Jugendarbeit. Nichtsdestotrotz stehen Veränderungen an.
Es sei „ganz normal“, sich nach einem Jahrzehnt zusammenzusetzen und sein Konzept zu überdenken, erklärt Groll. So lange währt und bewährt sich die Kooperation bereits. Nun, da das Streetwork-Projekt ausläuft, setzt die Stadt voll auf den bsj und überträgt ihm für 60 000 Euro jährlich die Jugendpflege für die kommenden fünf Jahre. „Es ist eine tolle Sache, dass die Stadt den Mut hat, alte Zöpfe abzuschneiden und neue Wege gehen will“, kommentiert Jochem Schirp, der Leiter des bsj, und verweist darauf, dass der Verein auch für die Jugendarbeit in Gladenbach, Bad Endbach und Lohra verantwortlich ist.
„Wir bekommen für das gleiche Geld-mehr Leistung“, betont der Bürgermeister. Habura tritt schließlich nun eine Vollzeitstelle an und erhält Unterstützung von einer weiblichen Mitarbeiterin, die sich verstärkt um Neustadts Mädchen kümmern soll. Er habe einen Antrag beim Kreis auf Unterstützung der Jugendsozialarbeit gestellt, sagt Hartmut Boß, der Leiter der Martin-von-Tours-Schüle, und hofft, dass dieser sich wie schon am Streetwork-Projekt auch diesmal wieder finanziell beteiligt und zusätzliche Stunden ermöglicht.
Für Haburas aufsuchende Jugendarbeit ist in den kommenden fünf Jahren zwar weniger Zeit als bisher, er legt darauf aber weiterhin ein Hauptaugenmerk und bekommt zusätzliche Aufgaben: Der 31-Jährige soll sich um die Betreuung der Jugendräume Neustadt, Speckswinkel und Mengsberg kümmern und den selbstverwalteten Jugendtreff in Momberg begleiten. Neben abenteuerpädagogischen Exkursionen mit Bildungsanspruch – wie Gruppenwanderungen oder Kanufahrten – will er an der Schule weiterhin Arbeitsgemeinschaften, Waldtage und Sprechstunden anbieten. Noch dazu betreut er Klassenfindungstage, die den Schülern dazu dienen, ihre neuen Klassenkameraden kennenzulernen. Sie sollen den Fünftklässlern über den erlebnispädagogischen Ansatz helfen, zu einer Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Zudem lernt der Nachwuchs Habura und einen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen kennen. Umgekehrt weiß der 3l-Jährige dann auch, wer, so Groll, „seine Klientel“ ist. Wobei es in der Jugendarbeit nicht nur um „Problemfälle“ gehe, so Schirp: „Unsere Angebote sollen die Jugendlichen fördern und weiterbringen. Wir wollen ihnen helfen, sich zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten zu entwickeln.“
„Nicht separat denken sondern Netzwerke schaffen und nutzen“, gibt der Bürgermeister als Motto der Jugendarbeit aus. Entsprechend wollen Schule, Stadt und bsj – die ihre Kräfte bereits bündeln – einen runden Tisch schaffen und mit Vereinen und Kirchengemeinden über die Jugendarbeit sprechen, „Es ist in einer Stadt der Größe Neustadts extrem wichtig, Ressourcen zu bündeln“, ergänzt Boß.
Habura hat für die kommenden Monate bereits konkrete Pläne gemacht: Gemeinsam mit den Jugendlichen gestaltet er den Jugendraum am Neustädter Schwimmbad um: Ein Kicker stehe bereits, ein neuer Anstrich sei geplant. Die Sprechstunde in der Schule – montags in der sechsten Stunde – will er beibehalten. Fortführen möchte er auch die Arbeitsgemeinschaft „Freizeit, Freunde und-Spaß“.
In den Herbstferien soll zudem eine Radtour stattfinden. Des Weiteren will Habura im Winter einen „Jugendgipfel“ ausrichten, dessen Ziel es ist, mit den Jugendlicher eine Sozialraumanalyse zu erstellen. „Sie sollen ihre Bedürfnisse artikulieren. Außerdem kann ich ihre Aussagen auch als eine Form des Feedbacks nutzen“, schaut Habura nach vorne.