Trio hat „immer etwas zu lachen“

Nick Streichert ist Neustadts neuer Junker Hans, Nathalie Walz und Antonia Huber sind seine Burgfräulein
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
Ein Jahr lang repräsentieren Nick Streichert (20), Nathalie Walz und Antonia Huber (beide 18) als Junker Hans und Burgfräulein die Stadt Neustadt – bei Veranstaltungen in der Region, in Wiesbaden, beim Neustadt-Treffen und irgendwie auch in Schottland. Es sei eine große Ehre, die Symbolfiguren darstellen zu dürfen, betonen die drei. Zudem mache es Spaß – und ein bisschen verpflichtet sei man ja schon, ergänzt der neue Junker Hans lachend: Zumindest, wenn man jemand ist, der aus der Stadt kommt und sich dort auch aktiv einbringt.
Und das tun die drei, die mit ihrem neuen Engagement teilweise auch eine Familientradition fortführen: Nick tritt in die Fußstapfen seines Bruders Tom, der von der Kirmes 2022 an ein Jahr lang den Junker Hans gab. Zudem ist er Enkel von Klaus Groll, der jahrzehntelang das älteste Volksfest des Landkreises Marburg-Biedenkopf organisiert hatte.

Antonia Hubers 16 Jahre ältere Schwester Meike war Ende der 2000er-Jahre Burgfräulein. Sie sei mit der Thematik quasi aufgewachsen, sagt sie. Es sei also fast klar gewesen, dass sie eines Tages das in der Stadt geschätzte Amt bekleiden wolle.

Das Trio kennt sich bereits von Kindesbeinen an. Nathalie und Antonia sind seit der Grundschule gut befreundet. „Aber in Neustadt kennt ohnehin eigentlich jeder jeden. Obwohl die Stadt relativ groß ist, hat sie schon noch dörflichen Charakter“, wirft Streichert ein. Besonders schön sei, dass es fast immer etwas zu feiern gebe – und die Menschen das auch nutzten, zusammenkämen und die Gemeinschaft pflegten. Zudem sei es toll, dass es inzwischen fünf Vereine gebe, die Karneval feierten – und das inzwischen auch gemeinsam.

Der Karneval ist auch die große Gemeinsamkeit von Streichert, Walz und Huber. Er gehört dem Elferrat der Kolpingfamilie an, also ganz so wie einst der Großvater und sein Bruder: „Nach drei Jahren als Bühnenrücker dachte ich mir: Es reicht. Jetzt kommt der nächste Schritt. Karneval macht einfach Spaß – und ich wollte nie nur Gast sein, sondern auch mitwirken.“ Die beiden Burgfräulein gehören derweil der Prinzengarde des VfL an, nachdem sie zuvor bei den Diamonds des Frauenvereins getanzt hatten.

Nick Streichert studiert an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen Architektur: „Ich wollte etwas im Bauwesen machen. Bauingenieur erschien mir zu trocken.“ Außerdem spielt er im Rückraum der HSG Kirchhain/Neustadt und fährt Mountainbike beim TSV Kirchhain.

Und obwohl Vater Wolfram allein 15 Jahre Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt war, sprang der Funke nie auf den Sohn über: „Meine Freunde waren alle in Sportverein. Also bin ich da auch hin – und immer dabei geblieben“, erklärt er.

Nathalie Walz kommt nach den Sommerferien in den Jahrgang 13 am Schwalmgymnasium und macht nächstes Jahr Abitur (Leistungskurse Deutsch und Mathe). Sie liest gerne und ist viel beim Handball – weil sich ihre Familie dort stark einbringt und lange aktiv war. Selbst spielt sie nicht (mehr): Sie tanze lieber. Eine Leidenschaft, zu der sie über Antonia Huber kam.

Burgfräulein zieht es für ein Jahr nach Schottland

Diese wiederum hat gerade nach dem Jahrgang 12 die Schule abgeschlossen, will eines Tages eine Ausbildung machen, doch beginnt im August erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr in Schottland an einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Sie habe sich sozial einbringen und gleichzeitig ihr Englisch verbessern wollen, erklärt die 18-Jährige, die in Colinton – einem Vorort von Edinburgh – sich in einer Gruppe engagieren wird, die sich um die Pflege der Grünanlagen kümmert. Sie hofft, trotzdem ihren Verpflichtungen als Burgfräulein nachkommen zu können und plant, dies mit Urlauben und Reisen in die Heimat zu verbinden. Klappt das nicht, müssen jeweils Burgfräulein aus den vergangenen Jahren einspringen.

Wichtig sei ihr, während der Kirmes in Neustadt zu sein – und natürlich an Rosenmontag, um ihrer Karnevalsleidenschaft nachgehen zu können. Zu ihren Hobbys gehören das Backen – am liebsten von Torten – und der Besuch von Musikfestivals.

„Wir glauben, wir sind ein gutes Match, haben eine gute Dynamik und immer etwas zu lachen“, resümiert das Trio. Die Zeit seit der Amtseinführung zu Kirmesbeginn sei sehr schön gewesen. Wahrscheinlich sei die Kirmes an sich schon der Höhepunkt ihrer Zeit als Junker Hans und Burgfräulein gewesen: „Aber wir glauben, dass es noch viele schöne Erinnerungen geben wird.“

Zum Beispiel beim Bierfest der Bürgerwehr am 23. August – ein Termin, auf dem sich der Junker besonders freut, denn die Veranstaltung darf er mit dem Fassbieranstich eröffnen.