Wenn Tore unvergessen bleiben

Stadt Neustadt gewinnt Wolfgang Weber für die Gedenkveranstaltung „Und ewig fällt das Wembley-Tor…“

Fußballfreunde aufgepasst: Wolfgang Weber, Vizeweltmeister von 1966, kommt nach Neustadt, um über Fußball und im Besonderen das Wembley- Tor zu sprechen – und den Spatenstich für den Kunstrasenplatz zu begleiten.

von Paul Schunk

Neustadt. Es ist wohl die legendärste Szene in der Geschichte des Fußballs: das Wembley-Tor. Der Engländer Geoffrey Hurst hatte den Ball in der Verlängerung des WM-Finales 1966 am 30. Juli an die Unterkante der Latte geschossen, von wo dieser dann auf (oder davor?), aber jedenfalls nicht hinter die Linie sprang. Schiedsrichter Gottfried Dienst aus der Schweiz entschied damals letztendlich auf Tor zum 3:2 für England, das am Ende 4:2 gewann und sich im eigenen Land zum ersten und bisher auch einzigen Mal zum Weltmeister machte.

Verteidiger Wolfgang Weber hatte die deutsche Mannschaft damals zunächst mit seinem späten Treffer zum 2:2 erst in die Verlängerung gerettet und später dann, beim Wembley-Tor, den vom Boden abspringenden Ball ins Aus geklärt.

Verteidiger erinnert sich ans legendäre WM-Endspiel

Eben dieser Vizeweltmeister kommt nun zum Jubiläum des in die Sporthistorie eingegangenen Ereignisses am Montag, 25. Juli, nach Neustadt, um Bürgermeister Thomas Groll bei einem weiteren Teil der Reihe beliebter Jubiläumsveranstaltungen Rede und Antwort zu stehen. „Und ewig fällt das Wembley- Tor…“ lautet das Motto – entsprechend stehen ab 19 Uhr das Wembley-Tor und die Weltmeisterschaft 1966 im Mittelpunkt. Aber auch die WM 1970, an der Weber ebenfalls als Spieler teilnahm, die EM 2016 und die aktuelle Entwicklung der Bundesliga sollen zur Sprache kommen. Musikalisch untermalt wird diese Veranstaltung von der Gruppe Semplice mit Musik aus den 60er-Jahren.

Zuvor setzt Weber um 18.30 Uhr gemeinsam mit Rolf Hocke, dem Ehrenpräsidenten des Hessischen Fußballverbandes, am ehemaligen Hartplatz „Ochsenwiese“ mit dem ersten Spatenstich den Werdeprozess des Kunstrasenplatzes in Gang.

„Und ewig fällt das Wembley- Tor…“ gehört zu einer Reihe Gedenkveranstaltungen, mit denen die Stadt an historische Ereignisse erinnert – zum Beispiel den Mauerbau oder das Jubiläum „25 Jahre deutsche Einheit“. Aber auch der Fußball stand schon einmal im Mittelpunkt: Vor zwei Jahren waren zum 60. Jahrestag des „Wunders von Bern“ Horst Eckel, Weltmeister von 1954, und der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger zu Gast in Neustadt. Eine Veranstaltung, die rund 130 Gäste anzog. Groll hofft dieses Mal auf eine ähnlich hohe Anzahl an Interessierten und betonte noch einmal, dass selbst

verständlich nicht nur Neustädter, sondern auch Auswärtige eingeladen seien. Nach einigen Einspielern und einem Grußwort Hockes beginnt das Gespräch des Bürgermeisters mit Weber, in dem der ehemalige Fußballer über seinen Werdegang spricht, aber auch darüber, wie er überhaupt zum Fußball und zum 1. FG Köln kam- und wieso er sich nach seiner Trainerkarriere mehr oder weniger vom Fußball abwandte. Weber sei im Finale an zwei entscheidenden Aktionen beteiligt gewesen und könne noch dazu sehr gut und humorvoll reden, entgegnete Groll auf die Frage, wie er auf den ehemaligen Spieler der Geißböcke als Gast gekommen war.

Groll selbst ist am Fußball durchaus interessiert und hegt für Hertha BSC Berlin die meisten Sympathien. Auf einen Titel für Deutschland bei der Europameisterschaft hofft er natürlich auch, bedauert aber die vielen Ausfälle. Er ist sich jedoch sicher: „Wenn sie gegen Frankreich gewinnen, werden sie Europameister.“

Wolfgang Weber (Privatfoto) wurde am 26. Juni 1944 im pommerschen Schlawe geboren. Mit dem Fußballspielen begann er als Zehnjähriger bei der SpVgg Porz, bevor er acht Jahre später vom 1. FC Köln unter Vertrag genommen wurde, wo er bis zu seinem Karriereende 1978 insgesamt 356 Bundesligaspiele absolvierte. In der Nationalmannschaft spielte er 53 Mal und nahm an den Weltmeisterschaften 1966 und 1970 teil. Seinen Spitznamen

„Bulle“ verdankt er seiner harten Gangart sowohl seinen Gegenspielern als auch sich selbst gegenüber. So spielte er zum Beispiel 1965 im Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister die Partie gegen Liverpool inklusive Verlängerung trotz eines Wadenbeinbruches, den er sich in der ersten Halbzeit zugezogen hatte, zu Ende. Liverpool gewann das Spiel letztlich durch den berühmten „Münzwurf von Rotterdam“ / Nach seiner Karriere

arbeitete Weber von Juni 1978 bis Januar 1980 als Trainer für Werder Bremen, setzte danach sein Sportstudium fort und engagiert sich bis heute als Fußballbotschafter bei den Special Olympics. Für diese Tätigkeit erhielt er im Januar 2011 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Neben der Vizeweltmeisterschaft 1966 und dem dritten Platz 1970 zählen auch die beiden deutschen Meisterschaften 1964 und 1978 und die DFB-Pokal-Siege 1968, 1977 und 1978 mit dem 1. FC Köln zu seinen größten Erfolgen.