Hubschrauber-Unfall vor 40 Jahren kostete zwei Männern das Leben

Zeitzeugen erinnern sich / Wartungsfehler war Grund für Absturz / Gedenkfeier geplant
Von Florian Lerchbacher

Momberg.
„Ich war mit meinem Vater auf dem Feld, und wir brachten Stroh ein. Auf einmal hörten wir einen Schlag – aber wussten natürlich nicht, was das war“, erinnert sich Timo Stark an den 28. August 1985 in Momberg zurück. „Kurze Zeit später sahen wir jede Menge Rettungsfahrzeuge und Bundeswehrfahrzeuge in Richtung des Waldes fahren“, ergänzt Mombergs heutiger Ortsvorsteher.
Niemand wusste, was genau dort passiert war. Gegen 14 Uhr entdeckte ein Waldarbeiter den Unfall. Er war durch den lauten Aufschlag aufmerksam geworden und hatte Holz bersten gehört. „Meine Eltern berichteten mir nach dem Arbeiten, dass Militärfahrzeuge und Rettungsdienst und sogar ein Hubschrauber unterwegs waren“, berichtet Willibald Groß: „Ich war neugierig und fuhr mit dem Rad Richtung Wald, wurde aber von Soldaten nicht hineingelassen.“

Zeitzeugen erinnern

sich an Tag des Unglücks

Reinhold Lotter wurde in der Mengsberger Straße von einem Mitbürger angesprochen. Dieser hatte gehört, dass ein Hubschrauber abgestürzt sei. Und so machte sich der damalige Ortsvorsteher auf den Weg in den Wald an die vom Ort etwa dreieinhalb Kilometer entfernte Unfallstelle: „Ich bin hin, der direkte Unglücksort war abgesperrt. Aber ich sah es aus einigen Metern Entfernung – und es war gar nicht das erwartete Trümmerfeld. Der Aufbau des Helikopters war noch relativ intakt“, erklärt er. Das Tragische war jedoch, dass das Unglück die beiden Insassen – Pilot Hauptmann Otto Brauers (49) und Begleiter Stabsfeldwebel Wolfgang Bekuhrs (48) – das Leben gekostet hatte.

Die Informationsarbeit des Luftfahrtamts der Bundeswehr teilt dazu mit: „Während eines Übungsfluges ging das Flugzeug, ein Hubschrauber des Typs BO 105 P, in einen nahezu senkrechten Sinkflug über. Der Hubschrauber schlug am Rand einer Waldlichtung hart auf.

Dabei wurden die Besatzungsmitglieder, beide sehr erfahren, getötet und das Luftfahrzeug zerstört. Es herrschte gutes Flugwetter mit leichtem, variablem Wind. Der Hubschrauber wurde gegen 11.15 Uhr (Zulu-Zeit) an der Unfallstelle beobachtet, wie er in einen steilen Sinkflug ohne Taumel- oder Drehbewegungen überging. Die Unfalluntersuchung deckte ein technisches Problem als Ursache auf.“ Es stellte sich im Laufe der Untersuchungen heraus, dass es einen Wartungsfehler gegeben hatte: Am Heckrotor war vergessen worden, Öl nachzufüllen, was dazu führte, dass dieser sich festfraß und ausfiel. Otto Brauer hatte also keine Chance, das Unglück mittels einer Notlandung zu verhindern – und das, obwohl er es in 26 Jahren als Pilot auf mehr als 9.000 Flugstunden gebracht hatte und einer der bekanntesten und besten Piloten Deutschlands war. 1965 und 1969 hatte er sogar die Deutschen Hubschraubermeisterschaften gewonnen – und 1971 die erste Weltmeisterschaft für sich entschieden.

In der Woche nach dem Unglück nahmen bei einer Trauerfeier auf dem Fritzlarer Flugplatz rund 1.000 militärische und zivile Gäste Abschied von Otto Brauer und Wolfgang Bekuhrs.

Rund 50 Meter von der eigentlichen Absturzstelle entfernt erinnert eine Gedenktafel an das Unglück und die beiden Soldaten, die ums Leben kamen. Viele Momberger haben sich in den vergangenen Jahren in die Pflege der Gedenkstätte eingebracht, um die sich inzwischen die Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins um Vorsitzenden Willibald Groß kümmern.

„Das ist doch selbstverständlich“, betont dieser und verweist darauf, dass in Momberg und Umgebung eine große Verbundenheit mit der Bundeswehr herrscht – allein schon durch die räumliche Nähe, durch die einstigen Kasernenstandorte in Neustadt und Homberg/Efze beziehungsweise den weiterhin aktuellen Standort Stadtallendorf. In der Region lebten zudem viele ehemalige Soldaten. Dass die beiden Toten nicht „von hier“ stammten, sei nebensächlich: „Egal, wo ein Kamerad herkommt: Ein Kamerad ist und bleibt ein Kamerad.“

3-D-Kunst ist ein „Spiel mit Perspektive“

Nikolaj Arndt gibt Tipps / Neustädter Straßenmaler-Festival beginnt diesen Freitag
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
Schon als Kind in Gavrilov Posad in Russland war das Malen eine Leidenschaft von Nikolaj Arndt. Dann zeigte ihm sein Vater, wie man räumlich zeichnet und legte den Grundstein für die Karriere seines Sohnes.
Inzwischen ist Nikolaj Arndt 50 Jahre alt und gilt als einer der weltbesten 3-D-Straßenmaler. Bei bis zu sieben Straßenmalerfestivals zeigt er alljährlich sein Können – unter anderem, oder besser gesagt „vor allem“, in Neustadt: seinem Heimatfestival.

Als „etwas Heiliges“ bezeichnete er die Veranstaltung vor einigen Jahren im Gespräch mit der Oberhessischen Presse und sagt auch heute noch: „Neustadt ist Neustadt – das ist einfach etwas anderes.“ Denn es ist fast 20 Jahre her, dass er gemeinsam mit seiner Frau Arina und ihrem ersten Sohn Andrej aus Russland nach Deutschland flohen und bei Mutter Nina Köhler ihre neue Heimat fanden. „3-D-Kunst ist ein „Spiel mit Perspektive““ weiterlesen