Vier Unternehmen melden Interesse an

Stadtallendorf und Neustadt widmen sich der Stromversorgung
Seit vielen Jahren ist die E.on-Mitte AG, beziehungsweise ihr Vorgänger EAM, Stromversorger von Neustadt und Stadtallendorf – das könnte sich nun ändern. Die Entscheidung steht in diesem Jahr an.
von Florian Lerchbacher
Stadtallendorf / Neustadt.
Erstmals nach der Liberalisierung des Marktes steht die Frage der Stromversorgung an. Für Neustadt und Stadtallendorf gibt es vier Interessenten: Die E.on-Mitte AG, die Stadtwerke Marburg, die OVAG aus Friedberg, die unter anderem den Vogelsberg und den Wetteraukreis versorgt, sowie die Alliander AG Berlin, ein Tochterunternehmen des größten niederländischen Stromnetzbetreibers.
Der Ausgang der Vergabe ist noch völlig offen. Gemeinsam mit der Gemeinde Ebsdorfergrund haben Neustadt und Stadtallendorf bei einem Fachbüro für 15 000 Euro ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die
Experten sollen eine Empfehlung aussprechen, welche Entscheidung für die Kommunen die beste wäre. Nicht in Frage kommen für Stadtallendorfs Bürgermeister Manfred Vollmer und Neustadts Bürgermeister Thomas Groll die eigenverantwortliche Übernahme des Stromnetzes. „Das wäre wohl nicht bezahlbar“, sagt Vollmer. Entweder kommt es zur Gründung einer Netzgesellschaft mit anderen Kommunen und einem Energieversorger. Oder die Städte schließen neue Konzessionsverträge ab – bisher erhält Neustadt jährlich rund 220 000 Euro, Stadtallendorf kommt auf mehr als 700 000 Euro. E.on schätzt den Wert des Neustädter Netzes auf rund 5,3 Millionen Euro. Für Stadtallendorf gibt das Unternehmen laut Vollmer mehr als elf Millionen Euro an. Sollten sich die Kommunen gegen eine Zusammenarbeit mit E.on entscheiden, müssten sie die Netze kaufen.
Für Groll sind beim Abwägungsprozess einige Punkte zu beachten: Versorgungssicherheit als zentraler Aspekt. „Wir gewinnen nichts mit einem Anbieter, der vor Ort weder Büro noch Service hat.“ Außerdem sind die regionale Nähe des Anbieters, die Kostenentwicklung für die Verbraucher sowie der finanzielle Ertrag für die Kommune – „mit dem geringsten Risiko – von Bedeutung. Ähnlich sieht es Vollmer: „Wir müssen die Angebote prüfen und abwägen, was das beste ist – für die Stadt und ihre Bevölkerung. Wichtig ist, dass die Versorgung sicher wie bisher ist, möglichst aber auch noch verbessert wird.“
„Wir reden hier über längerfristige Bindungen und Beträge in Millionenhöhe. Da muss jeder Schritt intensiv durchdacht sein“, betont Groll und rechtfertigt die Kosten für das Gutachten. Vollmer pflichtet ihm bei: „Besonders die Vergleichbarkeit ist sehr kompliziert.“
„Möglichst bis zum Herbst“ soll die Entscheidung in Stadtallendorf fallen. Ebenso wie Amtskollege Andreas Schulz will Groll mit den städtischen Gremien „noch in 2010″- also vor der Kommunalwahl im März 2011 – eine Entscheidung herbeiführen. „Wir sollten diese sach- und nicht parteiorientiert treffen.“