Wird Bad der Hahn zugedreht? – MNZ

Hallenbad in Mengsberg muss saniert werden/Schließung droht
Von Carmen Schmidt (0 64 28) 44 88 40 c.schmklt@mittelhessen.de
Neustadt-Mengsberg. Während des Sommerhalbjahres ist das Wasser aus dem gekachelten Becken in Neustadts einzigem Hallenbad abgelassen. Ein Anblick, an den sich die Neustädter vielleicht gewöhnen müssen. Denn das Bad ist sanierungsbedürftig. Die Kosten für neue technische Anlagen lägen bei fast 400 000 Euro. Die Mitglieder des Jugend- und Sozialausschusses berieten am Donnerstagabend über die Zukunft des Bades.
Eine Entscheidung darüber, ob das Hallenbad geschlossen oder weiter betrieben wird, fiel bei der Sitzung des Sozialausschusses nicht. Noch drängt die Zeit nicht, denn in diesem Herbst wird das Hallenbad wie gewöhnlich öffnen können, wie Bürgermeister Manfred Hoim (CDU) sagte. Doch spätestens zum Ende des nächsten Jahres muss die Heiztechnik erneuert werden, weil die bisherige Anlage den dann in Kraft tretenden gesetzlichen Auflagen nicht mehr entspricht. Erneuert werden müssten die Anlage zur Wasseraufbereitung, die Heizungs- und Lüftungstechnik sowie die Elektroninstallationen, so Hoim. Nach Schätzungen eines Fachbüros beliefen sich die Kosten hierfür auf etwa 388 000 Euro.
Selbst wenn das Hallenbad an einen privaten Betreiber – etwa einen Förderverein -übergeben würde, müsse die Stadt wohl die Kosten für die Sanierung übernehmen, ist Hoim sicher: „Das kann sich kein privater Betreiber leisten.“ Auch beim jährlichen Zuschussbedarf sieht Hoim bei der Übergabe an einen Förderverein keine wesentliche Entlastung für die Kommune. Derzeit müsse die Stadt für den Betrieb des Hallenbades jährlich die Summe von 100 000 Euro aufbringen. Auch ein privater Betreiber käme nicht ohne einen öffentlichen Zuschuss aus. „Der hat auch nicht mehr Einnahmen wie wir“, so Hoim.
„Angesichts dieser Kosten müssen wir uns fragen, ob die Stadt sich das leisten kann“, sagte Stadtverordnetenvorsteher Thomas Groll (CDU). Allerdings dürften bei der Entscheidung über die Zukunft des Bades nicht allein die Kosten eine Rolle spielen. Für das Vereinsleben und den Schulsport sei das Bad wichtig. Hoim sieht indes auch den Landkreis Marburg-Biedenkopf beim Betrieb des Hallenbades in der Pflicht. „Es kann nicht Aufgabe der Kommune sein, für den Schulträger ein Hallenbad vorzuhalten.“ Bei einer Bürgerversammlung am 28. September können sich die Neustädter zum Thema Hallenbad äußern. Die Mitglieder des Sozialausschusses hoffen dann auch auf Vorschläge seitens der Bürger, wie das Bad gerettet werden kann. Die Ortsgruppe Neustadt der deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sieht sich außer Stande, das Bad zu betreiben. „Die meisten unserer 250 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Das schaffen wir schon allein personell nicht“, sagt der Vorsitzende, Sven Haude. In den Augen von Hau-de sollte das Bad in jedem Fall erhalten bleiben: „80 Prozent der Neustädter lernen hier das Schwimmen.“