„Vollkaskoversicherung“ geht in den Ruhestand

Jürgen Gies, Vorarbeiter des Bauhofs, war 40 Jahre lang für die Stadt Neustadt tätig
Mit Jürgen Gies gehe der letzte Mitarbeiter einer Generation in den Ruhestand, die eine besondere Verbundenheit zu ihrer Arbeit und dem Arbeitgeber habe, betonte Bürgermeister Thomas Groll.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Voll des Lobes waren langjährige Wegbegleiter von Jürgen Gies, der im Alter von 63 Jahren und nach mehr als 40 Jahren bei der Stadt Neustadt in den Ruhestand geht. Bürgermeister Thomas Groll bezeichnete ihn als Aktivposten und vor allem als „Vollkaskoversicherung“. Denn wenn immer es ein Problem gegeben habe: Der langjährige Vorarbeiter wusste es zu lösen. Dabei sei die Uhrzeit nie ein Kriterium gewesen: Gies habe über zwei Jahrzehnte hinweg sämtliche Bereitschaftsdienste abgedeckt – egal ob nachts, am Wochenende oder an Feiertagen. „Das ist vielleicht einmalig im Landkreis“, lobte der Rathauschef, der einige Umstrukturierungen ankündigte. Einen neuen Vorarbeiter werde es nicht geben. Diesen Posten übernimmt Peter Lip- pert, der stellvertretende Leiter des Fachbereichs Bauen, Planen und Umwelt. Um den allgemeinen Bereitschaftsdienst kümmern sich künftig die Mitarbeiter des Bauhofs im Wechsel, den Bereitschaftsdienst in der Wasserversorgung organisiert die Stadt künftig gemeinsam mit der Nachbarkommune Rauschenberg.
Die Wasserversorgung der Stadtteile war bisher Gies‘ absolutes Fachgebiet. Er habe sämtliche Pläne im Kopf – und wisse im Notfall, wo er Details nach- lesen könne, stellte der Rathauschef heraus und freute sich, dass der scheidende Vorarbeiter seinen ehemaligen Kollegen auch in Zukunft als eine Art „Seniorpartner“ zur Seite stehen will.
Sämtliche Aufgaben, die er bei der Stadt inne hatte, wollten und konnten weder Groll noch Thomas Dickhaut, der Leiter des Fachbereichs II, aufzählen. Gies kümmerte sich unter anderem um die Organisation der Bauhofmitarbeiter, um Elektro-
arbeiten in kommunalen Liegenschaften, Straßensperrungen, den Winterdienst und vieles mehr. Dickhaut lobte ihn einfach insgesamt für seine „ruhige Art, gepaart mit beeindruckenden Kenntnissen und Erinnerungen“, mit denen er Probleme zu lösen wusste – und zwar still und im Hintergrund.
Neustadts „Hacki“ Wimmer
Bauhofmitarbeiter Michael Launer, Karnevals-Sitzungspräsident des VfL, verabschiedete sich mit einer Art Büttenrede und betonte, dass Gies in Ehefrau Gabi Bieker-Gies nun eben eine neue Chefin habe – und sich ob der zahlreichen an
stehenden Aufgaben bestimmt noch das ein oder andere Mal an seinen alten Arbeitsplatz zurückwünschen werde. Er überreichte mit seinen Kollegen eine vergoldete Wasseruhr: „Eine Warnbake ging ja nicht.“
Der gebürtige Neustädter Gies hatte, nach seinem Schulabschluss bei Friedrich Hill den Beruf des Elektro-Installateurs gelernt (1972 bis 1975). Nach dem Grundwehrdienst und einer kurzen Gesellenzeit im Lehrbetrieb wechselte er 1979 zur Stadt Neustadt, deren Magistrat ihm 1997 das Amt des Vorarbeiters übertrug – eine Tätigkeit, die schon sein Vater über Jahrzehnte hinweg innegehabt hatte. Seitdem kümmerte sich Gies unter anderem um die Umsetzung der Pläne zur 500. Kirmes im Jahr 2004 oder des Neustadt- Treffens 2011. Diese von der Theorie in die Praxis umzusetzen, sei bestimmt nicht immer einfach gewesen, betonte Groll und freute sich, dass Gies dies trotzdem stets geschafft habe. Und da dessen Frau Fan von Borussia Mönchengladbach ist, bezeichnete Groll sich als Günter Netzer und Gies als „Hacki“ Wimmer, der ihm stets den Rücken freigehalten habe.
Gies selbst fasste sich gewohnt kurz. Er freute sich, dass der Bauhof heutzutage gut aufgestellt sei und dankte seiner Frau für ihr jahrelanges Verständnis.